Verbreitungsmuster der Köcherfliegenarten (Trichoptera) der Westpaläarktis

Stipendiatin/Stipendiat: Daniela Kalaninova

Mein Projekt hat sich mit der Feststellung des Verbreitungsmusters der Köcherfliegen (Trichoptera) innerhalb der Westpaläarktis (= Europa + anliegende Teile Asiens und Afrikas) beschäftigt, weil diese semiaquatische Ordnung der Insekten zu den bedeutenden Indikatoren der Fließgewässerdegradation und des Klimawandels gehört.

Spezifische Fragestellungen des Projektes waren:
1. Welche autökologische Parameter bestimmen das Verbreitungsmuster der Köcherfliegenarten der Westpaläarktis?
2. Wie unterscheiden sich die Verbreitungsmuster der a) großen und kleinen, b) Seen- und Flussarten? Unsere Hypothese ist, dass große und Seenarten breitere und nördlichere Verbreitung haben.
3. Sind weniger spezialisierte Arten weiter verbreitet? Das betrifft die Länge der Flügel, den Ökosystemtyp (Seen versus Flüsse), Substrat- und Ernährungstypen, Strömungs- und Temperaturpräferenzen.

Angaben von mehr als 1.400 Köcherfliegenarten der der Westpaläarktis wurden aus den aktuellsten nationalen Datenbanken entnommen und biologische/autökologische Angaben wurden meistens aus der Datenbank auf www.freshwaterecology.info entnommen. Für die Artbestimmung und den Vergleich der Verbreitungsmuster wurden die Arten eingeteilt in kleine, große, Seen- und Flussarten und mit der multivariaten Statistikmethode DCA analysiert. Für den Vergleich der Größe des Verbreitungsareals wurden die Arten bezüglich der Parameter Länge der Flügel, Ökosystem-, Strömungs- und Temperaturpräferenzen, Substrat- und Ernährungstypen als Generalisten oder Spezialisten eingeteilt und mit dem Kruskal-Wallis Test getestet.

1. Das Verbreitungsmuster der Westpaläarktis-Köcherfliegenarten ist am meisten durch die Temperaturpräferenz bestimmt.
2. Große Arten und Seenarten haben eine größere und nördlichere Verbreitung als kleine Arten und Flussarten. Wir können das so erklären, dass große Arten bessere Flieger als kleinere Arten sind. Eine größere Ausbreitungsfähigkeit wurde auch bei den Seenarten entwickelt, weil die Seen aus Evolutionssicht weniger stabile und vorhersagbare Ökosysteme als Flüsse sind. Nach der letzten Eisperiode waren große Arten und Seenarten fähiger sich schneller aus ihren südeuropäischen Refugien in nördliche Teile Europas zu verbreiten.
3. Aus Sicht der Ökosystempräferenz sind Generalisten signifikant verbreiteter als Seen- und Flussspezialisten. Kaltstenotherme und räuberische Spezialisten, die steiniges Substrat und schnelle Strömung bevorzugen, weisen signifikant das kleinste Verbreitungsareal.

Das Verbreitungsmuster der Köcherfliegen der Westpaläarktis hängt von Verbreitungsfähigkeiten und Habitatpräferenzen ab und kann historisch durch den ständigen Klimawandel, insbesondere durch die letzte Eiszeit, erklärt werden. Die Temperaturpräferenz der Köcherfliegenarten hat eine wichtige Rolle gespielt – sie war der einzige Parameter, bei dem (warm-stenotherme) Spezialisten waren im Durchschnitt mehr verbreitet als (eurytherme) Generalisten. Dagegen signifikant am wenigsten verbreitete Arten und daher besonders gefährdet aus der Sicht der Sensibilität gegenüber der Globalerwärmung sind kalt-stenotherme Flussspezialisten besonders in den Gebirgen Südeuropas.

 

Förderzeitraum:
01.02.2012 - 31.01.2013

Institut:
Universität Duisburg-Essen
Fakultät für Biologie
Aquatische Ökologie

Betreuer:
Prof. Dr. Daniel Hering

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