Newsletter des Stipendienprogrammes v. 30.09.2012

Infos aus dem Stipendienprogramm - Nr. 48 - Ausgabe III 2012

Nobelpreisträgertagung Lindau 2012
Diskussionsrunde mit Prof. Dan Shechtman vom Technion in Haifa, Isreal
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5.) Bericht Nobelpreisträgertagung Lindau 2012

Durch die DBU hatte ich Anfang Juli die Chance, an der 62sten Nobelpreisträgertagung in Lindau teilzunehmen. Die Tagung stand im Zeichen der Physik, weshalb von den 27 angereisten Nobelpreisträgern die Mehrzahl einen Physik Nobelpreis bekommen hatte.

Am Sonntag den 01. Juli wurde die Veranstaltung von der Präsidentin der Nobelpreisträgertagung, Gräfin Bernadotte, eröffnet. Zu diesem Zeitpunkt hatten sich schon beinahe alle der 580 Nachwuchswissenschaftler aus mehr als 60 Ländern in der Inselhalle eingefunden. Nach dem öffentlichen Teil gab es eine musikalische Kostprobe des Wiener Philharmonie Orchesters.

In den folgenden Tagen hielten die Nobelpreisträger vormittags ihre Vorträge. Die Nobelpreisträger konnten erzählen, was sie wollten, ob über ihren Nobelpreis, ihre aktuelle Arbeit oder etwas völlig anderes. Nach einer kurzen Mittagspause konnte man an einer der zweistündigen Diskussionsrunde mit einem der Nobelpreisträger teilnehmen. Bei diesen Veranstaltungen konnte man alles fragen, was man schon immer wissen wollte. Nach den Diskussionsrunden gab es immer noch gesellschaftliche Events. Besonders gelungen war der Abend der Singapurer, die dieses Jahr die Tagung unterstützten. Mit traditioneller Musik und Tanz, gutem Essen und beeindruckenden Präsentationen haben die Singapurer für ihr Land geworben. Auch ein „grill and chill“ sowie ein bayrischer Abend durften natürlich nicht fehlen.

Eines der Highlights war sicherlich der Vortrag von Prof. Dan Shechtman, der erst 2011 den Nobelpreis in Chemie für die Entdeckung der Quasi-Kristalle erhalten hatte. Er hatte darüber erzählt, wie lange er gegen Widerstände aus der Gemeinschaft der Kristallographie kämpfen musste, bis die experimentellen Daten und die daraus gewonnenen Erkenntnisse anerkannt wurden. Daraufhin musste die Definition von Kristallen geändert werden. Ein weiteres Highlight war Prof. William Phillips, der mit seiner lockeren immer lächelnden Art alle im Publikum begeistern konnte und nebenbei die aktuellsten Ergebnisse der Bose-Einstein-Kondensation präsentierte. Da viele Nobelpreisträger aus der Teilchenphysik stammen, durften auch diese Vorträge nicht fehlen. Wir erfuhren schon einen Tag vor der Pressekonferenz, dass es neue Hinweise auf das lang gesuchte Higgs-Teilchen gibt. Dies führte dazu, dass beinahe alle Teilnehmer spontan ein Grinsen im Gesicht hatten und aufgeregt diskutiert wurde.

Auch die Klimaerwärmung bzw. der Klimawandel hatte bei dieser Nobelpreisträgertagung einen großen Raum eingenommen. Es wurde sehr kontrovers diskutiert. Auf der einen Seite gab es starke Ermahnungen, nachhaltig mit unseren Ressourcen umzugehen und auch nachhaltig unseren Energiebedarf zu decken. Auf der anderen Seite gab es Kritiker, wie Prof. Ivar Giaever, welche beispielsweise die Forschung am Klimawandel als Pseudo-Wissenschaft deklassieren wollten und nicht an den vom Menschen verursachten Klimawandel glauben. Die Bestimmung einer globalen Temperatur stand dabei als Hauptkritikpunkt im Raum, da so etwas nicht so präzise möglich sei.

Bei der abschließenden Diskussionsrunde auf der Insel Mainau wurde ebenfalls sehr divers über den Klimawandel und die zukünftige Energieversorgung diskutiert. In der Diskussionsrunde wurde die zukunftsweisende Rolle Deutschlands als Vorreiter der Energiewende deutlich. Es wird mit Spannung erwartet, ob wir unsere selbst gesteckten Ziele erreichen werden und genügende Energie aus erneuerbaren Quellen zu vernünftigen Preisen generieren können.

Weitere Informationen zur Nobelpreisträgertagung und die einzelnen Vorträge könnt ihr hier abrufen.

Stefan Fischer
DBU-Stipendiat