Kolleg Circular Economy: Entwicklung einer Typologisierung von Zero Waste Cities für den Vergleich kommunaler Transformationsprozesse

Stipendiatin/Stipendiat: Carina Koop

Angesichts der kontinuierlich steigenden Abfallmengen und einem wachsenden Ressourcenverbrauch wird deutlich, dass konkreter Handlungsbedarf besteht, um die anfallenden Abfallmengen signifikant zu senken. Die Transformation der bislang linearen Wirtschaft zu einer Circular Economy gilt zunehmend als Schlüsselstrategie für den Ressourcenschutz. Dafür braucht es Vorgaben und Gesetze auf Bundesebene, aber auch konkrete Handlungsleitfäden für Städte als ausführende Instanzen. Der Fokus darf zudem nicht allein darauf gelegt werden, Abfälle ordnungsgemäß und umweltfreundlich zu entsorgen, sondern  Abfälle direkt zu vermeiden und Kreisläufe zu schließen. Hierzu sind integrierte Konzepte mit quantifizierbaren Zielen und einem transparenten Monitoring gefragt. Ob der Ansatz der Zero Waste Cities einen solchen umfassenden Rahmen für Städte bieten kann, der neben der Wirtschaft auch die weiteren Sektoren einer Stadt umfasst, soll im Rahmen dieses Promotionsvorhabens untersucht werden.

Das Forschungsvorhaben soll dazu beitragen, Möglichkeiten für den Übergang zu einer kreislauffähigen Gesellschaft aufzuzeigen. Hierbei soll der Fokus weniger auf die Transformation des Wirtschaftssystems durch eine neue technische Ausrichtung im Sinne der klassischen Circular Economy gelegt werden, sondern das Konzept erweitert und auf den Übergang zu kreislauffähigen Städten bzw. einer kreislauffähigen Gesellschaft bezogen werden. Da die Städte beim Übergang zu einer nachhaltigen und zirkulär ausgerichteten Gesellschaft eine zentrale Rolle spielen, stehen sie in diesem Forschungsvorhaben im Mittelpunkt. Die Kernfrage des Forschungsvorhabens behandelt die Rolle der Zero Waste Cities beim Übergang zu einer Circular Society. Um dies zu beantworten, soll sowohl der Ansatz der Zero Waste Cities als auch das theoretische Konzept der Circular Society näher beleuchtet werden.

Um die Dynamik des Übergangs zu einer Zero Waste City zu verstehen, wurde zu Beginn des Promotionsvorhabens ein sozio-technischer Ansatz ermittelt, der über die reine Technologiefixierung hinausgeht und mehrdimensionale Interaktionen zwischen Industrie, Technologie, Märkten, Politik, Kultur und Zivilgesellschaft analysiert. Nach eingehender Analyse wurde die Multi-Level-Perspective (MLP) der Transition Theory als Analyserahmen ausgewählt, um den Übergang zu einer Zero Waste City theoretisch zu erfassen. Die MLP wurde bereits zur Erklärung von Transformationen im Verkehrs-, Energie-  oder Ernährungssystem genutzt und soll nun auch auf den Bereich Abfall bezogen werden. Auch gibt es bereits Forschungen die die MLP auf den städtischen Raum beziehen. Ein Kritikpunkt an der MLP ist jedoch die fehlende Betrachtung von individuellem und kollektivem Verhalten für gesellschaftliche Veränderungsprozesse. Da die Literatur Hinweise auf die wichtige Rolle von Nischenakteuren bei einer sozial-ökologischen Transformation gibt, wird ein zusätzliche theoretischer Fokus auf den Ansatz der „Transformationspioniere“ gelegt.

Darüber hinaus sollen die Treiber und Barrieren beim Übergang zu einer Zero Waste City herausgearbeitet und in eine Typologisierung von Zero Waste Cities übersetzt werden. Diese Typen sollen dazu genutzt werden, um zu ermitteln, wie das Zero-Waste-Konzept bisher in den europäischen Zero Waste Städten aufgehängt ist und welche Rolle es im Kontext der zirkulären Transformation spielt. Zudem sollen diese Typen auf die vier Städte Kiel, München, Ljubljana und Capannori angewendet werden, um so einen Vergleich der Städte zu erhalten. Anhand dieser vier Beispielstädte soll gezeigt werden, welche Rolle Zero Waste Cities bei der Transformation zu einer Circular Society einnehmen und neue Erkenntnisse für die Stadt- und Transformationsforschung sowie für die Praxis gewonnen werden. Dadurch soll die Brücke zwischen dem Konzept der Circular Society und den Zero Waste Cities geschlagen werden.

Die Promotion soll kumulativ in Form von drei Papern entstehen und fußt methodisch auf drei verschiedenen Ansätzen. Es wird eine standardisierte Onlinebefragung der rund 400 europäischen Zero Waste Cities zu Treibern und Barrieren durchgeführt, auf deren Basis eine Typologisierung erarbeitet werden soll. Darüber hinaus werden qualitative Interviews mit Vertreter:innen aus den vier Beispielstädten geführt. Eine Literaturanalyse und -diskussion zur Circular Society sowie die Synthese der zuvor erarbeiteten Ergebnisse sollen das Vorhaben abrunden und die Kernfrage beantworten, welche Rolle Zero Waste Cities bei der Transformation zu einer Circular Society spielen können.

Förderzeitraum:
01.01.2022 - 31.12.2024

Institut:
HafenCity Universität Hamburg Fachgebiet Stadtplanung und Regionalentwicklung

Betreuer:
Prof. Dr. Jörg Knieling

E-Mail: E-Mail schreiben

URL: https://wupperinst.org