Hochbrandgips zur Restaurierung umweltgeschädigter architektonischer Details im Gebiet des Ordenslandes in Preußen

Stipendiatin/Stipendiat: Magdalena Jakubek

Das Forschungsprojekt ist auf die Bedürfnisse des Schutzes deutsch-polnischer Kulturgüter ausgerichtet und beinhaltet die Entwicklung von Reparaturmörteln zur Bewahrung von Kulturgütern aus Gips im Sinne der Umweltverträglichkeit.Gegenstand des Projektes sind die mittelalterlichen Gipsmörtel, die ein verbreitetes Baumaterial für architektonische Details im Herrschaftsgebiet des Deutschen Ritterordens waren (Maßwerke, Konsolen, Balustraden etc.). Trotz der grundsätzlich geringen Wasserresistenz des Gipses sind einige der mittelalterlichen Gipsmörtel auch im Außenbereich und in archäologischen Funden überraschend gut erhalten. Die Beständigkeit und Festigkeit historischer Gipsmörtel resultieren vermutlich aus dem mittelalterlichen Herstellungsverfahren, einem Mischbrand bei Temperaturen bis 1000°C. Dabei entsteht so genannter Hochbrandgips. Dank dessen besonderer Eigenschaften sind viele der mittelalterlichen Gips-Architekturelemente bis in die heutige Zeit erhalten, benötigen aber in mehreren Fällen dennoch Konservierungs- und Restaurierungsmaßnahmen, um ihr Überdauern in die nächsten Jahrhunderte zu sichern. Die Alterungsprozesse, besonders in Außenbereich von der Umwelt stark beeinflusst, sind fortschreitend. Rissbildungen und Materialverluste durch Wasser- und Frostwirkung, und auch durch historische mechanische Schäden verursacht, waren bereits im 19. Jahrhundert Anlass für umfangreiche Ergänzungen, die sich aber nur zum Teil als dauerhaft erwiesen. Um weitere Zerstörungen des historischen Gipses zu vermeiden, ist insbesondere die Ergänzung der Fehlstellen nötig.Das Problem der Auswahl eines geeigneten Reparaturmörtels hat zwei Aspekte:1. Heutige marktübliche Gipsbindemittel unterscheiden sich in ihren Eigenschaften deutlich von den mittelalterlichen - besonders in der Wetterbeständigkeit. 2. Es gibt keine labortechnisch überprüften restauratorischen Richtlinien für Ergänzungen an architektonischen Gipsornamenten. Hierfür fehlen insbesondere ausführliche Untersuchungen der Eigenschaften der historischen Mörtel.Inzwischen wurde die historische Technologie des Gipsbrandes in Deutschland rekonstruiert. Die Baustoffmanufaktur Technisches Denkmal Ziegelei Hundisburg e.V. stellt in nach historischen Vorbildern gebauten Öfen Hochbrandgipse her, die in ihren Eigenschaften den mittelalterlichen Gipsmörteln sehr nahe kommen. Diese Bindemittel wurden in verschiedenen Restaurierungsarbeiten in Deutschland bereits mit Erfolg verwendet, in Polen sind sie aber bislang kaum bekannt. Vergleichende Untersuchungen historischer Gipsmörtel und der auf der Basis der Hundisburger Gipse nachgestellten Mörtel sollen zur Entwicklung eines auf die denkmalpflegerischen Ziele ausgerichteten Mörtels führen.

Förderzeitraum:
01.03.2011 - 29.02.2012

Institut:
IWT Stiftung Institut für Werkstofftechnik Amtliche Materialprüfungsanstalt Bremen Analytische Baustoffmikroskopie

Betreuer:
Dr. Herbert Juling

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