DBU aktuell Nr. 7 | 2017

Informationen aus der Fördertätigkeit der Deutschen Bundesstiftung Umwelt

Preisträger 2017 © BUND, Heinz Sielmann Stiftung, Wolfgang Schmidt - Right Livelihood Award, Jens Kortus Fotografie Miltenberg
Die (obere Reihe) Naturschützer Inge Sielmann, Dr. Kai Frobel (l.) und Prof. Dr. Hubert Weiger einerseits, die (untere Reihe) Unternehmer Bernhard (l.) und Johannes Oswald andererseits werden 2017 mit dem Deutschen Umweltpreis der DBU ausgezeichnet. Der Ehrenpreis geht posthum an den früheren Außenminister der Marshall-Inseln, Tony de Brum (†).
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Johannes und Bernhard Oswald, Umweltpreis 2017, DBU © Jens Kortus Fotografie Miltenberg
Durchblick in Sachen zukunftsweisende Technik: Die modernen Torquemotoren von Johannes (l.) und Bernhard Oswald - hier schauen sie durch einen gewickelten Stator - verringern den Energieverbrauch um bis zu 50 Prozent, der Einsatz von Getriebeöl fällt weg, die Maschinen werden leichter, benötigen weniger Platz, produzieren geringere Betriebskosten und sind leiser.
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Pressefahrt Lainsitzniederung Frobel, Weiger © BUND
Einsatz für ein Grünes Band Europa: Dr. Kai Frobel (8.v.l.) und Prof. Dr. Hubert Weiger (7.v.l.) hier bei einer Pressefahrt in das Naturschutzgebiet Lainsitz an der österreichisch-tschechischen Grenze
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1.) Deutscher Umweltpreis 2017 geht an Naturschützer-Trio, Technik-Pioniere und engagierten Klimaschützer

»In einer immer komplexer werdenden Welt brauchen wir grundlegend neue Ansätze in Technik, Forschung, Wirtschaft und Gesellschaft. Der Kampf für Klima- und Naturschutz sowie Energieeffizienz ist dabei kein Selbstzweck. Wir sind die letzte Generation, die den Umschwung noch schaffen kann, aber auch die erste, die unter den massiven Auswirkungen der globalen Veränderungen zu leiden hat. Letztlich geht es um die Frage, wie im Jahr 2050 rund 10 Mrd. Menschen gut und im Einklang mit den natürlichen Lebensgrundlagen leben können.«

Auch als Livestream:

»Symposium: Effizienz – Suffizienz – Kreislaufwirtschaft:
Zukünftige Ressourcenstrategie« 28. Oktober 2017, 13 bis 17 Uhr
auf: www.dbu.de

Die Verleihung des Deutschen Umweltpreises 2017:
»Festakt Deutscher Umweltpreis« 29. Oktober 2017, 11 bis 12:30 Uhr
auf: www.dbu.de und www.3sat.de/nano

Das betonte der stellvertretende DBU-Generalsekretär Prof. Dr. Werner Wahmhoff bei der Bekanntgabe der diesjährigen Träger des Deutschen Umweltpreises. Die Auszeichnung, die 2017 zum 25. Mal von der DBU verliehen wird, geht einerseits an die Naturschützer Inge Sielmann (87, München), Dr. Kai Frobel (58, Nürnberg) und Prof. Dr. Hubert Weiger (70, Fürth) sowie anderseits an die Unternehmer Bernhard (86) und Johannes Oswald (56, Miltenberg).

Die Stiftung würdigt damit den Einsatz des Naturschützer-Trios für das erste und größte gesamtdeutsche Naturschutzprojekt, das Grüne Band, sowie die Entwicklung eines besonders energiesparenden Elektromotors beispielsweise für industrielle Zerkleinerer oder Pressen im Familienunternehmen OSWALD Elektromotoren. Die mit einem Preisgeld von jeweils 245 000 Euro verbundene Auszeichnung werden die beiden Preisträgergruppen am 29. Oktober in Braunschweig von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier erhalten.

Der mit 10 000 Euro dotierte Ehrenpreis geht posthum an den früheren Außenminister der Marshallinseln, Tony de Brum († 72).

Torquemotoren als revolutionäre technische Neuerung

Zu den Gesellschaftern und Geschäftsführern des Miltenberger Unternehmens OSWALD Elektromotoren führte Wahmhoff aus, Vater und Sohn Oswald hätten die Energieeffizienz und Produktivität von Anlagen deutlich erhöht und seien Wegbereiter einer umweltentlastenden Innovation. Als erste hätten sie Machbarkeit und Perspektiven einer neuen Technologie erkannt und die Produkte erfolgreich am Markt platziert.

Ihre Idee, als Hauptantriebe Torquemotoren (torque, engl.: Drehmoment) in Direktantriebstechnik einzusetzen, revolutionierte den Elektromotorenbau. Gegenüber anderen mechanischen oder hydraulischen Antriebslösungen bieten Torquemotoren deutliche Vorteile: Der Energieverbrauch kann um bis zu 50 % gesenkt werden, der Einsatz von Getriebeöl entfällt, die Maschinen werden leichter und leiser und benötigten weniger Platz, sodass sich auch die Betriebskosten verringern. Allerdings müssen Torqueantriebe in der industriellen Anwendung an die kundenspezifischen Anforderungen angepasst werden. Wahmhoff: »Erst so wird ein optimiertes System von Antrieb und Maschine möglich. Deshalb sind das technische Können und die unternehmerische Expertise des Antriebsherstellers von entscheidender Bedeutung.« So habe sich die Firma OSWALD in diesem Technologiefeld zu einem Weltmarktführer entwickelt.

