DBU aktuell Nr. 9 | 2016

Informationen aus der Fördertätigkeit der Deutschen Bundesstiftung Umwelt

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Teilnehmerinnen und Teilnehmer des DBU-Symposiums zum Thema Bioökonomie in Wiesenfelden (v. l.): Judith Puttkammer, Jens Crueger, Dr. Manfred Kircher, Christiane Grefe, Prof. Dr. Dr. h. c. Joachim von Braun, Beate Seitz-Weinzierl, Dr. Martin Oldeland, Hubert Weinzierl, Prof. Dr. Ulrich Bartosch, Prof. Dr. Franz-Theo Gottwald, H. Schmidt, Dr. Franz Ehrnsperger, Dr. Ulrich Witte, Christine von Weizsäcker, Dr. Frank Simon, Dr. Horst Hamm, Dr. Maximilian Hempel, Dr. Christian Schäfer, Dr. Heinrich Bottermann und Dr. Stephan Schleissing

3.) Breiter gesellschaftlicher Diskurs soll Entwicklung der Bioökonomie begleiten

»Bioökonomie – Neuer Raubbau oder Wirtschaftsform der Zukunft?« so hieß das Thema des diesjährigen DBU-Symposiums, das am 19./20. Oktober 2016 im Umweltbildungszentrum Schloss Wiesenfelden stattfand. Nach Darstellung von DBU-Generalsekretär Dr. Heinrich Bottermann wolle die DBU mit der Veranstaltung für den Diskurs zu kontro­versen Themen der Bioökonomie ein Umfeld schaffen. Solche offenen Diskussionen brächten die DBU als Stiftung hinsichtlich ihres breiten gesellschaftlichen Auftrags weiter, so Bottermann. Stiftungsarbeit bedeute auch, sich an Prinzipien zu halten. Die DBU orientiere sich dabei an den Sustainable Development Goals (SDGs) und strebe mit ihrer Förderarbeit an, innerhalb der Planetaren Leitplanken zu bleiben beziehungsweise in den sicheren Handlungsraum zurückzukehren. Dazu gehöre auch, Risiken von Transformationsstrategien wie der Bioökonomie zu diskutieren. Das Thema Bioökonomie müsse nach Ansicht von Bottermann auch in der öffentlichen Kommunikation stärker als Baustein der Transformation aufgegriffen werden.

Lösungsansätze der Bioökonomie zur Begegnung der großen globalen Herausforderungen stellte Prof. Dr. Joachim von Braun, Vorsitzender des Bioökonomierates, in seinem Beitrag vor. Der Direktor des Zentrums für Entwicklungsforschung an der Universität Bonn verwies unter anderem auf die Empfehlungen und Prinzipien des Bioökonomierates. Zentrale Bedeutung spiele dabei die sogenannte »wissensbasierte Bioökonomie«, sagte von Braun. Darunter sei mehr zu verstehen als die reine Biomasse­nutzung. Vielmehr gehe es dabei um die zunehmende und vielfach verflochtene Wertschöpfung von Biomasseproduk­tion und -nutzung, Verarbeitung von biobasierten Produkten sowie die Nutzung biologischen Wissens.

Prof. Dr. Franz-Theo Gottwald, Vorstand der Schweisfurth-Stiftung, beleuchtete das Thema aus umweltethischer Sicht. Seiner Darstellung zufolge könne die Bioökonomie die Transformation im Sinne der SDGs und innerhalb planetarer Leitplanken durchaus unterstützen. Dabei allerdings müsse die Transformation zur Bioökonomie von einem Diskurs ethischer und gesellschafts­politischer Aspekte begleitet werden.
Lösungsansätze der Bioökonomie aus Sicht der Wirtschaft steuerte Dr. Manfred Kircher bei. Der Vorsitzende des Beirats Cluster Industrielle Biotechnologie e. V. (CLIB2021) bezeichnete die Bioökonomie ebenfalls als Transformationsstrategie zur Dekarbonisierung. Das biobasierte Rohstoff-Portfolio sei bislang allerdings vor allem auf Ernährung und Energie bezogen und müsse dazu auf Materia­lien erweitert werden, so Kircher. Non-food-Biomasse (Agrar-Reststoffe, Holz, Algen) sollte dabei prioritär genutzt werden.

Christiane Grefe, ZEIT-Redakteurin und Buchautorin, betonte in ihrem Vortrag, dass die Bioökonomie eines der brisantesten Streitfelder der Nachhaltigkeitskontroverse darstelle, weil sie unmittelbar von begrenzten natürlichen Systemen abhänge und diese verändere. Erschwerend komme hinzu, dass unterschiedliche Deutungen des Bioökonomie-Begriffes nebeneinander existierten.

In der Diskussion kam unter anderem zu Sprache, dass es Regeln für eine nachhaltige Bioökonomie geben müsse: Ziele für die die Regelsuche sollten Vertrauen, Glaubwürdigkeit, Verbindlichkeit und Verlässlichkeit sein, so Prof. Gottwald. Erwähnt wurde auch, dass eine Änderung unseres Lebensstils im Sinne der Suffizienz als ein Lösungsansatz zur Begegnung der gegenwärtigen Herausforderungen gesehen werden könne.

Der Leiter der DBU-Kommunikationsabteilung, Dr. Ulrich Witte, fasste die Ergebnisse des Symposiums aus Sicht der DBU zusammen und betonte noch einmal die Bedeutung des politisch-gesellschaftlichen Diskurses in diesem Zusammenhang. Als Teil der Debatte müsse auch ein ethischer Diskurs zur Bioökonomie geführt werden, der vor der Euphorie und Geschwindigkeit der Aufbruchstimmung warne, erklärte Witte.