Untersuchungen zur genetischen Diversität von Pilz- und Algenpartnern in der Pustelflechte Lasallia pustulata – Bedeutung für den Schutz bedrohter Flechtenarten in den Sudeten

Stipendiatin/Stipendiat: Anna Sadowska-Des

Flechten sind hochentwickelte und vermutlich stammesgeschichtlich sehr alte Symbioseorganismen aus Pilzen (Mykobionten) und Algen, bzw. Cyanobakterien (Photobionten). Nur in der Symbiose entwickelt sich die charakteristische Gestalt, der man von außen nicht ansieht, dass es sich um ein Konsortium aus nicht-verwandten Organismengruppen handelt. Sie symbiotische Lebensweise ermöglicht es Flechten an Standorten zu gedeihen, die für Gefäßpflanzen zu trocken, zu nährstoffarm oder zu kalt sind. Aus diesem Grund kommen Flechten in allen Regionen der Erde vor, insbesondere an Extremstandorten. Da Flechten nur langsam wachsen reagieren sie empfindlich auf Umweltveränderungen durch den Menschen. Sie sind als Bioindikatoren im Rahmen der Umweltüberwachung einsetzbar. Luftverschmutzung, Landnutzungs- und Klimaänderungen können zu einer Verarmung der Flechtenvegetation führen. Genetische Untersuchungen bei Flechten konzentrierten sich bisher darauf, Verwandtschaftsverhältnisse der Arten aufzuklären. Über die genetische Struktur von Flechtenpopulationen ist bisher nicht viel bekannt. Die wenigen vorhandenen Studien zeigen, dass die genetische Diversität der Pilzpartner höher ist, als die morphologische Diversität. Das heißt, dass Flechten aus verschiedenen Regionen, die wir bisher für eine Art gehalten haben, genetisch tatsächlich sehr unterschiedlich sind. Um bedrohte Arten effektiv schützen zu können ist es wichtig, den vorhandenen Genpool zu kennen und die genetische Diversität von Populationen zu erhalten.In meiner Arbeit untersuche ich die Pustelflechte (Lasallia pustulata), die in Polen und vielen deutschen Bundesländern sehr selten und gefährdet ist. Mithilfe von molekularen Markern erfasse ich die genetische Diversität und die Populationsstruktur der Pilz- und Algenpartner. Insbesondere möchte ich Populationen entlang von Höhengradienten untersuchen, um zu verstehen, ob unterschiedliche Mikroklimate das Vorhandensein bestimmter Genotypen fördern. Diese Untersuchungen vertiefen unser Grundlagenverständnis der Populationsbiologie bei Flechten und helfen eventuell dabei abzuschätzen, wie symbiotische Organismen auf zu erwartenden Klimaänderungen in den nächsten Jahrzehnten reagieren werden.

Förderzeitraum:
01.03.2011 - 29.02.2012

Institut:
Biodiversität und Klima Forschungszentrum

Betreuer:
Prof. Dr. Imke Schmitt

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