DBU aktuell Nr. 3 | 2015

Informationen aus der Fördertätigkeit der Deutschen Bundesstiftung Umwelt

Sehen Sie selbst...
(v. l.) BIBB-Forschungsdirektor Prof. Dr. Reinhold Weiß, BIBB-Arbeitsbereichsleiterin Barbara Hemkes, DBU-Referentin Verena Exner, DBU-Generalsekretär Dr. Heinrich Bottermann und DBU-Abteilungsleiter Umweltkommunikation Dr. Ulrich Witte.

4.) Strukturbasierte Umweltbewertung von Chemikalien

Ökobilanzen (Life Cycle Assessment, LCA) sind ein anerkanntes Instrument zur Beurteilung der potenziellen Umweltauswirkungen eines Produkts oder einer Dienstleistung. Bei der Erstellung von Ökobilanzen wird häufig auf Hintergrunddaten in LCI-Datenbanken (z. B. ecoinvent) zurückgegriffen. Sie bieten für Rohstoffe, Vorprodukte, Energiebereitstellung und Transportdienstleistungen durchschnittliche Sachbilanz-Datensätze, die für Vorketten verwendet werden können. Für eine Vielzahl von Materialien – und insbesondere für Chemikalien – stehen jedoch häufig keine solchen Daten­sätze zur Verfügung. Die Bewertung der Umweltwirkungen ist aufgrund dieser Datenlücken nicht vollständig möglich. Das Projekt der ifu Hamburg GmbH hat sich zum Ziel gesetzt, Indikatorwerte für Chemikalien auf einfache Weise zur Verfügung zu stellen: Konkret bedeutet das, dass der Carbon Footprint (GWP100a), der kumulierte Energieaufwand (KEA) und der ‚Ecoindicator 99‘ auf einer Internetseite leicht durchsuchbar zugänglich gemacht werden.

Zu diesem Zweck wurde auf die an der ETH Zürich (Prof. Hungerbühler) entwickelte Methodik des FineChem-Tools zurückgegriffen. Dieses nutzt die Tatsache, dass zwischen der Molekülstruktur und den in einer Ökobilanz berechneten Indikatoren deutliche Zusammenhänge bestehen. Über eine Textsuche oder mit der CAS-Nummer kann dort nach Substanzen gesucht werden. Alternativ kann mit Hilfe einer graphischen Struktursuche in einer Datenbank mit 40 000 Einträgen nach den entsprechenden Molekülen gesucht werden. Als Ergebnisse werden – sofern verfügbar – der Carbon Footprint (GWP100a), der kumulierte Energieaufwand und der ‚Ecoindicator 99‘ für die gesuchte Substanz ausgegeben. Zwischenzeitlich wurde das Projektergebnis in Form der Software »EstiMol« auf der Webseite der ifu Hamburg GmbH veröffentlicht. Nach einer kurzen Registrierung können Besucher die Datenbank kostenfrei nutzen. Diese Lösung bietet Ökobilanzierern einen eindeutigen Mehrwert: Neben den üblicherweise genutzten kommerziellen Datenbanken (ecoinvent, GaBi) erhalten Sie mit EstiMol die Möglichkeit, Umweltwirkungen von Chemikalien abzuschätzen. Auch wenn es sich aufgrund der verwendeten Methodik nur um eine Abschätzung handelt, sind diese Daten dennoch hilfreich: Sie erlauben es, die von der ISO 14040/14044 geforderte Vollständigkeit der Ökobilanz zu erreichen, und dienen zum Schließen von Datenlücken.

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