Gemeinsam stark: Bedeutung des Phyllosphären-Mykobioms für die pflanzliche Abwehr und Implikationen für die Entwicklung von Fungizid-Alternativen

Stipendiatin/Stipendiat: Johanna Sofie Friedrich

Pflanzenpathogene Pilze verursachen jährlich signifikante Ernteverluste und bedrohen die weltweite Nahrungsmittelversorgung einer wachsenden Weltbevölkerung. Verschärft wird diese Entwicklung durch den Klimawandel, der die regionale Verbreitung einzelner Spezies und die Entwicklung neuer pathogener Isolate befördert. Die am weitesten verbreitete Form der Kontrolle pathogener Pilzen ist nach wie vor der Einsatz von chemischen Fungiziden. Diese belasten jedoch teilweise massiv die Ökosysteme und schaden Mensch, Tier und Pflanze. Die Entwicklung nachhaltigerer Methoden der Pilzkontrolle ist daher essentiell für die Gestaltung einer neuen Landwirtschaft. Eine aktuelle Grundlagen-Studie unserer Arbeitsgruppe hat das völlig überraschende Ergebnis geliefert, dass der phytopathogene Grauschimmel Botrytis cinerea allein durch die Anwesenheit eines anderen harmlosen Pilzes in seiner Entwicklung umprogrammiert wird und die Pflanze nicht mehr infiziert. Diese Beobachtung wirft die Frage auf, inwieweit Pilze, die in Gemeinschaften, also Mykobiomen, wachsen, sich gegenseitig in ihrer Entwicklung beeinflussen und eventuell kontrollieren. Trotz des Vorhandenseins von Mykobiomen auf jeder Pflanzenoberfläche ist diese Frage bisher völlig ungeklärt, ebenso wie die Frage nach der generellen Bedeutung von Blatt-Mykobiomen für das Wachstum und die Entwicklung von Pflanzen.

In diesem Projekt werde ich die durch Vorarbeiten unterstützte Hypothese untersuchen, dass Oberflächen-Mykobiome einen Beitrag zur pflanzlichen Abwehr von Krankheitserregern leisten. Der Einsatz von Breitbandfungiziden könnte diesen Beitrag eventuell nachhaltig stören und somit den Weg für resistente Isolate ebnen. Langfristig sollen die Daten dieser Untersuchungen zur Entwicklung nachhaltigerer Pflanzenschutz-Strategien beitragen, die auf der gezielten Manipulation bzw. der Stärkung von Blattmykobiomen beruhen.

Förderzeitraum:
01.03.2023 - 28.02.2026

Institut:
Technische Universität Braunschweig Carolo-Wilhelmina GmbH Institut für Genetik

Betreuer:
Prof. Dr. André Fleißner

E-Mail: E-Mail schreiben