Deutscher Umweltpreis 2006 - Prof. Dr. Ernst-Detlef Schulze | Stichwort: Gesundheitszustand des Waldes

Grundlegende wissenschaftliche Arbeiten auf dem Gebiet der terrestrischen Ökosystemforschung und der globalen Stoffkreisläufe

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Erforscht die Gründe der globalen Klimaerwärmung: Prof. Dr. Ernst-Detlef Schulze, Direktor des Max-Planck-Instituts für Biogeochemie in Jena.
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Professor Schulze ist einer der weltweit bedeutendsten Wissenschaftler auf dem Gebiet der Erforschung globaler Stoffkreisläufe der für das Leben bedeutsamen Elemente Kohlenstoff, Sauerstoff, Wasserstoff und Stickstoff.

Die Erforschung der dabei beteiligten sehr komplexen Prozesse ist eine der drängendsten wissenschaftlichen Herausforderungen unserer Zeit, denn durch zahlreiche menschliche Aktivi-täten wird global und mit großer Geschwindigkeit in diese natürlichen Kreisläufe eingegriffen.

Dabei sind nicht nur die klimawirksamen Spurengase wie Kohlendioxid (CO2) in der Atmosphäre zu berücksichtigen, sondern auch die Landnutzung und die Biodiversität.

Die zentrale Frage, der Professor Schulze nachgeht, lautet: »Wie reagieren Ökosysteme und biogeochemische Kreisläufe auf sich ändernde Bedingungen des Klimas, der Landnutzung und der Diversität?«

Praktische Bedeutung erhält diese Grundlagenforschung unter anderem im Hinblick auf den so genannten Kyoto-Prozess, der die Reduzierung anthropogener Emissionen an Kohlendioxid in die Atmosphäre regeln und damit die Erderwärmung verlangsamen soll. Das von Professor Schulze geleitete Projekt »CarboEurope« ist die weltweit umfassendste Initiative, die gesicherte Daten zum Kreislauf des Treibhausgases CO2 liefert. Dabei wird an mehr als 100 Messstationen untersucht, wie viel Kohlendioxid von der Erdoberfläche gespeichert bzw. freigesetzt wird.

Die Forschungsergebnisse von Prof. Schulze leisten damit einen wichtigen Beitrag, die Diskussionen zum Klimawandel in Wissenschaft, Politik und Gesellschaft zu versachlichen.

Prof. Schulze hat Ökologie so zu einer »harten« Wissenschaft gemacht.

Seine Forschungsergebnisse sind eine wichtige Basis für die praktische Umsetzung in der Klimapolitik.Der Erfolg von Prof. Schulze begründet sich aber nicht nur in seinen herausragenden und international viel beachteten Forschungsarbeiten, sondern auch in seiner Fähigkeit, Wissenschaft sehr erfolgreich zu koordinieren. Diese ist besonders gefragt, wenn es darum geht, die vielfältigen an den Forschungsprojekten beteiligten Fachdisziplinen zusammenzuführen. So baute Prof. Schulze neben dem Max-Planck-Institut für Biogeochemie in Jena auch das Bayreuther Institut für Terrestrische Ökosystemforschung auf.

Sein großes fachliches Wissen auch über sein Fachgebiet hinaus war unter anderem auch Grund für seine Berufung in den Wissenschaftlichen Beirat für Globale Umweltfragen (WBGU), dem er bis 2004 angehörte. Zudem wirkte er in zahlreichen nationalen und internationalen Gremien mit, beispielsweise im Forschungsbeirat Waldschäden der Bundesregierung und als deutscher Vertreter im Exe-cutive Committee der International Union of Biological Sciences (IUBS).

Wiederholt wurden seine wissenschaftlichen Leistungen gewürdigt: So erhielt er 1990 die Bayerische Staatsmedaille in Silber, 1992 den Max-Planck-Forschungspreis und 1997 den Bullard Prize der Harvard University. 2004 verlieh ihm die Europäische Geophysikalische Vereinigung die Vernadsky-Medaille.Er begann seine wissenschaft-lichen Arbeiten mit der Untersuchung des Gasaustausches bei Pflanzen und in der Folge mit dem Wald als sensiblem Ökosystem. Ab den 90er Jahren widmete er sich den Fragen des globalen Klimawandels. Mehr als 400 Publikationen spiegeln die Breite seiner Forschungstätigkeit wider.

Er ist mit Abstand der international meist zitierte Autor in der Ökologie und hat das umfassendste Lehrbuch für Pflanzenökologie geschrieben, das auch in englischer Sprache erschienen ist.

In Systemen denken

Ernst-Detlef Schulze, Jahrgang 1941, wurde in Berlin geboren und studierte Forstwirtschaft in Göttingen. Nach dem Diplom studierte er an der University of California in Los Angeles Biologie. Nach seiner Rückkehr nach Deutschland promovierte er 1969 in Würzburg, wo er 1974 auch habilitierte.

Er bekam 1975 einen Ruf an die neu gegründete Universität Bayreuth, wo er bis 1997 den Lehrstuhl für Pflanzenökologie leitete. 1997 wurde Schulze als Gründungsdirektor des Max-Planck-Instituts für Biogeochemie an die Max-Planck-Gesellschaft (MPG) berufen.

Er gründete zusammen mit Prof. Dr. Bernhard Ulrich, Göttingen, Träger des Deutschen Umweltpreises 1997, die fünf Ökosystem-Forschungszentren in Deutschland.

Er ist Mitbegründer der europaweiten Biodiversitäts-experimente und ist zusammen mit Prof. Dr. Wolfgang Weisser, Universität Jena, Koordinator des weltweit größten Biodiversitätsexperimentes bei Jena. In jüngster Zeit gründete Schulze mit Kollegen aus Potsdam und Ulm und mit Unterstützung der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) Langzeit-Unter-suchungsräume für ökologische Forschung in Deutschland. www.bgc-jena.mpg.de