Die Honigbiene als Wildtier: Status und Populationsdynamik wild lebender Honigbienenvölker (Apis mellifera L.) in Mitteleuropa

Stipendiatin/Stipendiat: Patrick Laurenz Kohl

Honigbienen sind als Honigproduzenten und flexibel einsetzbare Bestäuber von Kulturpflanzen allseits bekannt. Häufig wird jedoch vergessen, dass Apis mellifera auch ein Wildtier und natürlicher Bestandteil der heimischen Fauna ist.

Als Wildtier ist die Honigbiene durch Habitatverlust und die Nebeneffekte der modernen Imkerei bedroht. Wilde Honigbienenvölker sind auf Großhöhlen angewiesen, die es vor allem in alten Baumbeständen gibt. Um genügend Honigvorräte für den Winter zu sammeln, benötigen sie ein ständiges und reiches Blütenangebot. Die Einführung ortsfremder Honigbienenvölker durch die Imkerei führt zur Verdrängung einheimischer Unterarten, und durch künstliche Auslese werden Gene für Merkmale verbreitet, die zwar für die Imkerei förderlich, aber für das Überleben wilder Honigbienen nachteilig sein können. Mit dem globalen Handel von Bienenvölkern kommt es zudem zur Einschleppung neuer Krankheiten. So herrscht weitgehende Übereinstimmung in der Annahme, dass Honigbienenvölker ohne die gezielte Pflege durch Imker nicht mehr dauerhaft überlebensfähig sind.

Im Rahmen einer ersten gezielten Kartierung in Waldgebieten in Deutschland, fanden wir jedoch, dass wild lebende Honigbienenvölker weitaus häufiger vorkommen als bislang angenommen (Kohl und Rutschmann 2018). Dabei zeigte sich, dass alte Schwarzspechthöhlen wichtige Nistplätze darstellen, und dass auch Höhlen tief im Wald, mehrere Kilometer vom nächsten Bienenstand entfernt besiedelt werden.

Obwohl die Honigbiene einer der besterforschten Organismen ist, wissen wir sehr wenig über das Leben wilder Honigbienen und deren ökologische Interaktionen im Waldlebensraum. Dabei könnten solche Honigbienenpopulationen genetische Ressourcen bergen und wichtige Erkenntnisse für eine nachhaltige Bienenhaltung liefern, die ohne den Einsatz von chemischen Behandlungen gegen Parasiten auskommt.

Ziel meines Promotionsprojekts ist es, den aktuellen Populationsstatus wild lebender Honigbienen in Mitteleuropa zu klären. Durch Kartierungen, regelmäßige Kontrolle und Beprobung wilder Honigbienenvölker in verschiedenen Waldgebieten möchten wir folgende spezifische Fragen beantworten:

  1. Wie hoch ist die Populationsdichte wild lebender Honigbienenvölker in verschiedenen Waldgebieten?
  2. Was ist die genetische Struktur wild lebender Honigbienenvölker und gibt es genetische Differenzierungen zwischen wild lebenden und in der Nähe von Imkern gehaltenen Bienenvölkern?
  3. Was ist der Gesundheitszustand wild lebender Honigbienenvölker?
  4. Wie hoch sind die Sommer- und Winterüberlebensraten und die Reproduktionsraten wild lebender Honigbienenvölker?

Auf Grundlage der ermittelten demographischen Parameter werden wir stochastische Modelle nutzen, um die Überlebensfähigkeit wilder Honigbienenpopulationen zu untersuchen. Außerdem möchten wir mit den Daten klären, inwiefern verschiedenen Faktoren (Nistplatzverfügbarkeit, Gesundheitszustand, Nahrungssituation) die wild lebenden Honigbienen limitieren. Die aus dieser Arbeit gewonnenen Erkenntnisse werden sowohl für die Imkerei, als auch für den Schutz der Honigbiene als heimische Wildtierart von unmittelbarer Bedeutung sein.

Förderzeitraum:
01.05.2019 - 30.04.2022

Institut:
Julius-Maximillians-Universität Würzburg Lehrstuhl für Tierökologie und Tropenbiologie Lehrstuhl für Tierökologie und Tropenbiologie Biozentrum

Betreuer:
Prof. Dr. Ingolf Steffan-Dewenter

E-Mail: E-Mail schreiben

URL: https://www.biozentrum.uni-wuerzburg.de/zoo3/startseite/

Publikationen: