Newsletter des Stipendienprogrammes vom 29.03.2019

Infos aus dem Stipendienprogramm - Nr. 74 - Ausgabe I 2019

Vernetzungstreffen zwischen DBU-Stipendiatinnen und –Stipendiaten sowie Humboldt-Stipendiatinnen und -Stipendiaten
Vernetzungstreffen zwischen DBU-Stipendiatinnen und –Stipendiaten sowie Humboldt-Stipendiatinnen und -Stipendiaten
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11.) Vernetzungstreffen DBU-Stipendiaten und Humboldt-Stipendiaten

Am 15. und 16. März 2019 fand erstmalig ein Vernetzungstreffen zwischen DBU-Stipendiatinnen und –Stipendiaten und internationalen Klimaschutz-Stipendiatinnen und Stipendiaten der Alexander von Humboldt-Stiftung bei der DBU in Osnabrück statt.

Die Humboldt-Stiftung bietet jungen Nachwuchsführungskräften aus außereuropäischen Schwellen- und Entwicklungsländern Stipendien für ein forschungsnahes Projekt in den Bereichen Klimaschutz und klimarelevanter Ressourcenschutz bei einem selbst gewählten Gastgeber in Deutschland an. Einige beispielhafte Projekte der jungen Klimaexpertinnen und Klimaexperten erweckten sofort mein besonderes umweltrechtliches Interesse: Ein juristisches Projekt zu „Human mobility in the context of climate change“ oder Projekte zu „Incorporating the electricity sector in the emission trading system“ und zur „Willingness to pay for mangrove-centered ecosystem based adaptation“.

Das Vernetzungstreffen war vielfach vielfältig: Sowohl die Themen und Herkunftsländer der Humboldt-Stipendiatinnen und -Stipendiaten als auch das Veranstaltungsprogramm mit Scientific Speed Dating und FutureLab in der DBU-Ausstellung, gemeinsamem Pizzaessen, Exkursion in die Klimakommune Saerbeck und Nachtwächterführung.

Das Treffen begann am Freitagnachmittag mit einem lockeren fachlichen Austausch über die in der DBU-Ausstellung „MenschenWelt“ thematisierten Nachhaltigkeitsherausforderungen. In interdisziplinären Teams entwickelten wir innovative Lösungsansätze, um unsere gemeinsamen Lebensgrundlagen nachhaltig zu schützen. Die fruchtvollen Diskussionen wurden bei einem anschließenden gemeinsamen Restaurantbesuch fortgeführt.

Am Samstag folgte eine Exkursion zur Klimakommune Saerbeck. Die Gemeinde mit rund 7.000 Einwohnerinnen und Einwohnern ist Vorreiter der kommunalen Nachhaltigkeitswende. Seit dem Jahr 2009 beschreitet sie den „Saerbecker Weg“ und hat viel erreicht: Inzwischen erzeugt die Kommune dreimal so viel grünen Strom aus Wind, Sonne und Biomasse als im Ort verbraucht wird. Zu den ersten realisierten Projekten gehört die Gläserne Heizzentrale, die bereits im Jahr 2010 in Betrieb ging. Die Heizzentrale versorgt über ein Nahwärmenetz das Schul- und Sportzentrum und weitere kommunale Gebäude mit Warmwasser. Die Wärme wird nachhaltig mit dem nachwachsenden Rohstoff Holz (Holzpellets) erzeugt. Die großdimensionierte Heizungsanlage liegt mitten in Saerbeck und eine Glasfassade erlaubt den transparenten Blick auf die Zukunftstechnik. Zur Zentrale gehört auch ein Seminarraum, wo wir Nachwuchswissenschaftlerinnen und Nachwuchswissenschaftler einen einführenden Vortrag hörten und viele Fragen stellen konnten. So verbindet die Gläserne Heizzentrale nachhaltige Technik mit der Bildung für eine nachhaltige Entwicklung.

Im Anschluss begutachteten wir den Saerbecker Bioenergiepark, einschließlich dem Innenleben einer Windkraftanlage und eines umfunktionierten Solarbunkers. Im Jahr 2011 übernahm die Gemeinde Saerbeck ein circa 90 Hektar großes Gelände, das ursprünglich als Munitionshauptdepot diente. Aus dem Gebiet entwickelten ausschließlich lokale Investoren den Bioenergiepark (BEP Saerbeck), in dem inzwischen Wind, Sonne und Biomasse genug Strom für 19.000 Haushalte erzeugen. Der Bioenergiepark versteht sich als Kompetenzzentrum für erneuerbare Energien und die Energiewende. Deshalb wird nicht nur lokal Strom erzeugt, sondern auch geforscht und unterrichtet. Die Klimakommune der Zukunft gibt ihr Wissen und ihre Erfahrungen als außerschulischer Lernstandort weiter an Schülerinnen und Schüler, Politikerinnen und Politiker, die klimabewegte Zivilgesellschaft und selbstverständlich auch an uns Klimawissenschaftlerinnen und Klimawissenschaftler. Ferner sind 15 Hektar des Parks als Naturschutzgebiet ausgewiesen. Darüber hinaus haben über 30 Menschen mit Behinderung im BEP eine Anstellung gefunden.

Die holistische Herangehensweise und das umfassende integrierte Klimaschutz- und Klimaanpassungskonzept der kleinen NRW-Gemeinde überzeugte nicht nur uns junge Klimaexpertinnen und Klimaexperten, sondern zuletzt auch die Jury vom „Deutschen Nachhaltigkeitspreis für Städte und Gemeinden“ im Jahr 2019. Viele weitere Auszeichnungen und Preise wie den „European Energy Award (EEA) Gold“ erhielt die vorbildhafte Klimakommune.

Nach dieser inspirierenden Exkursion entführte uns Samstagabend ein Nachtwächter in die mittelalterliche Osnabrücker Innenstadt. Der Ausblick von einem rund 40 Meter hohen Kirchturm bildete den leuchtenden Abschluss eines spannenden Vernetzungstreffens, mit noch spannenderen Nachwuchsforscherinnen  und Nachwuchsforscher aus der ganzen Welt.

Der herzliche Empfang und die offene Atmosphäre während des Treffens luden zu vielschichtigen und interessanten Diskussionen mit den Humboldt-Stipendiatinnen und -Stipendiaten ein. Ich bedanke mich recht herzlich bei dem DBU-Team für ihre Initiative und kann versichern, dass ich über dieses gelungene und bereichernde Wochenende hinaus mit den herausragenden Klimaexpertinnen und Klimaexperten in Kontakt bleiben werde.

Kathleen Pauleweit
aktuelle DBU-Stipendiatin