DBU aktuell Nr. 4 | April 2013

Informationen aus der Fördertätigkeit der Deutschen Bundesstiftung Umwelt

Frau prüft Flüssigkeit
In den nächsten Jahren werden für eine außerordentlich große Zahl an Substanzen Umweltbewertungen erforderlich.

1.) Neuer Stipendienschwerpunkt: Integrierte Chemikalienbewertung

Gegenwärtig sind etwa 40 Millionen chemische Verbindungen bekannt, etwa 80 000 Chemikalien werden kommerziell vertrieben; für weniger als 5 % davon liegen notwendige Daten zur Umweltbewertung vor. Die derzeitige Bewertung von Chemikalien stützt sich auf Methoden und Resultate aus den Bereichen Umweltchemie und Ökotoxikologie; für eine prospektive Entwicklung neuer chemischer Produkte im Hinblick auf inhärente Sicherheit kommen Beiträge aus der Synthesechemie (»Green Chemistry«) hinzu. Die Risikobewertung von Chemikalien ist derzeit u. a. wegen der EU-Chemikalienverordnung REACh einem starken Wandel unterworfen, der zu einem erhöhten Forschungsbedarf führt – nicht nur in Umweltchemie und Ökotoxikologie, sondern auch in den Umweltrechtswissenschaften und der Umweltökonomie. Ziel ist es, die in der Vergangenheit oft eingetretenen Verzögerungen umweltpolitischer Entscheidungen trotz Vorliegen wissenschaftlicher Befunde zu gefährlichen Chemikalien­eigenschaften zu minimieren.

  • In den nächsten Jahren werden für eine außerordentlich große Zahl an Substanzen Umweltbewertungen erforderlich. Einige Substanzgruppen, wie z. B. schwer lösliche oder sehr langsam abbaubare Chemikalien, Chemikalienmischungen und neue Produkte, wie z. B. Nanomaterialien, erfordern neue Bewertungsverfahren. Zudem wächst mit der Entwicklung neuer Chemikalien und der Verkürzung der Zeit zwischen Herstellung und In-Verkehr-Bringen der Bedarf an schnellen und geeigneten Bewertungshandwerkszeugen.

 

  • Der REACh-Verordnung liegt das Konzept der regulierten Selbstregulierung zugrunde. Es setzt auf die Eigenverantwortung von Unternehmen und beinhaltet rechtlich neuartige Instrumente, die neue Ansätze bei der Abwägung zwischen Risiken und sozio­ökonomischen Nutzen erfordern. Ob sich diese Instrumente in der Praxis bewähren bzw. ob Regelungslücken geschlossen werden müssen, ist unter naturwissenschaftlichen, juristischen und sozioökonomischen Gesichtspunkten zu analysieren und zu bewerten. Ferner ist zu untersuchen, wie neue Erkenntnisse bei der Zulassung und Überwachung von Chemikalien berücksichtigt und ob diese vom rechtlichen und politischen System angemessen verarbeitet werden.


Die Ausschreibung richtet sich an sehr gute Absolvent(inn)en der Bereiche Chemie, Biologie, Umweltwissenschaften, Rechtswissenschaften oder Ökonomie, die in diesem interdisziplinär angelegten Schwerpunkt eine Promotion anstreben. Die Promotionsprojekte im Stipendienschwerpunkt werden durch Workshops und Fortbildungen im Rahmen eines strukturierten Promotionsprogramms ergänzt.

Koordination:

Die wissenschaftliche Koordination des Stipendienschwerpunktes wird Prof. Dr. Andreas Schaeffer, Lehrstuhl für Umweltbiologie und Chemodynamik am Institut für Umweltforschung der RWTH Aachen übernehmen.

Antragstellung:
Die Antragstellung für ein Promotionsstipendium innerhalb des genannten Schwerpunkts erfolgt als Online-Bewerbung unter www.dbu.de/stipendien. Der Antragstitel sollte mit »StSP Chemikalienbewertung« beginnen, um kenntlich zu machen, dass die Bewerbung für den Stipendienschwerpunkt gilt.

Bewerbungsschlusstermine sind: 15. Juni 2013 und 15. Januar 2014

Ansprechpartner:
Dr. Maximilian Hempel
Telefon: 0541 | 9633-311