DBU aktuell - Nr. 11 |  November 2008

Informationen aus der Fördertätigkeit der Deutschen Bundesstiftung Umwelt

1. Bundespräsident über Umweltpreisträger: Der einzig wahre Realist ist der Visionär

Bundespräsident Horst Köhler hat den Deutschen Umweltpreis der DBU Ende Oktober in Rostock überreicht und ein klares Bekenntnis zur Idee der Nachhaltigkeit abgelegt. Den mit 500.000 Euro höchstdotierten Umweltpreis Europas teilen sich in diesem Jahr Prof. Dr. Ernst Ulrich von Weizsäcker, Dekan der Donald Bren School für Umweltwissenschaft und -management in Kalifornien/USA, sowie Dr. Holger Zinke, Gründer und Vorstandsvorsitzender des mittelständischen Biotech-Unternehmens BRAIN AG (Zwingenberg).

Preisübergabe des Umweltpreises 2008 durch Bundespräsident Horst Köhler
Bundespräsident Horst Köhler (v. r. n. l.) übergab die Preise an die beiden Umweltpreisträger Dr. Holger Zinke und Prof. Dr. Ernst Ulrich von Weizsäcker. DBU-Kuratoriumsvorsitzender Hubert Weinzierl beobachtet die Szene.
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Fritz Brickwedde (rechts) stellte die Kampagne »Haus sanieren – profitieren!« vor.
DBU-Generalsekretär Dr.-Ing. E. h. Fritz Brickwedde (rechts) stellte die Kampagne »Haus sanieren – profitieren!« vor. Links: Moderator Stefan Schulze-Hausmann.
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Logo des Deutschen Umweltpreises 2009
Logo des Deutschen Umweltpreises 2009
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Prof. Dr. Klaus Töpfer – Mitglied der Jury, selbst Umweltpreisträger und ehemaliger Direktor des Umweltprogramms der Vereinten Nationen – betonte in seiner Laudatio, von Weizsäcker habe wohl als Erster darauf aufmerksam gemacht, wie sehr wir unseren Wohlstand subventionierten, indem wir die Natur verbrauchten und ausbeuteten. Er habe sich nicht gescheut, politische Verantwortung zu übernehmen und an den wichtigsten Stellen in der Welt für einen wirkungsvolleren Umgang mit unseren natürlichen Rohstoffen zu kämpfen.


Dr. Wolfgang Plischke – Mitglied der Jury und Vorstand der Bayer AG – sagte in seiner Laudatio über Preisträger Dr. Holger Zinke, er habe wesentliche Impulse für die Weiße Biotechnologie am Standort Deutschland gegeben. Mithilfe des »Werkzeugkastens der Natur« konnte er völlig neue biologische Wirkstoffe identifizieren, mit denen sich herkömmliche chemische Industrieprozesse durch umweltfreundlichere biologische Verfahren ersetzen lassen. Das spare Energie und Materialien, schone fossile Ressourcen und mache uns unabhängiger von Rohstoffen, die nur begrenzt zur Verfügung stünden.

Zinke und seinem Team sei es gelungen, ein deutsches mittelständisches Unternehmen zum Schrittmacher für die Entwicklung einer gesamten Branche zu machen. Bundespräsident Köhler unterstrich in seiner Ansprache, die beiden Umweltpreisträger von Weizsäcker und Zinke gäben in Theorie und Praxis Antworten auf die Frage, wie man angesichts einer wachsenden Weltbevölkerung kommenden Generationen ihre natürlichen, wirtschaftlichen und sozialen Lebensgrundlagen sichern helfe. Sie zeigten, dass die Vision, Energieverbrauch und Ressourcennutzung deutlich zuverringern, keine Utopie bleiben müsse.

Köhler: »Der einzig wahre Realist ist der Visionär.« Zuvor hatte der Bundespräsident in seiner Rede für die Notwendigkeit einer neuen industriellen Revolution in der Energie- und Ressourcenproduktivität geworben – weg von fossilen Brennstoffen, hin zu erneuerbaren Energien. Köhler wörtlich: »Kleine Kurskorrekturen reichen nicht mehr. Wir brauchen eine umfassende Strategie für die Verwirklichung der wunderbaren, guten Idee der Nachhaltigkeit.« Die Industrieländer müssten ohne weiteren Zeitverlustihren ökologischen Fußabdruck in derWelt drastisch verkleinern. Gleichzeitig brauchten die Entwicklungs- und Schwellenländer Technologien und Verfahren, die es ihnen erlaubten, besonders umweltschädliche Kapitel unseres eigenen Industrialisierungsprozesses zu vermeiden.

Köhler: »Von einem solchen zukunftsfähigen Modell ist die Welt und sind vor allem auch die westlichen Industriestaaten und auch wir in Deutschland noch weit entfernt.« Nachhaltigkeit sei aber vor allem eine Frage der persönlichen Haltung und des Lebensstils. Wir alle müssten unsere Einstellungen überprüfen und auf eine neue Balance hinwirken »zwischen den Wünschen des Einzelnen und dem, was die Erde aushält«. Dabei gehe es nicht um Askese, sondern um das Finden von Maß und Mitte für diese unsere Welt.

Bewusster und bejahter Verzicht könne einen Gewinn an Lebensqualität bedeuten. Menschen, die nur nach materiellem Reichtum strebten, so Köhler, hätten weniger Aussicht auf Lebenszufriedenheit als jene, die sich persönliche Ziele jenseits des bloßen Konsums steckten und soziale Beziehungen pflegten. Wörtlich sagte der Bundespräsident: »Erst wenn man auch imstande ist, weniger zu wollen, kann man Herr über die eigenen Bedürfnisse bleiben.«