Erfassung der individuellen Raum-Zeit-Nutzung und der Beeinträchtigung des Bruterfolgs bei Feldlerchen unter Einsatz von Telemetrie und Nestkameras zur Entwicklung eines Schutzkonzeptes

Stipendiatin/Stipendiat: Manuel Püttmanns

Ganz Europa erlebt seit den letzten Jahrzehnten einen drastischen Biodiversitätsverlust in der Agrarlandschaft, von dem nahezu alle Organismengruppen betroffen sind. Dabei ist besonders der Rückgang an Feldvögeln in der Europäischen Union durch eine zunehmende Intensivierung der Landwirtschaft gut dokumentiert.

Zu den großen Verlierern zählt die Feldlerche (Alauda arvensis) als Flaggschiffart landwirtschaftlicher Nutzflächen, deren Bestände sich innerhalb von 30 Jahren europaweit halbiert haben. Vor allem westeuropäische Studien konnten demonstrieren, dass dieser Bestandsrückgang mit einer veränderten Landnutzung einhergeht, welche den jährlichen Bruterfolg nachhaltig reduziert hat. Als Hauptfaktoren gelten die Umstellung vieler Betriebe von Sommergetreide auf das weniger als Bruthabitat geeignete Wintergetreide sowie die mangelhafte Nahrungsgrundlage durch massiven Pestizideinsatz.

Inwieweit sich jedoch die Kenntnisse aus Westeuropa automatisch auf mitteleuropäische Populationen übertragen lassen, ist fraglich. Auch liegen bislang keine belastbaren Daten zu der relativen Bedeutung bestimmter Prädatorenspezies vor, obwohl die Prädation an sich in hohem Maße zu Nestverlusten beiträgt. Der wohl wichtigste Aspekt, welcher bislang kaum Berücksichtigung fand, ist der individuelle Bruterfolg von Feldlechen über die gesamte Brutzeit hinweg. Ohne ein Wissen über die wichtigen demographischen Parameter von Individuen und ihr Zusammenhang mit der Bewirtschaftung der Landschaft können keine Schutzmaßnahmen entwickelt werden, die alle für Feldlerchen relevanten Faktoren berücksichtigen.

Mit der hier vorgestellten Studie ist die möglichst umfassende Analyse jeglicher Parameter vorgesehen, die für den Bruterfolg einer mitteleuropäischen Teilpopulation im Landkreis Göttingen bedeutsam sind. Erstmalig wird hierfür der gleichzeitige Einsatz von Nestkameras und der Besenderung von Feldlerchen über mehrere Freilandperioden durchgeführt, um tiefe Einblicke in die Raum-Zeit-Nutzung während der Brutsaison zu erhalten. Darüber hinaus gibt ein gleichzeitig stattfindendes Monitoring der Insektenvielfalt- und biomasse Aufschluss über die potentielle Nahrungsverfügbarkeit in den verschiedenen Habitattypen eines Lerchenrevieres. Diese potentielle Nahrungsverfügbarkeit wird dann mit der tatsächlichen Nutzung als Nahrungsquelle für Feldlerchen in Zusammenhang gebracht und ihr Einfluss auf die Wahl von Neststandorten überprüft.

Am Ende des Projektes wird eine fundierte Datengrundlage vorliegen, aus der sich Ansatzstellen für effektive Schutzprogramme zum Erhalt der mitteleuropäischen Feldlerchenbestände ableiten lassen. Nur anhand solcher Studien lassen sich negative Populationstrends auf internationaler Ebene immer besser verstehen und letztlich noch rechtzeitig umkehren.