DBU aktuell Nr. 7/8 | Juli/August 2014

Informationen aus der Fördertätigkeit der Deutschen Bundesstiftung Umwelt

St. Marienthal © Pawel Sosnowski
Die 20. internationale Sommerakademie der DBU in St. Marienthal/Ostritz stand ganz im Zeichen der "Nachhaltigen Landwirtschaft":
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2.) 20. Internationale Sommerakademie der DBU

Die 20. Internationale Sommerakademie der DBU, die vom 30. Juni bis 3. Juli 2014 in St. Marienthal/Ostritz stattfand, stand ganz im Zeichen der »Nachhaltigen Landwirtschaft« (siehe dazu Seite 1 und 2).

Rund 140 Teilnehmer, darunter die DBU-Kuratoren Undine Kurth und Dr. Matthias Miersch sowie zahlreiche hochrangige Fachleute aus Landwirtschaft, Tierhaltung, Pflanzenbau, Verbraucherschutz, Ernährungswissenschaft, -wirtschaft und Marketing, befassten sich mit den Herausforderungen einer zeitgemäßen Agrarwirtschaft – lokal und global. Einen hervorragenden fachlichen Einstieg boten Prof. Joachim von Braun, Zentrum für Entwicklungsforschung, Bonn zu dem Thema »Globale Herausforderungen bei der Nahrungs- und Futtermittelproduktion « und StS a.D. Alexander Müller, IASS Potsdam, der sich mit der »Fläche als knappes Gut und globalen Nutzungskonkurrenzen « befasste. Zudem stellte Prof. Olaf Christen, Universität Halle-Wittenberg, aktuelle Methoden der Nachhaltigkeitsbewertung vor.

Quer durch alle Arbeitskreise, Fachvorträge, Exkursionen und Diskussionen auch mit einem Kreis von Bundestagsabgeordneten aus dem für das Thema federführenden Agrarausschuss zogen sich wiederkehrende Themenschwerpunkte, die hier kurz zusammengefasst dargestellt sind: • Auch wenn Deutschland global gesehen nur einen vergleichsweise geringen Anteil an der weltweiten landwirtschaftlichen Produktion hat und insofern nur bedingt Einfluss auf Änderungen der Produktionsweisen zu mehr Nachhaltigkeit nehmen kann, kommt Deutschland insbesondere hinsichtlich Modellhaftigkeit, Innovationskraft und auch in Bildungsfragen eine Vorreiterrolle zu, die weltweit Beachtung findet.

• Ein nach wie vor ungelöster Zielkonflikt besteht hierzulande in puncto Flächenverbrauch, der immer noch zu hoch ist und stark zulasten der Landwirtschaft geht: Dringend sind Lösungen gefragt, wie mit der zunehmenden Nutzungskonkurrenz und den Flächenansprüchen der Bau- und Gewerbe- sowie Verkehrsentwicklung, der landwirtschaftlichen Produktion und der Notwendigkeit von Natur- und Landschaftsschutz nachhaltig umgegangen werden kann.

• Alle Glieder der Wertschöpfungskette von den Lieferanten der Vorprodukte bis zum Verbraucher, haben die Chance und die Verpflichtung mehr Nachhaltigkeit einzufordern und in ihrem Umfeld Realität werden zu lassen. Die  Diskussionsteilnehmer gewichteten Verantwortung und Einflussmöglichkeiten verschiedener Akteure der Kette allerdings durchaus unterschiedlich.

• Sehr interessant waren die Berichte aus den Betrieben. Die Landwirte zeigten, wie sie bereits verschiedenste Aspekte einer nachhaltigen Betriebssteuerung umsetzen. Gleichwohl gibt es noch Forschungs- und Entwicklungsbedarf. Konkrete Ansätze hierzu wurden sowohl für die Pflanzenproduktion als auch für die Tierhaltung herausgearbeitet, die auch für die DBU-Förderarbeit interessant sind.

Ergebnisse der Arbeitskreise

In vier Arbeitskreisen diskutierten die Teilnehmer Nachhaltigkeitsfragen der Themenfelder Pflanzenproduktion, Tierhaltung, Biodiversität sowie Ökonomie und Soziales. Im Komplex Pflanzenproduktion wurde deutlich, dass es bereits gute Instrumente und Indikatoren zur Bewertung der Nachhaltigkeit gibt, für eine breitere Anwendung aber bestehende Hemmnisse abgebaut werden müssen. Dies kann durch eine verbesserte Integration in Ausbildung, Studium und Beratung gelingen. 

Im Bereich Tierhaltung bestand Einigkeit darüber, dass die bestehenden Haltungssysteme in Richtung mehr Tiergerechtigkeit modifiziert werden müssen. Für die unterschiedlichen Produktionssysteme sind eigenständige Nachhaltigkeits-Leitbilder zu entwickeln. Nach Auffassung der Arbeitsgruppe Biodiversität erfordern die gegenwärtig ungünstigen Rahmenbedingungen verstärkte Anstrengungen für eine flächenspezifische Aufbereitung von Fachinformationen unter dem Stichwort »Mehr Wissen/Hektar«. In der gesamten Wertschöpfungskette sollte der Begriff Biodiversität verständlich aufbereitet werden.

Neben der Produktionstechnik sind in der Nachhaltigkeitsbewertung die ökonomischen und sozialen Kriterien von genauso hoher Bedeutung, so das Fazit der entsprechenden Arbeitsgruppe. Für ihren langfristigen Bestand müssen landwirtschaftliche Unternehmen rentabel und liquide sein, gleichzeitig sind gesetzliche Mindeststandards einzuhalten. Daher gilt es, Lebensmitteln wieder mehr »Wert«-Schätzung entgegen zu bringen und damit eine faire Preisgestaltung zu ermöglichen.