DBU aktuell Nr. 7 | 2022

Informationen aus der Fördertätigkeit der Deutschen Bundesstiftung Umwelt

Träger des Deutschen Umweltpreises 2022 der DBU: Die beiden Ingenieure Friedrich Mewis (oben links) und Dirk Lehmann sowie der Biologe Christof Schenck. Myriam Rapior (links) und Kathrin Muus erhalten den Ehrenpreis. © Collage: Birgit Stefan, Fotos: Pohlmann (DBU); Schröer/ ZGF, Prof. Dr. Markus Große Ophoff (DBU),
Träger des Deutschen Umweltpreises 2022 der DBU: Die beiden Ingenieure Friedrich Mewis (oben links) und Dirk Lehmann sowie der Biologe Christof Schenck. Myriam Rapior (links) und Kathrin Muus erhalten einen Ehrenpreis.
Download
Der Becker Mewis Duct mit Dirk Lehmann (links) und Friedrich Mewis © Hella Eilmes-Mewis
Der Becker Mewis Duct mit Dirk Lehmann (links) Friedrich Mewis.
Download
Perfektes Trinkwasser: Christof Schenck trinkt aus einem Lianenstamm in den Tepui-Bergen des Chiribiquete-Nationalparks in Kolumbien. © Daniel Rosengren_ZGF
Perfektes Trinkwasser: Christof Schenck trinkt aus einem Lianenstamm in den Tepui-Bergen des Chiribiquete-Nationalparks in Kolumbien.
Download

1.) Deutscher Umweltpreis 2022 für zwei Ingenieure und einen Biologen, Ehrenpreis geht an ein junges Duo

Die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU) würdigt in diesem Jahr herausragende Leistungen für Klima und biologische Vielfalt mit dem Deutschen Umweltpreis. Er ist mit insgesamt 500.000 Euro einer der höchstdotierten Umweltpreise in Europa. Zudem wird bei dieser 30. Preisverleihung ein Ehrenpreis über insgesamt 20.000 Euro vergeben. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier überreicht die Ehrungen am Sonntag, 30. Oktober, in einem Festakt in Magdeburg.

Den Deutschen Umweltpreis 2022 teilt sich das Ingenieur-Gespann Friedrich Mewis (79), Berater für Reeder, Werften und Schiffbau-Zulieferer, und Dirk Lehmann (58), Geschäftsführer der Becker Marine Systems GmbH, mit dem Biologen Dr. Christof Schenck (60), Geschäftsführer der Zoologischen Gesellschaft Frankfurt (ZGF). Der Ehrenpreis geht zu gleichen Teilen an Myriam Rapior (26) vom Umweltverband BUND und Kathrin Muus (28) als Vertreterin der Landwirtschaft.

Der Becker Mewis Duct – ein Gewinn für die Schifffahrt

Mit Erfindergeist und unternehmerischem Wagemut haben die Diplom-Ingenieure Friedrich Mewis und Dirk Lehmann die Schifffahrt weltweit revolutioniert. Denn durch den sogenannten Becker Mewis Duct wurden seit Markteinführung 2008 nicht nur Millionen Tonnen Schweröl eingespart, sondern auch rund zwölf Millionen Tonnen klimaschädliches Treibhausgas Kohlenstoffdioxid (CO2) vermieden. „Der Becker Mewis Duct ist ein Gewinn für die Schifffahrt, denn dadurch wird Brennstoff eingespart und somit auch Energie. Vor allem aber wird die Umwelt geschont, weil die Belastung mit Treibhausgasen sinkt“, würdigte DBU-Generalsekretär Alexander Bonde die Preisträger.

Ging es Mewis und Lehmann anfangs um die Verbesserung von Rudern für Containerschiffe, intensivierten beide ab 2007 ihre Kooperation, um die Effizienz bei großen, langsamen Schiffen zu steigern – von Tankern über Massengutfrachter bis hin zu Containerschiffen. Mewis‘ Idee: verschiedene, bereits bekannte Komponenten zu kombinieren. Der Becker Mewis Duct war geboren. Er ist eine hydrodynamische energiesparende Vordüse, die zwischen Schiff und Schraube eingebaut wird. Bis zu 60 Tonnen schwer, bis zu sieben Meter im Durchmesser. Lehmann glaubte an diese Erfindung und trieb sie voran. Die Funktion des Ductes erklärt er für Laien so: „Ein Schiff ist wie ein Schuhkarton, der durchs Wasser geschoben wird. Vorne gibt’s eine Welle und hinten weiß das Wasser nicht, wohin es soll.“ Dieses „Nachstromfeld“ nahm Mewis ins Visier. Lehmann: „Als ob man einen Joghurtbecher quer durchschneidet und als Trichter hinter den Karton setzt – und vor den Propeller. Das Wasser wird gebündelt.“

