Deutscher Umweltpreis 2009 - Prof. Dr. Angelika Zahrnt | Stichwort: Ehrenamtliches Engagements für die Umwelt

Langjähriges und erfolgreiches ehrenamtliches Engagement macht Frau Dr. Angelika Zahrnt zu einer zentralen Persönlichkeit weit über die Grenzen der Umweltverbände hinaus. Ihr ist es maßgeblich zu verdanken, dass das vielfach abstrakte Leitbild der nachhaltigen Entwicklung Einzug in die öffentliche Diskussion fand.

Angelika Zahrnt © BUND
DBU-Umweltpreisträgerin 2009: Dr. Angelika Zahrnt.
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Vorschaubild - Zahrnt

Dr . Angelika Zahrnt

Angelika Zahrnt wurde 1944 in Köslin geboren. Sie studierte Volkswirtschaft in Wien, Innsbruck und Heidelberg, wo sie 1973 auch promovierte. Nach einer kurzen Phase der wissenschaftlichen Arbeit am Lehrstuhl für Wirtschaftstheorie bei Prof. Carl Christian von Weizsäcker folgten die Fortbildung zur Systemanalytikerin und der Aufbau und die Pflege von Informations- und Analysesystemen in Wirtschaft und öffentlicher Verwaltung. Ab 1978 ging Zahrnt freiberuflichen und ehrenamtlichen Tätigkeiten u. a. im Öko-Institut Freiburg nach und gelangte 1986 zum BUND. Dort war sie zunächst Sprecherin des BUND-Arbeitskreises »Finanzen und Wirtschaft«, wurde 1989 Mitglied des Bundesvorstands, 1990 stellvertretende Vorsitzende und zwischen 1998 bis 2007 Vorsitzende des BUND.
Seitdem ist sie Ehrenvorsitzende des BUND. Zahrnt hat zahlreiche Publikationen geschrieben und herausgegeben, u. a. zu den Themen Produktlinienanalyse, ökologische Steuerreform und Nachhaltigkeit (Studie »Zukunftsfähiges Deutschland«). Sie ist in national bedeutenden Gremien tätig, so im Rat für Nachhaltige Entwicklung der Bundesregierung und als stellvertretende Vorsitzende im ZDF-Fernsehrat.
2006 erhielt Zahrnt als »Vordenkerin und Vorkämpferin für eine ökologische Politik, die den BUND zu einem der einflussreichsten Umweltverbände in Deutschland gemacht hat« das Bundesverdienstkreuz.
www.nachhaltigkeitsrat.de/ der-rat/dr-angelika-zahrnt 

 

»Neue Technologien sind wichtig für eine nachhaltige Entwicklung – andere Lebensstile auch.«

Bereits während des Studiums stellte Zahrnt fest, dass Umwelt und Wirtschaft zusammen betrachtet werden müssten. Nach einer Zeit der wissenschaftlichen Tätigkeit und Arbeit als Systemanalytikerin kam Zahrnt durch ihr umweltpolitisches Interesse 1986 zum BUND. Als Vorsitzende arbeitete sie ab 1998 an der notwendigen ökologischen Umgestaltung der Gesellschaft mit und brachte die Professionalisierung des Verbands voran: 50.000 neue Mitglieder und Förderer waren das Ergebnis. Unter ihrer Führung wurde der Verband zu einem allseits anerkannten »hörbaren und sichtbaren « Vertreter in der Diskussion um die richtigen Weichenstellungen für eine nachhaltige Entwicklung. Durch ihre Kenntnisse und konstruktive Art konnte sie zwischen den »Lagern« Wirtschaft und Umwelt vermitteln und alte Feindbilder abbauen. Ihr Ziel – den Umweltschutz – verlor sie dabei nie aus den Augen. Als erste Frau an der Spitze des BUND förderte Zahrnt »das Vermögen des Verbands, die richtigen Fragen zur richtigen Zeit zu stellen und auch die richtigen Antworten zu haben«.

 Wirtschaft und Naturschutz

Richtige Antworten auf diese Fragen gab sie aufgrund ihrer großen Wirtschaftsexpertise insbesondere im Feld der ökologischen Steuerreform. Die promovierte Volkswirtin entwickelte entscheidend das Konzept der Ökosteuer mit und begleitete es auf dem Weg in die Umsetzung. Die deutsche Wiedervereinigung nutzte Zahrnt für die Realisierung von Naturschutz- Großprojekten wie dem »Grünen Band«, dem längsten Biotopverbundsystem Deutschlands. Ihre Mitarbeit an der Nationalen Biodiversitätsstrategie sorgte dafür, dass dieses Thema auf Bundesebene präsent wurde.

 Herzensangelegenheit Nachhaltigkeit

Mit ihrer großen interdisziplinären Sachkenntnis setzt sie wichtige Impulse in der Nachhaltigkeitsdebatte – aus den Umweltverbänden heraus in die Gesellschaft. Als Initiatorin der Studien »Zukunftsfähiges Deutschland « 1996 und 2008 stieß Zahrnt die notwendigen Diskussionsprozesse über nachhaltige Entwicklung, Effizienz, Suffizienz und Lebensstile an: »Wir werden mit weniger, mit intelligenteren Gütern auskommen müssen«, ist ihre Auffassung. Jeder einzelne Mensch müsse sich dabei fragen, was er oder sie für das Ziel der nachhaltigen Entwicklung tun könne.

 Neue Wege im Umweltschutz

Zahrnt setzt ihre Vorbildfunktion für einen Wertewandel in den Industriegesellschaften ein – für die heutigen und kommenden Generationen. Seit über 20 Jahren ehrenamtlicher Tätigkeit vertritt sie ihre Anliegen stets sachkundig und mit klaren Worten. So konnte sie vielfältige Projekte zum Schutz von Umwelt und Natur anstoßen, die sie zu einer hoch anerkannten und weit geschätzten Gesprächspartnerin gemacht haben.