Friedhöfe im städtischen Umfeld

Stipendiatin/Stipendiat: Paula Cvetkova

Friedhöfe im städtischen Umfeld

Die gebräuchlichste Definition von Friedhöfen in ihrer Rolle im städtischen Umfeld sind als Sakral- oder Kulturlandschaften. In erster Linie sind sie heilige Gebiete der kollektiven Vertretung der lebenden Gemeinschaft. Ein Ort, an dem symbolisch einfacher Glauben und Werte dieser Gemeinschaft zum Ausdruck gebracht werden. Die Bedeutung von Friedhöfen sollte aber auch auf andere Qualitäten und Möglichkeiten, die diese Landschaftsform bietet, ausgeweitet werden. Die vorhandenen und möglichen Funktionen von Friedhöfen müssen identifiziert und mit dem Rahmen neuer Friedhofsentwürfe verknüpft werden.

Friedhöfe sind Grünflächen, die sowohl von Pflanzen als auch von Tieren leicht genutzt werden können und möglicherweise „Inseln der Biodiversität“ innerhalb der Stadt bieten. Die Friedhofslandschaft bleibt im Gegensatz zu den meisten anderen städtischen Grünflächen für eine längere Zeit weitestgehend unberührt. Daher funktionieren sie oft als erhaltene reiche ökologische Inseln, auf denen sich der Lebensraum am wenigsten verändert hat.

Die Forschung zeigt eine Vielzahl von Studien in Europa, in denen die untersuchten Friedhöfe verschiedener Niveaus reich an Biodiversität sind, abhängig von der Landschaft, dem Standort und beispielsweise dem Wartungsniveau. Die Ergebnisse zeigen, dass oft weniger gepflegte Gebiete mehr Biodiversität aufweisen, was die Frage nach dem empfohlenen Wartungsniveau in solchen Landschaften aufwirft.

"Friedhöfe sind für die Lebenden", betont Mark Smith, ein Küster auf dem Salt Lake City Cemetery. Natürlich ist und sollte das erste und wichtigste Anliegen von Friedhöfen Ihre Funktion als Beisetzungsstätte sein. Da aber die Landschaft des Ortes stillsteht und unvermeidlich eine Rolle in der städtischen Umgebung spielt, ist es nur logisch, dass sie von den noch Lebenden genutzt wird. Historisch ist dies keine neue Idee. Die ersten parkähnlichen Friedhöfe des 18. Jahrhunderts, sowohl in Europa als auch in den USA, waren von Anfang an für den öffentlichen alltäglichen Gebrauch und die Erholung vorgesehen. Parkähnliche / ländliche Friedhöfe behaupten sogar, der Ursprung und die Inspiration für die ersten öffentlichen Parks in Amerika zu sein. Mit der Zeit jedoch, beeinflusst von Geschichte, Kultur und Traditionen, haben Friedhöfe ihr Aussehen und ihre Landschaft verändert, ebenso wie die Gemeinschaften sie wahrnehmen. Der Entwurf zeitgenössischer Friedhöfe spiegelt die sich ständig verändernde Gesellschaft, ihre Werte und Notwendigkeiten wider, oder sollte es zumindest.

In einer Studie über die Wahrnehmung von Friedhöfen in der Stadt hebt der Autor mehrere Kriterien für eine positive Wahrnehmung von städtischen Friedhöfen hervor: Vorhandensein von Vegetation, Instandhaltung, Privatsphäre, Verantwortungsbewusstsein und das Gefühl, von der Stadt entfernt zu sein.

Bei der Erforschung steht die Verfügbarkeit von UGS (Urban Green Space) in den größten Städten in Europa an erster Stelle. Vor allem zu nennen sind Schweden und Finnland.Die höchste Bevölkerungszahl pro verfügbarem UGS liegt zwischen 500 m und 300 m im Stadtgebiet. Danach folgen die Niederlande, Dänemark, Deutschland und das nördliche Polen. Diese überdurchschnittlichen Werte in den Städten im Norden können auf den natürlichen Waldreichtum ihrer Landschaften zurückzuführen sein, deuten aber auch auf ihre Einstellung zur Bedeutung des Erholungsraums in den städtischen Gebieten hin. Während die Städte immer dichter werden, kann der künftige Mangel an städtischen Grünflächen zusammen mit der Einführung neuer Nutzungsmöglichkeiten des öffentlichen Raums die Nutzung und Bewertung städtischer Friedhöfe als Teil der städtischen grünen Infrastruktur beeinflussen.

Als ein inspirierendes Beispiel für die Gestaltung des Friedhofs ist der Woodland-Friedhof in Schweden zu nennen, der ein einzigartiges Architektur-und Landschaftserlebnis bietet und seit 1994 zum UNESCO-Weltkulturerbe zählt. Die Forschung betrachtet diesen Ort im Vergleich zu anderen Friedhöfen in ganz Europa in Bezug auf Design, Nachhaltigkeit und zukünftige Verbindungen mit der Gemeinschaft. Es gibt eine eindeutige Lücke in der Literatur, die Planern nur wenige Erkenntnisse zur Verfügung stellt, um den Friedhofsraum und seinen Wert in der gebauten Umgebung vollständig zu verstehen.

Friedhöfe als Kulturlandschaft sind eng miteinander verbunden und stark von Kultur, Traditionen und Denkweisen der Nation beeinflusst. Die Forschung konzentriert sich hauptsächlich auf Studien aus Europa, in der Überzeugung, dass andere Bereiche der Welt nicht von den oben diskutierten Themen ausgeschlossen sind.

Die Forschung betont die Notwendigkeit, Friedhöfe mit den Weitblick zu planen und sie als multifunktionale und meditative Erholungsräume mit einem Beitrag für die Öffentlichkeit und die städtische Umwelt zu gestalten.

Förderzeitraum:
06.02.2019 - 05.07.2019

Institut:
Technische Universität Berlin Institut für Stadt- und Regionalplanung (ISR) Fachgebiet Städtebau und Siedlungswesen

Betreuer:
Prof. Dr. Angela Million

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