DBU aktuell Nr. 05 | 2019

Informationen aus der Fördertätigkeit der Deutschen Bundesstiftung Umwelt

Sommerakademie 2019 Workshop © Deutsche Bundesstiftung Umwelt
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2.) Lösungsansätze und Umsetzungsstrategien - Workshopergebnisse der DBU-Sommerakademie

Drei Workshops boten am zweiten Tag der DBU-Sommerakademie die Möglichkeit, einzelne Themen zu vertiefen. Nachfolgend die wichtigsten Ergebnisse:

Workshop 1: Circular Economy – Kreislaufführung statt Müllstrudel

Der Weg zu einer echten Kreislaufwirtschaft führt über eine doppelte Entkoppelung: das Entkoppeln des menschlichen Wohlergehens von der Menge der verbrauchten Ressourcen und das Loslösen des Ressourcenverbrauchs von den Umweltauswirkungen, erläuterte Dr. Henning Wilts vom Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie. Am Beispiel des erfolgreichen Recyclings von Kunststofffolien mit dem patentierten Verfahren Hydrodyn ® stellte Michael Hofmann, CVP Clean Value Plastics GmbH, Hamburg, dar, wie wertvoll Kunststoffabfälle als Rohstoff mit vielfältigen Verwertungschancen sind. Techniken zum Sortieren von schwarzen Kunststoffen untersucht der DBU-Stipendiat Florian Gruber.

Nach den Vorträgen diskutierten die Workshopteilnehmerinnen und -teilnehmer, welche Geschäftsmodelle und politischen bzw. gesellschaftlichen Rahmenbedingungen nötig sind, um Kunststoff zirkular und ökologisch zu machen. Dabei wurden eine nationale Plastikstrategie mit klaren gesetzlichen Regeln und Zielvorgaben, beispielsweise eine Quote für den Recyklateinsatz, das Verbot von Wegwerfartikeln und öffentlicher Druck als vordringlich genannt. Darüber hinaus erarbeiteten die Teilnehmenden ein Projekt für Entwicklungsländer, bei dem der Erlös aus dem Sammeln und Recyceln von Plastikflaschen für den Trinkwasserfilter PAUL investiert wird.

Workshop 2: Produkte – Besserer Kunststoff, weniger Kunststoff, kein Kunststoff

Die Gestaltung von Produkten sowie die verwendeten Materialien bieten Ansatzpunkte, um Kunststoffeinträge in die Umwelt zu vermeiden – entweder, indem ein hochwertiges Kunststoffrecycling ermöglicht wird oder indem Kunststoffe durch Alternativen ersetzt werden. Eine weitere Lösungsmöglichkeit stellen innovative Geschäftsmodelle dar. Dies verdeutlichten Dr. Heinrich Schneider und Dr. Frauke Fischer von der Agentur auf!, Frankfurt, Fabian von Feilitzsch von der Landpack GmbH, Puchheim, und Dr. Pauline Riousset vom Institut für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW), Berlin, zunächst in ihren Vorträgen.

Anschließend diskutierten die Workshopteilnehmerinnen und -teilnehmer produktbezogene Lösungen für die Kunststoffproblematik unter den vier Gesichtspunkten »Bewertung«, »Produkte«, »Werte« und »Gesetze/Normen«: Es sollte immer eine vergleichende Bewertung von Plastikprodukten und möglichen Alternativen, beispielsweise aus Holz, Stroh oder Gras vorgenommen werden. Dabei gilt es, die Lösungsansätze Effizienz, Suffizienz, Konsistenz und Effektivität gleichranging zu betrachten. Wichtig waren den Workshopteilnehmenden zudem eine globale Perspektive und die verstärkte Wertschätzung von Produkten. Um die globalen Auswirkungen des Plastikproblems zu mindern, wurden internationale Abkommen als unerlässlich angesehen. 

Workshop 3: Kunststoffkonsum – Wieso, weshalb, warum (nicht)?

In vier Vorträgen wurden zunächst die Sicht von Verbraucherzentrale, Einzelhandel und Umweltbildung sowie psychologische Aspekte des Kunststoffkonsums beleuchtet, bevor die Teilnehmerinnen und Teilnehmer ihre eigenen Ideen und Lösungsvorschläge einbringen konnten.

So berichtete die Umweltpsychologin Lea Marie Heidbreder, Universität Koblenz-Landau, dass Gewohnheiten die Hälfte der menschlichen Verhaltensweisen ausmachen und Gewohnheitsänderungen Zeit und mentale Anstrengungen erfordern. Die Einzelhändlerin Mechthild Möllenkamp vom Edeka-Verbund erläuterte die Schwierigkeiten für Einzelhändler, auf Verbraucherwünsche nach weniger Plastikverpackungen eingehen zu wollen, aber gleichzeitig Hygieneanforderungen einhalten zu müssen. Philip Heldt von der Verbraucherzentrale (NRW) plädierte in seinem Vortrag dafür, Coffee-to-go Becher zu vermeiden und vermehrt Leitungswasser zu trinken, um Plastikflaschen einzusparen. Über Umweltbildung zum Thema „Plastik im Meer“ im Schülerlabor „OPENSEA“ berichtete Dr. Antje Wichels, Alfred-Wegener Institut Helgoland.

Bei der Diskussion der Frage: »Wie schafft der Handel eine Reduktion des Kunststoffverbrauchs?« stellte sich heraus, dass insbesondere finanzielle Instrumente, wie etwa Belohnungsysteme für einen kunststofffreien Einkauf oder eine Verpackungssteuer hilfreich sein können. Auch ein wirksames Marketing mit plastikfreien Produkten hielten die Workshopteilnehmenden für essenziell, ebenso das Anbieten von unverpackten Alternativprodukten.

Verbraucherinnen und Verbraucher fordern von Politik, Handel und Produzenten vor allem Regulierungen, aber auch Lockerungen, wie etwa bei der Haftungsfrage. Faktoren wie Bildung, Erfahrungsräume und Kommunikation wurden als wesentlich identifiziert, um Verbraucherinnen und Verbraucher zu informieren und zu motivieren, weniger Kunststoff zu nutzen.

Als Antwort auf die Frage: »Wie kann für Transparenz gesorgt werden?« benannten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer eine klare und zielgruppenorientierte Kommunikation sowie das Identifizieren und Einbeziehen von Interessensvertreterinnen und -vertretern. Zudem existieren wenig verlässliche Daten (Ökobilanzen), wodurch es zu Verunsicherungen kommen kann, welche Verpackungen letztlich am besten sind.