Visionär, der die Hotspots der Artenvielfalt bewahren will

Gigantische Wildnisgebiete vor menschlichem Eingriff zu schützen und zu bewahren, dafür kämpft der Biologe Dr. Christof Schenck (60) seit Jahrzehnten erfolgreich. Sein Engagement gilt besonders dem Schutz riesiger Nationalparks in den tropischen Regenwäldern Amazoniens, des Kongobeckens und Südostasiens. Schenck will die Hotspots der Artenvielfalt langfristig vor dem Zugriff wirtschaftlicher Interessen bewahren und gleichzeitig die nachhaltige Entwicklung und finanzielle Absicherung der Bevölkerung vor Ort gewährleisten. „Dr. Christof Schenck lebt vor, wie man mit jahrzehntelangem konsequenten Wildnisschutz die gegenwärtigen globalen Krisen – Artensterben und Klimawandel – eindämmen kann. Letzte große Wildnisrefugien zu schützen, hilft nicht nur vielen verschiedenen Tier- und Pflanzenarten, sondern auch uns Menschen“, sagte Bonde in seiner Würdigung.

Unter Schenck als Geschäftsführer ist die Zoologische Gesellschaft Frankfurt (ZGF) zu einer international angesehenen Organisation mit weltweit mehr als 1.200 Mitarbeitenden angewachsen. Die ZGF engagiert sich mit 31 Schutzprojekten in 18 Ländern auf vier Kontinenten. Bezeichnend ist laut Bonde „Schencks Mut, in großen Dimensionen zu denken und zu handeln“. Schenck sei ein „unbeirrbarer Visionär, der das Weltnaturerbe langfristig für kommende Generationen erhalten will. Mit Argumenten und viel Leidenschaft gewinne er finanzkräftige Entscheidungsträgerinnen und Entscheidungsträger aus Politik und Gesellschaft. Schenck unterstreicht: „Gerade in schwierigen Zeiten zeigt sich, wie entscheidend enge und gute Partnerschaften für den zuverlässigen Schutz von Nationalparken sind – vor allem in krisengebeutelten Regionen.“

Brückenbauerinnen zwischen Landwirtschaft und Umweltschutz

Lange Zeit haben anscheinend unüberwindbare Konflikte die Zusammenarbeit zwischen Landwirtschaft und Umweltschutz geprägt. Myriam Rapior vom Umweltverband BUND und Kathrin Muus als Vertreterin der Landwirtschaft haben gezeigt, dass es auch anders geht: Sie entwarfen für die Zukunftskommission Landwirtschaft (ZKL) gemeinsam die Vision einer ökologischen, sozial nachhaltigen und zugleich ökonomisch tragfähigen Agrarwirtschaft. Die Zukunftskommission Landwirtschaft wurde im Juli 2020 von der damaligen Bundesregierung einberufen. Hauptaufgabe des Gremiums: Empfehlungen für Wege zu einer nachhaltigeren Landwirtschaft zu erarbeiten. Im Juli 2021 legte die ZKL ihren Abschlussbericht vor. „Frau Muus und Frau Rapior haben festgefahrene Konflikte überwunden und Brücken zwischen Umwelt und Agrarwirtschaft gebaut“, stellt Bonde heraus. Der Abschlussbericht sei maßgeblich durch die konstruktive Zusammenarbeit der Ehrenpreisträgerinnen zustande gekommen und habe „entscheidend zu einem Einigungsprozesses beigetragen“. „Wir haben unsere und andere Jugendverbände eingebunden und um Meinungen gebeten“, sagt Rapior. Daraus sei ein gemeinsames Zukunftspapier entstanden. Und Muus ergänzt: „Unser Zukunftsbild führte bei vielen zur Einsicht, dass eine tiefgreifende Transformation der Agrar- und Ernährungswirtschaft für Landwirte, Nutztiere sowie für Umwelt und Klima unverzichtbar ist.“

Die Preisverleihung und das Symposium am Vortag werden als Livestream auf dem YouTube-Kanal der DBU übertragen. Die entsprechenden Links und alle aktuellen Informationen zur Preisverleihung finden Sie unter www.dbu.de/umweltpreis und in unserem Umweltpreis-Blog: www.dbu.de/umweltpreis-blog/