DBU aktuell Nr. 7 | 2022

Informationen aus der Fördertätigkeit der Deutschen Bundesstiftung Umwelt

Nachhaltige Entwicklung und Naturschutz entlang des Grünen Bandes auf dem Balkan. © Foto: T. Hartel
Naturschutz entlang des Grünen Bandes: Dazu gehören unter anderem der Biodiversitäts-, Klima- und Gewässerschutz, die ökologische Landwirtschaft sowie die Erholung und der Tourismus.
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2.) Aus der Naturschutzförderung: Die letzten großen Urwälder Europas sind bedroht – ein Forschungsteam will sie schützen

In den vergangenen zehn Jahren sind in den EU-Mitgliedstaaten hunderttausende Hektar Urwälder und Naturwälder, also durch Nutzungen kaum veränderte Wälder, zerstört worden. Und das, obwohl der Schutz dieser Wälder ein primäres Ziel der EU ist. Rund zwei Drittel der Urwälder der gemäßigten Zonen liegen in den rumänischen Karpaten.

Illegale Einschläge ein großes Problem

Ursachen für ihre Zerstörung sind neben der intensiven Holznutzung und der Klimaerwärmung vor allem fehlendes politisches Engagement und Interesse am Schutz der Urwälder. Mit dem EU-Beitritt Rumäniens im Jahr 2007 folgten massive Abholzungen durch ausländische Holzkonzerne – möglich gemacht durch einen häufig nur in der Theorie bestehenden Schutzstatus. Vor allem illegale Einschläge sind ein großes Problem. „In den Karpatenwäldern laufen derzeit fast rund um die Uhr Motorsägen. Denn in der Debatte um Klimaschutz und Förderung erneuerbarer Energien wird jede stoffliche und thermische Verwendung von Holz als vermeintlich klimaneutraler Rohstoff und Energieträger häufig pauschal als sinnvoll propagiert“, so Rainer Luick, Professor an der Hochschule für Forstwirtschaft in Rottenburg.

Nachhaltige Wertschöpfung aus Urwäldern

Luick setzt sich mit seinem Projektteam schon seit rund zehn Jahren für den Schutz des europäischen Naturerbes ein. Die Forschenden wollen herausfinden, welchen Beitrag die europäischen Urwälder als Lebensraum für den Biodiversitätsschutz und als Kohlenstoffsenken für den Klimaschutz leisten. Mit den Ergebnissen wollen sie Impulse und Best-Practice-Empfehlungen erarbeiten. Im aktuellen, von der DBU und der Heidehof Stiftung geförderten Projekt „UrwaldVerantwortung“ soll gezeigt werden, dass die oft privaten und kommunalen Eigentümer von Urwäldern auch über die Nichtnutzung Einkommen erzielen können. Eine nachhaltige Wertschöpfung aus den Urwäldern ist beispielsweise über sanften Tourismus möglich, oder indem die riesigen Kohlenstoffvorräte monetarisiert werden, die in der lebenden und toten Biomasse und im Boden gespeichert sind. In mehreren Regionen werden gemeinsam mit rumänischen Partnern derzeit konkrete Visionen entwickelt.

DBU fördert Biodiversität in Mittel- und Osteuropa

Über den Schutz der Urwälder hinaus engagiert sich die DBU mit weiteren Projekten in Rumänien. DBU-Referent Dr. Alexander Bittner erklärt, warum: „Die Länder Mittel- und Osteuropas sind von internationaler Bedeutung für den Biodiversitätsschutz. Insbesondere Rumänien ist ein absoluter Hotspot, in dem auf europäischer Ebene bedrohte Lebensräume und Arten noch vorhanden sind und bewahrt werden können. Neben den Urwäldern sind Hutewälder in Transsylvanien oder extensive Graslandschaften in den Westkarpaten Beispiele hierfür. Die DBU unterstützt die Bewahrung und nachhaltige Entwicklung derartiger Biodiversitäts-Hotspots nicht nur in Rumänien mit einem eigenen Schwerpunkt innerhalb der internationalen Förderung. Dabei geht es auch darum, wie diese wertvollen Landschaften im Sinne einer nachhaltigen Regionalentwicklung dauerhaft gesichert werden – zum Beispiel über nachhaltigen Tourismus oder neue Wertschöpfungsmodelle in der Landnutzung.“

Publikation zum Thema Rumänische Urwälder unter: https://www.blnn.de/pdfs/BLNN_BD_24-2021-UrwaelderEuropas.pdf

Weitere Informationen zum DBU-Förderschwerpunkt „Bewahrung von Biodiversitäts-Hotspots in Mittel- und Osteuropa durch nachhaltige regionale Entwicklung“ finden sich hier.

AZ 37524/01