DBU aktuell Nr. 9 | 2015

Informationen aus der Fördertätigkeit der Deutschen Bundesstiftung Umwelt

Sehen Sie selbst... © Peter Himsel, DBU
DBU-Umweltpreisträger Prof. Dr. Johan Rockström betont den Wert und die Wechselwirkung kontinuierlicher Umweltbildung

4.) Prof. Rockström: Planetare Grenzen schaffen sicheren Handlungsraum, in dem globale Entwicklung gelingen kann

»Unser Menschsein hängt von der Qualität der Biosphäre ab, die uns umgibt. Wir selbst haben unseren Planeten gefährlich nah an seine Belastungsgrenzen geführt. Umso glücklicher können wir sein, dass mit Johan Rockström ein ‚Ingenieur der Zukunft‘ die biophysischen Grenzen für den Planeten ermittelt hat, innerhalb derer eine verträgliche sozio-ökologische Entwicklung möglich bleibt. Wissenschaftlich akribisch und konstruktiv-optimistisch hat er gemeinsam mit namhaften Experten weltweit verfügbare Daten zum Zustand der Erde zusammengeführt, gewichtet und in einen konkreten Rahmen für Politik, Wirtschaft und Gesellschaft überführt. So lebt die Hoffnung, Mensch und Biosphäre wieder vereinen zu können.« Dies sagte DBU-Generalsekretär Dr. Heinrich Bottermann in Würdigung der Leistungen von Prof. Dr. Johan Rockström, Direktor des Stockholm Resilience Centre, der den Deutschen Umweltpreis 2015 erhält.

Rockström sei mit dem Konzept der »planetaren Grenzen« einer der »großen Denker und Kommunikatoren des Umweltschutzes unserer Zeit« und stehe »in seiner epochalen Wirkung in einer Linie mit dem 1972 erschienenen Bericht ‚Grenzen des Wachstums‘ des Club of Rome. Gemeinsam mit einem 28-köpfigen Wissenschaftlerteam, zu dem u. a. die DBU-Umweltpreisträger Prof. Hans-Joachim Schellnhuber und Prof. Paul Crutzen gehören, identifizierte er neun Umweltprozesse, die die Stabilität und Belastbarkeit des Erdsystems regulieren: Klimawandel, Biodiversitätsverlust und Artensterben, biogeochemische Stoffflüsse (Stickstoff und Phosphor), Versauerung der Ozeane, Süßwassernutzung, Landnutzungsänderungen, Abbau der stratosphärischen Ozonschicht, atmosphärische Aerosole sowie der Eintrag neuer Stoffe wie Chemikalien, radioaktive Materialien, Nanomaterialien oder Mikroplastik.

In der neuesten wissenschaftlichen Betrachtung (2015) kommen Rockström und seine Kollegen zu dem Schluss, dass vier der neun Grenzen schon überschritten wurden: beim Klimawandel, dem Verlust an Biodiversität, den Einträgen von Stickstoff und Phosphor in die Biosphäre und Landnutzungsänderungen. Dennoch sei das für Rockström kein Grund zu Pessimismus und Resignation, so Bottermann: »Rockström steckt vor den Problemen der Welt nicht den Kopf in den Sand. Stattdessen hilft er mit klarem Blick und noch klarerem Verstand, konkrete Lösungen zu finden.« Für Rockström stehe fest, dass Wirtschaft und Technik weiter ökologisiert werden müssen und mehr in nachhaltige Ökosysteme – etwa Städte der Zukunft, Landwirtschaft, Fischerei – investiert werden muss.

Über zwanzigjährige wissenschaftliche Tätigkeit
Der globale Hydrologe und Agrarwissenschaftler Rockström studierte Bodenkunde und Hydrologie in Uppsala und Landwirtschaft am Institut Nationale Agronomique in Paris. In der Folge erweiterte er sein Forschungsfeld auf globale Nachhaltigkeitswissenschaft und wurde promoviert am Department Systemökologie der Universität Stockholm, Schweden, wo er zum Thema »Systemökologie und Natürliches Ressourcenmanagement« geforscht hatte. Er ist Professor für Wassersysteme und Globale Nachhaltigkeit an der Universität Stockholm und war »Visiting Professor« an der Beijing Normal University, China. Von 2004 bis 2007 war er leitender Direktor des Stockholm Environment Institute. Seit 2007 ist er Direktor des Stockholm Resilience Centre. Während seiner über zwanzigjährigen wissenschaftlichen Tätigkeit befasste er sich unter anderem mit inter- und transdisziplinären Themen zum globalen Wasserressourcen- und Landnutzungsmanagement sowie der sozio-ökologischen Resilienz (Anpassungsfähigkeit) und globalen Stoffkreisläufen.