Auch bei einer weiteren Schlüsseltechnologie des 21. Jahrhunderts, der Hochtemperatur-Supraleiter-Technologie, steht die Firma mit an der Spitze der Entwicklung und zählt zu den international bekannten Akteuren in diesem Forschungsfeld. Neben dem betrieblichen Engagement zeichnen sich die Firmenchefs durch bemerkenswerte Verbandsaktivitäten und ein außergewöhnliches, regionales bürgerschaftliches Engagement aus.

Das Grüne Band – Natur kennt keine Grenzen

Als Wegbereiter des Grünen Bandes als erstes und größtes gesamtdeutsches Naturschutzprojekt würdigte Wahmhoff Inge Sielmann, Ehrenvorsitzende der Heinz Sielmann Stiftung, Dr. Kai Frobel, Koordinator des bundesweit und international tätigen Projektbüros Grünes Band des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) und Prof. Dr. Hubert Weiger, Vorsitzender des BUND. Nur durch engagierte Naturfreunde und deren Liebe zur Natur – und dafür stehe das Trio – habe der rund 1 400 Kilometer lange ehemalige innerdeutsche Grenzstreifen als Zufluchtsort für die Pflanzen- und Tierwelt erhalten werden können.

Wahmhoff: »Durch Sielmann, Frobel und Weiger wurde in Deutschland die Vision einer europäischen Initiative für das Grüne Band ins Leben gerufen und ein Symbol für die Überwindung des Kalten Krieges gesetzt. Aus einer ehemals völkertrennenden, die Menschen isolierenden und tötenden Grenze wurde – durch den friedlichen Aufstand der Bürger geöffnet – eine grüne Verbindungslinie für die Natur und das Naturerlebnis: ein lebendiges Denkmal!«

Die Stifterin

Inge Sielmann, Witwe von Heinz Sielmann, des DBU-Ehrenpreisträgers von 2005, habe das Werk ihres Mannes konsequent fortgesetzt und Neues vor allem in der Umweltbildung initiiert. Mit verschiedenen Initiativen in Kindergärten und Grundschulen setzte sie ein Ausrufezeichen für den Bildungsauftrag am und mit dem Grünen Band und betonte dessen Bedeutung für den Schutz der biologischen Vielfalt. Besondere Verdienste erwarb sie auch durch die Sicherung weiterer Naturschutzflächen wie etwa dem »Biotopverbund Harz-Eichsfeld-Werratal«.

Der Initiator

Kai Frobel sei Initiator und Namensgeber des »Grünen Bandes« und habe lange vor der Wende die Basis für das erste und größte gesamtdeutsche Naturschutzprojekt gelegt, so Wahmhoff. Frobels wissenschaftliche Arbeiten belegten bereits in den 70er und 80er Jahren bundesweit erstmals das hohe Naturpotenzial und die herausragende Bedeutung des Grenzstreifens. Mit einer großen Konferenz mit Teilnehmern aus Ost und West legte er den Grundstein für die Resolution zum Schutz des Grünen Bandes. 1998 gründete er das bundesweit und international tätige Projektbüro Grünes Band des BUND und koordiniert es bis heute.

Der Visionär

Hubert Weiger, Vorsitzender des BUND, trieb den völkerverbindenden Charakter des Projektes, der auf interdisziplinären Dialog ausgerichtet ist, zusammen mit Frobel voran.

»Er dachte zudem über die Grenzen Deutschlands hinaus und hatte die Vision eines grünen Bandes Europa«, so Wahmhoff. Dies gab den Anstoß zur Initiative Grünes Band Europa, die heute mit 12500 Kilometern den längsten Lebensraumverbund des Kontinents darstellt. Weiger erwarb sich als Mitglied zahlreicher Gremien auf verbands- und umweltpolitischer Ebene besondere Verdienste um den Erhalt des Grünen Bandes und hielt stets seine »schützende, fordernde und fördernde« Hand über das Grüne Band – auch in schwierigen Zeiten.

Ehrenpreis für Engagement gegen Klimawandel

Zu dem im August 2017 verstorbenen Tony de Brum, ehemaliger Außenminister der Marshallinseln und posthum mit dem DBU-Ehrenpreis ausgezeichnet, führte Wahmhoff aus, seinem persönlichen Engagement und diplomatischen Geschick als Vertreter der pazifischen Inselstaaten sei es maßgeblich zu verdanken, dass es 2015 zum Pariser Klimaschutzabkommen gekommen ist. Dabei hat die Staatengemeinschaft die Begrenzung der menschengemachten globalen Erwärmung auf deutlich unter 2 °C gegenüber den vorindustriellen Werten festgeschrieben. Entscheidend mitgewirkt habe er am Zustandekommen der »High Ambition Coalition«, einer Allianz von Entwicklungs-, Schwellen- und Industrieländern, die bei den Klimaverhandlungen eine einheitliche Kompromisslinie aufgebaut und ihren Forderungen somit Nachdruck verliehen habe.

De Brum habe so vor allem den Staaten und Regionen eine Stimme verliehen, die voraussichtlich am stärksten von den Auswirkungen des Klimawandels durch steigende Meeresspiegel und starke Unwetter bedroht sein werden. Wahmhoff: »Er hat dem Schutz unseres Planeten durch sein feinfühliges Vorgehen mit viel Fingerspitzengefühl besondere Dienste erwiesen.«

Pressetexte, Fotos und O-Töne zu den Umweltpreisträgern finden Sie in der aktuellen Pressemitteilung.