Urbane Gärten und kreative Räume in Berlin als Beispiel für gemeinschaftlich getragene Lösungen für Nachhaltigkeit

Stipendiatin/Stipendiat: Anna Dankowska

Das Projekt wird in Berlin seit März 2016 durchgeführt. Im Zentrum des Projekts stehen die Bürgerinitiativen, die zu der nachhaltigen Stadtentwicklung beitragen. Als Beispiel solcher Initiativen wurden vier Gemeinschaftsgärten und vier kreative Räume ausgewählt. Die gewonnenen Erfahrungen sollen nach meiner Rückkehr in der Praxis in Polen genutzt werden. Das Praktikum wird bei dem Institut für kreative Nachhaltigkeit absolviert.

Es wurden drei Leitfragen formuliert:
1) Wie werden solche Initiativen im Hinblick auf ihre Organisation, Finanzierung, Beteiligung und Management geführt?
2) Welche Herausforderungen stellen sich ihnen und welche Chancen gibt es für die Zukunft? Was sind die Erfolgsfaktoren?
3) Welchen Beitrag leisten die Gemeinschaftsgärten und kreativen Räume für die nachhaltige Entwicklung der Stadt? Welche Haltungen fördern sie am meistens?
Das Projekt zielt darauf ab, diese Forschungsfragen zu beantworten. Es sollen die bewährte Arbeitsweisen im Bereich der sozialen Innovation für mehr Nachhaltigkeit in der Stadt kennengelernt werden und dieses Wissen später in der polnischen Praxis genutzt werden.

Im ersten Forschungsstadium wurde ein umfassender Überblick zur Fachliteratur erstellt. Auf Basis dieser Recherchen wurde die Problemstellung herausgearbeitet.
Die Feldforschung wurde mit qualitativen, empirischen Methoden durchgeführt. Auf diese Weise sollte ein tieferes Verständnis der Phänomene, Besonderheiten und Prozesse, die in Gemeinschaftsgärten und kreativen Räumen stattfinden, ermöglicht werden. Als Feldforschungsmethoden nutzte ich die Methode der nicht-teilnehmenden Beobachtung von natürlichen Situationen. Zusätzlich wurden Leitfadeninterviews und informelle Gespräche mit den Gründern und den Nutzern der Gemeinschaftsgärten und kreativen Räumen sowie mit Experten aus dem Feld durchgeführt.
Beitrag der Gemeinschaftsgärten und kreativen Räume zu der nachhaltigen Entwicklung der Stadt
Ökologische Rolle: Die Gemeinschaftsgärten entstehen oft auf Brachflächen, deshalb tragen sie zur Begrü-nung der Stadt bei. Sie haben auch eine positive Wirkung auf das Stadtklima und die Rentention von Regen-wasser. Sie bieten gesunde, grüne Orte für Erholung, Arbeit, Bildung und Begegnung. Die Pflanzen werden normalerweise ökologisch im Boden oder in Hochbeeten angebaut, dies hängt von der Qualität des Bodens ab) und auf diese Weise werden die Gemeinschaftsgärten die Quelle von regionalem Bio-Gemüse.

Soziale Rolle: Gärtnern ist aber eher selten der einzige Fokus der Gemeinschaftsgärten. Die soziale Rolle urbaner Gärten und kreativer Räume wird von den Informanten besonders betont. Solche Initiativen stärken die sozialen Netzwerke, das Sozialkapital und die gesellschaftliche Integration bzw. Inklusion. . Es wird bspw. mit Senioren, Geflüchteten, Behinderten gearbeitet. So entstehen Orte der interkulturellen Vielfalt, wo Begegnungen und Interaktionen von Gruppen unterschiedlichster Altersstufen mit verschiedenen kulturellen und sozioökonomischen Hintergründen, stattfinden.
(Bürger)Beteiligungsrolle, politische Rolle: In vielen Debatten über die Nachhaltigkeit wird betont, dass eine nachhaltige Stadtentwicklung die gezielte Beteiligung der Bürger voraussetzt. Das ist einer der wichtigste Beiträge, den die Gemeinschaftsgärten und kreativen Räume für die Nachhaltigkeit leisten. Solche Bürgerinitiativen schaffenden Raum für Begegnungen, Diskussionen, und Austausch sowie für Selbstbestimmung sowie Mitbestimmung – also für mehr Bürgeraktivität. Oft werden die urbanen Gärten als Orte politischer Aktivität betrachtet. Sie stellen Teilhabe im politischen und sozialen Sinn dar. Hier wird direkte Demokratie, „planning for real“ und bürgerliches Engagement geübt. Sie ermöglichen den Bürgern, ihre Umgebung-Nachbarschaft zu gestalten und auf ihre Stadt Einfluss zunehmen. Politisch relevant ist außerdem die Frage, wie mit kommunalem Eigentum der Gesellschaft umgegangen wird. In den beforschten Initiativen erhalten die Bürger direkten Zugang zum Boden, der eine wichtige Ressource für das Gemeinwohl darstellt. Was zudem Aufmerksamkeit verdient, ist dass solche Initiativen den Mitwirkenden die Verantwortung für ihre Nachbarschaft übernehmen lassen. Die Menschen erhalten auf diese Weise nicht nur Rechte, sondern müssen auch bestimmte Pflichten übernehmen.
Bildungsrolle: Die Gemeinschaftsgärten und kreativen Räume bieten vielfältige Möglichkeiten eines praxisnahen Lernens. Im Rahmen der Bildungsarbeit im weiteren Sinne bieten Gemeinschaftsgärten und kreative Räume Workshops, Vorträge, Debatten, Experimente, Schulunterricht, wissenschaftliche Projekte, Führungen, Studentenprojekte etc. an. Die Zielgruppen sind ganz unterschiedlich alt – vom Kitakind bis zum Rentner. Diese Möglichkeit des praktischen, erfahrungsbasierten Lernens ist eine großer Standortvorteil. Anders als an den Universitäten werden bspw. in Fab Labs , Maschinen und Prozesse von einer praktischen Seite kennengelernt.
Die Lebensstile beeinflussen:Weiterhin verfolgen viele der Initiativen das ZielEdas Bewußtsein der Menschen für Themen der Nachhaltigkeit zu schärfen. In der Stadt ist es besonders wichtig, dass man sich umweltgerecht verhält.Gute Vorbilder helfen, über den eigenen Lebensstil nachzudenken und diesen ggf. zu ändern, um somit umwelt-, klima- und sozialgerechter zu leben. Orte, in denen das Reparieren, Selbstmachen, Upcycling, Foodsharing, Sachen Tauschen und Teilen Alltag ist (wie bspw. in Fab Labs, im RepairCafe, Trail und error)multiplizieren die Idee von Müllvermeidung und ausgewogener Ressourcennutzung. Sie fördern eine aktive Haltung und Kreativität anstelle des passiven Konsums.

 

Förderzeitraum:
08.02.2016 - 07.12.2016

Institut:
id22: Institut für kreative Nachhaltigkeit Projekt Space_Spreeacker_Spreefeld

Betreuer:
Dr. Michael LaFond

E-Mail: E-Mail schreiben