DBU aktuell Nr. 11 | November 2009

Informationen aus der Fördertätigkeit der Deutschen Bundesstiftung Umwelt

1. Umweltpreis 2009: Bundespräsident fordert Transformation zur postkarbonen Gesellschaft

Aus den Händen von Bundespräsident Horst Köhler nahmen die Umweltpreisträger des Jahres 2009 Ende Oktober in Augsburg den mit 500.000 Euro höchstdotierten Umweltpreis Europas entgegen. Den Umweltpreis der DBU teilen sich das Unternehmer-Duo Petra Bültmann-Steffin und Dr. Carsten Bührer, der Wissenschaftler Prof. Dr. Bo Barker Jørgensen sowie die Ehrenvorsitzende des Bundes für Umwelt- und Naturschutz Deutschland (BUND), Dr. Angelika Zahrnt.

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Vor 1.200 Gästen sorgte das Bayerische Staats­ballett für einen würdigen kulturellen Rahmen der Fest­veranstaltung.
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Köhler: »Der Mensch ist mehr als nur Konsument ...«
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Hoher Besuch am Infostand des DBU-Wettbewerbs »Entdecke die Vielfalt«
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Köhler betonte in seiner Festansprache, die Preisträger stünden beispielhaft für drei Schlüsselbereiche, auf die es in den nächsten Jahrzehnten entscheidend ankomme: Wissenschaft, Technologie und gesellschaftliche Veränderung.
Angelika Zahrnt werde für ihr unermüdliches Engagement, ihre intellektuelle Brillanz und ihre persönliche Überzeugungskraft ausgezeichnet, mit der sie die Themen Umweltschutz und Nachhaltigkeit aus den Expertenzirkeln heraus in die Mitte der Gesellschaft und an die Spitze der politischen Agenda bringe, sagte der Bundespräsident.
Die Auszeichnung von Prof. Dr. Bo Barker Jørgensen geht auf folgende Forschungszusammenhänge zurück: Im globalen Kohlenstoffkreislauf spielen die Meere als Speicher für Kohlenstoff die größte Rolle. Kohlenstoff wird am Meeres­boden als Methan abgelagert. Im Zuge der globalen Erderwärmung kommt es nicht nur zur Erwärmung der Atmosphäre, sondern auch zur Erwärmung  küstennaher oder flacher Gewässer wie zum Beispiel der Ostsee. Die Forschungsergebnisse Professor Jørgensens zeigten, so die Laudatio, dass das Methan am Meeresboden durch geochemische und mikrobielle Prozesse wieder gelöst werde und somit in die Atmosphäre aufsteigen könne. Dies unterstreiche in beein­druckender Weise, dass die Klimadiskussion weiter gefasst werden müsse als bisher.
Das Preisträger-Duo Bültmann-Steffin/Bührer erhielt den Deutschen Umweltpreis für die Entwicklung eines Spezialheizers auf Basis einer Hochtemperatur-Supraleitung. Mit seiner Hilfe ließen sich in der weiterverarbeitenden Metall-Industrie enorme Mengen an Strom sparen, führte ein Laudator aus. Die einzusparende Strommenge entspreche in Deutschland der Produktion von vier Steinkohlekraftwerken.

Sozialprodukt allein nicht das Maß für eine gute Gesellschaft

Bundespräsident Horst Köhler hob in seiner Festansprache ferner die Notwendigkeit hervor, einen neuen Antriebsstoff für die Volkswirtschaften jenseits des Öls zu suchen und sich erneuerbaren Energien und Ressourceneffizienz zuzuwenden. Wörtlich sagte er: »Es geht um nichts weniger als um die Transformation in eine ›postkarbone Gesellschaft‹.« Die Politik müsse den Kulturwandel durch eine Bildung befördern, die einen nachhaltigen Lebensstil vermittle – durch mehr Transparenz für Verbraucher und eine größere Wertschätzung bürgerschaftlichen Engagements. Das Sozialprodukt allein sei nicht das Maß für eine gute Gesellschaft, »denn unsere Lebenswelt ist größer als die Welt der Waren, der Mensch mehr als nur Konsument oder Produzent«, so der Bundespräsident. Schon mit der heute verfügbaren Technik allerdings lasse sich der Energieverbrauch bis 2050 halbieren, zitierte das Staatsoberhaupt Experten: Wenn es mehr Passivhäuser gäbe, die keine Heizung im alten Sinne mehr brauchten; wenn mehr Elektrogeräte der höchsten Energiesparklasse genutzt würden, Stand-by-Schaltungen Vergangenheit wären und Glühbirnen mehr leuchteten als heizten.