Nachhaltige Bestandsoptimierung bei Altbauten mit komplexer Eigentümerstruktur

Stipendiatin/Stipendiat: Milica Mügge

Nachhaltige Bestandsoptimierung bei Altbauten mit komplexer Eigentümerstruktur

In Europa (EU) sowie in der Republik Serbien (RS) ist der Gebäudesektor der größte Energieverbraucher mit einem Anteil von fast 40% am Gesamtenergieverbrauch und folglich verantwortlich für 36% an den Treibhausgasemissionen. Ungefähr 65 % des Gesamtenergieverbrauchs in der EU und in der RS werden für die Heizung verwendet, wobei der Gebäudebestand der größte Verbraucher ist. Der Gebäudesektor spielt eine zentrale Rolle, um die in der EU und in der RS festgelegten Energiesparziele zu erreichen. In der RS ist dabei die innländische Kohle der Hauptenergieträger mit ca. 60%. Diese ist zusätzlich von schlechter Qualität(Braunkohle) und folglich verantwortlich für eine schlechte Luftqualität und hohe CO, Werte im städtischen Wohnraum. Es bietet einehohe Energieunabhängigkeit des Landes und die Erzeugung von Strom zu relativ niedrigen und stabilen Preisen.

Um die in der EU und in der RS festgelegten Energiesparziele zu erreichen, wurde den Kommunen nicht genügend Aufmerksamkeit gewidmet und Maßnahmen zur Verbesserung des Nachrüstprozesses wurden nicht umgesetzt. Da es keine fundierten Leitfäden/Richtlinien/Entwicklungspläne, Pläne und Maßnahmen zur Reduzierung der Treibhausgase und des Energieverbrauchs gibt, wurde übersehen, dass das größte Potenzial in der Nachrüstung des bestehenden Wohngebäudebestands liegt.

Der Schwerpunkt der Forschung lag zunächst auf dem Verständnis und der Analyse der energetischen und funktionalen Optimierung bestehender Mehrfamilienhäuser mit Eigentümergemeinschaften (WEGs). Die genaue Untersuchung bezieht sich auf das Prozessverständnis und der Entwicklung von Verbesserungsvorschlägen für den Sanierungsprozess in der EU und Deutschland. Im folgenden Arbeitsprozesses, werden die Bestandsaufnahme, das Identifizieren der Schlüsselbarrieren und die involvierten Stakeholder Gruppen näher betrachtet, die mit der Optimierung bestehender Gebäude unter verschiedenen Eigentumsverhältnissen verbunden sind. Ziel ist es, ein Kosten-Nutzen Optimum innerhalb der WEGs und die effizienteste Art der Entscheidungsfindung zu erörtern und die Planung, Umsetzung und das Qualitätsmanagement während des gesamten Prozesses zu verbessern. Basierend auf den bereits erfolgreichen Beispielen guter Praxis werden neue Ansätze und Verbesserungsstrategien entwickelt und als Leitsatz zum Gesetztesentwurf ausformuliert.

Die weitere Forschung konzentrierte sich auf die Ist-Situation der Gebäudeentwicklung in RS. Der durchschnittliche jährliche Heizenergieverbrauch in den meisten Bestandsgebäuden in RS ist deutlich höher, sogar 2-3 Mal höher, als im Neubausektor. Wohngebäude die in den 70-er und 80-er Jahren des letzten Jahrhunderts gebaut wurden, sind durch übermäßig hohe Transmissionswärmeverluste mit einem durchschnittlichen Endenergiebedarf von 230 kWh/m2a gekennzeichnet. Weil diese Gebäude ohne oder mit unzureichender Wärmedämmung gebaut wurden, stellen sie heute die größte Herausforderung für die Ressourceneffizienz in Serbien dar. Im Laufe der Jahre wurde der Wohnbaubestand vernachlässigt und schlecht erhalten, da eine klare Managementstruktur für diesen fehlt. Der seit vielen Jahren im Vergleich zur EU niedrige Strompreis wirkt sich auf die geringe Sanierungsrate aus, weil Eigentümer kaum ein wirtschaftliches Interesse daran haben. Eine klare Unterstützung durch den Staat und die Kommunen bei Verordnungen und der effektiven Umsetzung der Vorschriften ist entscheidend für die Verbesserung des bestehenden Wohngebäudebestandes.

Basierend auf den Erfahrungen aus den EU-Ländern hat sich gezeigt, dass die Verbesserung auf allen Ebenen notwendig ist (Individuum und Eigentümergemeinschaften, sowie Bezirk, Stadt, Region und Land). Das Engagement der Kommunen ist entscheidend für die Verbesserung der Luftqualität und die Reduzierung der Treibhausgasemissionen. Der Schwerpunkt liegt hierbei auf der Einsparung von Energie durch die gesteigerte Energieeffizienz von Mehrfamilienhäusern - bestehende WEGs sind einer der größten Energieverbraucher und haben somit das größte Verbesserungspotenzial. Darüber hinaus sollte der Optimierung des Sanierungsprozesses und vor allem seiner Vorbereitung besondere Aufmerksamkeit geschenkt werden. Ein größtmöglicher Erfolg kann nur erzielt werden, wenn die Eigentümer von Begin an in den Prozess eingebunden sind, alle Informationen des Lösungsanatzes für jeden zur Verfügung stehen und vor allem ein Bewusstsein für den Nutzen der Sanierungsmaßnahme geschaffen wird.

Förderzeitraum:
07.02.2018 - 06.02.2019

Institut:
Fraunhofer-Institut für Bauphysik IBP Standort Holzkirchen Energieeffizienz und Raumklima

Betreuer:
Georgi Georgiev

E-Mail: E-Mail schreiben

URL: https://www.ibp.fraunhofer.de