DBU aktuell Nr. 1 | 2015

Informationen aus der Fördertätigkeit der Deutschen Bundesstiftung Umwelt

Entkerntes Gebäude © TUM
Entkerntes Gebäude: Der »Stoffpass Gebäude« soll die stoffliche Zusammensetzung von Neubau- und Bestandsgebäuden inventarisieren.
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3.) Grundlagen für einen Gebäude-Stoffpass

Während der Gebäude-Energiepass ein etabliertes Hilfsmittel ist, um ein Gebäude energetisch zu bewerten, fehlt derzeit ein Werkzeug zur strukturierten Erfassung der beim Bau eingesetzten Baustoffe. Der steigende Verbrauch, eine zunehmende Stoffvielfalt und eine komplexe Stoff- und Materialzusammensetzung von Bauprodukten stellen Hindernisse für den Rückbau und die Trennung von Baustoffen dar.

Hier liegen die Grundlagen für ein Instrument, das zurzeit am Lehrstuhl für Holzbau und Baukonstruktion sowie in der Holzforschung an der Technischen Universität München entwickelt wird: Der »Stoffpass Gebäude« soll die stoffliche Zusammensetzung von Neubau- und Bestandsgebäuden inventarisieren und so dazu beitragen, Bauprozesse im Sinne einer nachhaltigen Entwicklung zu gestalten. Entwickelt und evaluiert wird der Pass anhand von Projekten des Immobilien­unternehmens Bayerische Hausbau GmbH & Co. KG (München). Um Indikatoren und Messgrößen zu ermitteln, werden alle Stoffmengen erfasst und sogenannte Risikokonstruktionen bestimmt. Die so gesammelten und in einer Datenbank hinterlegten »Stoff«-Daten eines Gebäudes mit materialwissenschaftlichen und bautechnischen Detailinformationen können in einem zweiten Schritt einerseits mit sogenannten Ökoinventaren für Umweltbewertungen, andererseits auch mit Geoinformations­systemen für städtebauliche Planungen verknüpft werden. Gekoppelt mit ökonomischen Daten bieten diese Gebäudeinformationen die Grundlage für Analysen zur Ressourceneffizienz.

Mit dem Stoffpass haben Anwender die Möglichkeit, nicht nur wirtschaftliche Aspekte, sondern auch Ressourceneffizienz- und Nachhaltigkeitskriterien in ihre Entscheidungsprozesse einzubeziehen. Langfristig können ökologisch orientierte Bewertungskriterien von Konstruktion und eingesetzten Baustoffen zur Planung von Stadtquartieren oder ganzer Kommunen herangezogen werden. In weiteren Forschungsprojekten soll der Stoffpass nun erprobt und eine breitere Daten­basis geschaffen werden.