Newsletter des Stipendienprogrammes vom 19.12.2014

Infos aus dem Stipendienprogramm - Nr. 57 - Ausgabe IV 2014

Fachkolloquium „Das Ruhrgebiet“ Oktober 2014
Fachkolloquium „Das Ruhrgebiet“ Oktober 2014
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9.) Fachkolloquium „Das Ruhrgebiet – eine urbane Region im Wandel, gestern, heute, morgen“

Bericht zum DBU-Fachkolloquium

Essen, 15. bis 17. Oktober 2014

Das Ruhrgebiet ist eine der am dichtesten besiedelten Regionen Europas mit einer reichen und bewegten Vergangenheit. Durch den gegenwärtigen Wandel von Industriestruktur zur Industriekultur, Dienstleistung und Bildung sieht sich die Region vielen neuen Herausforderungen und Problemen gegenübergestellt. So entwickelte sich das Ruhrgebiet vom einst industriellen Zentrum Deutschlands zu einer Region, die von einer überdurchschnittlich hohen Arbeitslosenquote beherrscht ist, die unter dem demographischen Wandel leidet und deren Städte und Gemeinden hoch verschuldet sind. Außerdem haben der jahrzehntelange Steinkohleabbau und das einstige hohe Schwer- und Stahlindustrieaufkommen sichtliche ökologische Spuren hinterlassen. Diese Entwicklung hatte dem Ruhrgebiet bisweilen den Ruf als „Schmuddelkind der Nation“ eingebracht.

Demgegenüber verfügt das Ruhrgebiet über ein enormes Potential. So gilt die Region mit unter anderem 21 Hochschulen, drei Max Planck und vier Fraunhofer Instituten als die dichteste Bildungs- und Forschungslandschaft Europas. Des Weiteren haben rund ein Zehntel der 500 größten Unternehmen Deutschlands ihren Sitz im Ruhrgebiet. Darunter RWE, Thyssen-Krupp, Degussa, die Aldi-Gruppe und Tengelmann. Auch ökologisch gesehen gibt es eine Vielzahl an Großprojekten, unter anderem den Emscher-Umbau, die einen Vorbildcharakter für ähnliche Projekte in anderen urbanen Regionen eingenommen haben.

Wie wird in Zukunft mit den Problemen und Chancen umgegangen besonders mit Blick auf eine nachhaltige Entwicklung? Was hat das Ruhrgebiet zu dem gemacht, was es ist? Wie lebt man heute in dieser Region? Welche Rolle spielt diese Metropolregion im Hier und Jetzt, und kann sie als Vorbild für andere urbane Regionen im Wandel dienen? Viele Fragen und offene Antworten, die reichlich Stoff zur Diskussion bieten.

Die Veranstaltung sollte den Teilnehmern fachübergreifend ermöglichen, die Probleme und Chancen einer urbanen Region im Wandel zu identifizieren und diese auf Grundlage der eigenen Fachkompetenzen zu evaluieren, um daraus etwaige Handlungsmöglichkeiten abzuleiten. Die interdisziplinäre Herangehensweise und bewusst offene Fragestellung sollte dabei den Teilnehmern einen Blick über den eigenen fachlichen Tellerrand ermöglichen und offene Diskussionen zulassen. Das Kolloquium war daher gezielt prozess- und diskursorientiert ausgelegt.

Folgende Redner haben teilgenommen:

• Prof. Jörg Bogumil: Viel erreicht – wenig gewonnen: Ein realistischer Blick auf das Ruhrgebiet

• Prof. Jens Gurr: Stadt-Identitäten und das Ruhrgebiet

• Prof. Hans-Werner Wehling: Die industrielle Kulturlandschaft Ruhrgebiet

• Prof. Bernd Sures: Nachhaltige urbane Kulturlandschaft in der Metropole Ruhr

• Prof. Daniel Hering: Urbane Biodiversität

• Prof. Susanne Moebus: Metropole Ruhr – Gesundheit im komplexen Gefüge urbaner Systeme

Die Vorträge der eingeladenen Redner haben verdeutlicht, aus welchen verschiedenen Perspektiven sich der Thematik einer urbanen Region im Wandel genähert werden kann und welche Probleme und welcher Forschungsbedarf diese Fragestellungen aufzeigen, aber auch welche Möglichkeiten und Potentiale der Region innewohnen. Die Exkursionen zur Zeche Zollverein und dem Phönixsee in Dortmund konnten dabei einige der diskutierten Aspekte veranschaulichen und erfahrbar machen. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass hinter dem „Ruhrgebiet“ eine ebenso einzigartige wie vielschichtige Region steht, der weder der Ruf eines „Schmuddelkindes“ noch ein „Alles ist super“ Euphemismus gerecht werden. Vielmehr hat das Kolloquium zeigen können, dass die Region zwar mit einer Vielzahl an teils historisch begründeten Problemen konfrontiert ist, aber in ihrer Geschichte und Struktur einzigartig ist. Genau hier liegen auch die Chancen für die zukünftige Entwicklung der Region.

Wir bedanken uns bei allen Rednern/innen, die sich die Zeit genommen haben, uns durch ihre Vorträge Einblicke in die verschiedensten Fachbereiche zu ermöglichen und für Fragen und Diskussionen bereit zu stehen, für die freundlichen und informativen Führungen im Rahmen der Exkursionen und für die Bereitstellung der Räumlichkeiten durch das Science Support Centre der Universität Duisburg-Essen. Ermöglicht wurde die Veranstaltung durch die Förderung der Deutschen Bundesstiftung Umwelt, wofür wir uns ganz besonders bei Frau Dr. Schlegel-Starmann bedanken möchten.

Der ausführliche Bericht kann über die DBU Plattform abgerufen werden.

Maria Gies, Michael Hohenadler, Benjamin Kupilas und Christian Selbach

DBU-StipendiatInnen