DBU aktuell Nr. 05 | 2019

Informationen aus der Fördertätigkeit der Deutschen Bundesstiftung Umwelt

Plastikflasche am Strand, (c) bluedesign - stock.adobe.com.jpeg © bluedesign - stock.adobe.com.jpeg
Etwa acht Millionen Tonnen Plastikmüll landen jährlich in den Ozeanen.
Sommerakademie 2019, Lies, Bonde, Boetius © Deutsche Bundesstiftung Umwelt
Referierten bei der DBU-Sommerakademie 2019: Der Niedersächsische Umweltminister und DBU-Kurator Olaf Lies, DBU-Generalsekretär Alexander Bonde sowie DBU-Umweltpreisträgerin und DBU-Kuratorin Prof. Dr. Antje Boetius (v. l.)
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Sommerakademie 2019 Müller © Deutsche Bundesstiftung Umwelt
Studienleiterin Dr. Monika Müller von der Evangelischen Akademie Loccum begrüßte die Teilnehmenden und moderierte die Abschlussdiskussion.
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Sommerakademie 2019 Kloster Loccum © Deutsche Bundesstiftung Umwelt
Im Programm der Sommerakademie: Besichtigung der spätromanischen Klosterkirche des Klosters Loccum.
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1. DBU-Sommerakademie »(Un-) Vermeidbar? – Kunststoffe in der Umwelt«

»Das Schadenspotenzial ist nicht nur ein ästhetisches Problem in der Umwelt – wir reden hier von einer Plastocalypse.« So plakativ brachte es Dr. Andreas Köhler vom Öko-Institut e. V., Freiburg, auf den Punkt, »weil es sich um eine irreversible Umweltverschmutzung mit globaler Dimension und sehr hohem ökologischen Schadenspotenzial handelt.«

Rund 120 Akteure trafen sich vom 17. bis 19. Juni zur 25. DBU-Sommerakademie in Loccum, um über das weltweite Plastikproblem zu sprechen. Die in Kooperation mit der Evangelischen Akademie Loccum und dem Fraunhofer-Institut für Umwelt-, Sicherheits- und Energietechnik UMSICHT, Oberhausen, durchgeführte Veranstaltung verdeutlichte das wachsende Problem von Kunststoffabfällen in der Umwelt und den dringenden Handlungsbedarf, diese zu reduzieren. »Kreislaufkonzepte sind für uns als DBU von zentraler Bedeutung. Uns ist ein umfassender Ansatz wichtig, darum fördern wir Projekte zu Kunststoff über mehrere Förderthemen hinweg«, erläuterte DBU-Generalsekretär Alexander Bonde die Haltung der Stiftung.

»Etwa acht Millionen Tonnen Plastikmüll landen jährlich in den Ozeanen«, bilanzierte Prof. Dr. Antje Boetius vom Alfred-Wegener-Institut in Bremerhaven und seit Kurzem Kuratorin der DBU. Auch in der Tiefsee lagert sich Plastik ab. Mikroorganismen die Plastik zersetzen, existieren dort nicht, aber auch nicht in anderen Gewässern. »Wenn Mikroben etwas nicht fressen können, gehört es nicht in die Natur«, sagte Boetius. Deutschland und Europa seien übrigens Teil des Problems, unser Müll ist schon an Spitzbergens Küsten zu finden. »Generell sind alle Materialien zu überprüfen. Auch die Fischereinetze sind aus Kunststoff und machen einen hohen Teil des Meeresmülls aus«, betonte Boetius.

Doch was verursacht die Kunststoffeinträge in die Umwelt? Der Abrieb von Reifen spielt insbesondere bei Mikroplastik – kleinsten Plastikteilchen im Mikrometer- bis Millimeterbereich – eine herausragende Rolle. Das machte Jürgen Bertling vom Fraunhofer-Institut UMSICHT deutlich: »In Deutschland stammen rund 127 000 Tonnen Mikroplastik-Emissionen pro Jahr allein vom Reifenabrieb.« Besonders hoch sind laut Bertling die Emissionen in Innenstädten, wo viel gebremst wird.

Der Niedersächsische Umweltminister und DBU-Kurator Olaf Lies sprach von einer großen gesellschaftlichen Verantwortung: »Das heutige Tun wird noch viele Jahrhunderte lang Konsequenzen haben.« Er zeigte sich überzeugt, dass eine Reduktion von Abfall nur durch ein Gesetz gelingen wird. »Ein gesetzlicher Rahmen kann auch Wettbewerbsvorteile für diejenigen schaffen, die sich Mühe geben«, so Lies.

Reinhard Schneider von der Werner & Mertz GmbH, die unter anderem die Reinigungsprodukte der Marke »Frosch« herstellt, zeigte Beispiele aus seiner Unternehmenspraxis auf. So können bereits heute Abfälle aus dem Gelben Sack recycelt werden, ohne dass Rohöl für die Produktion von Kunststoffen genutzt wird.

Am zweiten Tag der Sommerakademie wurden in drei Workshops Lösungsansätze für die Plastikproblematik vorgestellt und entwickelt. Bei der finalen Podiumsdiskussion betonte Dr. Bärbel Naderer vom kunststoffland NRW e. V., Düsseldorf, dass alle in der Pflicht seien, Konsumierende ebenso wie die Wirtschaft. Auf Seiten der Kunststoffindustrie würden sich immer mehr Unternehmen ihrer Verantwortung bewusst, viele von ihnen wollten konkrete Lösungen entwickeln. Dies gelte es jetzt unbedingt gemeinsam zu nutzen. Dr. Lilian Busse vom Umweltbundesamt (UBA), Dessau, plädierte dafür, dass alle Beteiligten mehr miteinander reden. Zudem mahnte sie zum Handeln: »Wir haben genug Forschungsergebnisse – jetzt müssen wir umsetzen.«


Film zur Sommerakademie und weitere Dokumentation
Die gesamte Sommerakademie wurde vor Ort durch einen Kreativ-Workshop »Medienwerkstatt« dokumentiert: Sechs Schülerinnen von den »Klimabotschaftern« der Ursulaschule Osnabrück fingen auf der Tagung Impressionen im Rahmen eines Filmprojektes ein und interviewten die Vortragenden. Den Film finden Sie auf YouTube.

Fotos zur Veranstaltung zeigt unser FlickrAlbum.

Eine DBU-Pressemeldung zu den Ergebnissen der Sommerakademie finden Sie hier.

Das Programm zur Sommerakademie findet sich unter: https://www.dbu.de/sommerakademie

Sommerakademie 2019 © Richard Carey - stock.adobe.com
Sommerakademie 2019