DBU aktuell Nr. 4 | 2021

Informationen aus der Fördertätigkeit der Deutschen Bundesstiftung Umwelt

Waldbild, AdobeStock_269578164_© THHORSTEN MALINOWSKI - stock.adobe.com © THHORSTEN MALINOWSKI - stock.adobe.com
Der Wald steht durch den Klimawandel vor großen Veränderungen. Die DBU engagiert sich dafür, die wichtigen Funktionen von Waldökosystemen auch in Zukunft zu erhalten.

3.) Die Zukunft unserer Wälder

Wälder sind Lebensraum für viele Tier- und Pflanzenarten, Kohlenstoffsenke, Wasserspeicher, Rohstofflieferant und nicht zuletzt Orte der Gesundheit und Entspannung für Erholungssuchende. Doch die Waldzustandserhebung 2020 zeichnet für Deutschland ein ernstes Bild der Lage: „Nur noch 21 Prozent aller Bäume weisen keine Kronenverlichtungen auf. Außerdem zeigt sich eine stark zunehmende Absterberate.“ Der Wassermangel als Auslöser dieser Entwicklung scheint sich fortzusetzen: Auch der April 2021 war nach Angaben des Deutschen Wetterdienstes „deutlich zu trocken“.

„Der Wald steht exemplarisch für die Herausforderungen der Klimakrise auch in anderen Bereichen“, sagt DBU-Generalsekretär Alexander Bonde. „Notwendig ist eine Waldbewirtschaftung, die sich nicht nur an die Klimafolgen anpasst, sondern sie zugleich abmildert.“ Hier engagiert sich die Stiftung als Vermittlerin zwischen Naturschützenden, Försterinnen und Förstern, Waldbesitzenden und Wissenschaft, durch ihre Förderarbeit und als Waldbesitzerin im DBU Naturerbe (siehe auch: DBU aktuell 07/2020, Interview mit der fachlichen Leiterin der DBU Naturerbe GmbH Susanne Belting).

Lebensräume für bedrohte Arten

Wissenschaft und Waldwirtschaft können beispielsweise gemeinsam Lebensräume für bedrohte Arten schaffen: So entwickelt die Hochschule Rottenburg in einem aktuellen Projekt übertragbare Handlungsstrategien zum Schutz von Lichtwaldarten, die auch mit den Zielen der Waldbewirtschaftung vereinbar sind (DBU-AZ 34311). Davon profitieren unter anderem der Blauschwarze Eisvogel, eine Tagfalterart oder das Bergkronwicken-Widderchen, eine Nachtfalterart. Um den Bestand von Gelbbauchunken zu sichern, erprobt die Universität Hohenheim in Abstimmung mit sechs forstwirtschaftlichen Revieren und der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg eine Reihe von Maßnahmen, um temporäre Kleingewässer zu schaffen, die sich gut in die Bewirtschaftung integrieren lassen (DBU-AZ 34639).

Wissenschaftlichen Input liefern auch die DBU-Stipendienprogramme: Der Promotionsstipendiat Benjamin Hesse untersuchte die Effekte von Trockenstress bei Buche und Fichte und konnte zeigen, dass längere und wiederholte Trockenperioden sowohl der Buche als auch der Fichte stark zusetzen, wobei die Fichte stärkere Stresssymptome aufweist. Im Rahmen des Fellowship-Programms für Mittel- und Osteuropa (MOE) belegte Vit Kaspar, dass das Kronendach des Waldes fähig ist, saisonale und tägliche Temperaturamplituden zu reduzieren und ermöglichte es, das Waldmikroklima unter Berücksichtigung dieses Puffereffektes zu modellieren.

Wirtschaftliche Perspektive aufzeigen

Dr. Reinhard Stock, DBU-Referatsleiter Naturschutz weist darauf hin, dass auch finanzielle Anerkennung ein Weg zu mehr Waldschutz ist: „Wir halten es für sehr bedeutsam, für die Erfassung, Bewertung und Honorierung von Ökosystemleistungen des Waldes ein wissenschaftlich fundiertes, aber praxistaugliches Instrumentarium zu erarbeiteten. Auf dieser Grundlage könnten Waldbesitzende zukünftig vergütet werden, wenn sie im Wald Maßnahmen zur Förderung der Biodiversität umsetzen oder zum Beispiel durch die Wiedervernässung degradierter Moorstandorte die Wasserspeicherung fördern.“ Ein DBU-Vorhaben zum Management von Eichenwäldern (DBU-AZ 32694) zeigte auf, dass ökonomischer Erfolg der Eichenwirtschaft bei gleichzeitigem Erhalt der Habitatkontinuität möglich ist. Hierbei werden Habitatbäume oder Habitatbaumgruppen bei Ernte- und Verjüngungsmaßnahmen erhalten. Weitere Bausteine sind die Fortführung oder Reaktivierung historischer Bewirtschaftungsformen mit lichten Bestandesstrukturen wie Niederwald, Mittelwald oder Hutewald.


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