22.09.2015 | „Ein Wissenschaftler, der Wissen schafft und komplexe Sachverhalte in verständliche Sprache übersetzt“

Deutscher Umweltpreis 2015: Einzelwürdigung Prof. Dr. Mojib Latif

Prof. Dr. Mojib Latif  © Jan Steffen, GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel
Träger des Deutschen Umweltpreises 2015: Prof. Dr. Mojib Latif
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Kiel. „Er reißt mit, rüttelt auf. Er ermuntert und ermutigt Laien wie Experten, sich mit den Herausforderungen des Klimawandels auseinanderzusetzen. Er ist eine der herausragenden Persönlichkeiten der Klimaforschung, ein Wissenschaftler, der Wissen schafft und die komplexen Sachverhalte in eine verständliche Sprache übersetzt. Ein Klimaexperte, der immer Lösungswege liefert als Ausdruck seiner persönlichen Sorge und seines persönlichen Engagements.“ – Mit diesen Worten würdigte heute Dr. Heinrich Bottermann, Generalsekretär der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU), die Verleihung des Deutschen Umweltpreises 2015 an Prof. Dr. Mojib Latif (60) vom GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel. Bundespräsident Joachim Gauck wird die Auszeichnung am 8. November in Essen überreichen. Sein Preisgeld: 245.000 Euro.

Prof. Dr. Mojib Latif © Anna Thielisch, Future Ocean
Sprachgewandt, voller Optimismus und Leidenschaft erklärt Prof. Dr. Mojib Latif die Rolle der Ozeane im Klimasystem – hier Kindern in der Kinderuni.
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Prof. Dr. Mojib Latif  © Anna Thielisch, Future Ocean
Wissenschaftlich beschäftigt sich Prof. Dr. Mojib Latif mit langfristigen Klimaschwankungen und den Wechselwirkungen zwischen den Ozeanen und der Atmosphäre. Bei Vorträgen an Kinderuniversitäten macht er die komplexen Sachverhalte für alle verständlich.
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Forschung auch für Laien verständlich machen

Latif sei einer der bekanntesten Klimaexperten Deutschlands, betonte Bottermann, und habe zahlreiche fachwissenschaftliche Beiträge und Bücher geschrieben. Seine Publikationen richteten sich an Experten und an ein breites Zielpublikum, auch an Kinder und Jugendliche. Er zeige damit seinen hohen wissenschaftlichen Anspruch und Ehrgeiz, Bücher so zu schreiben, dass sich ihre Inhalte einer breiten Öffentlichkeit leichter erschließen. Das verbinde sich hervorragend mit seiner öffentlichen Vortragstätigkeit. So halte Latif Vorlesungen an Kinderuniversitäten und Schulen, sei ein gefragter Experte in verschiedenen Wissenschaftssendungen und liefere wissenschaftliche Beiträge für zahlreiche Printmedien. Allein im Zweiten Deutschen Fernsehen und in entsprechenden Partnersendern sei Latif von 1986 bis heute über 330 Mal als Experte zu Gast gewesen.

Mehrfache Auszeichnung für Forschungskommunikation

Für seine Publikationen auch für Kinder und Jugendliche sowie für seine Leistungen in der Forschungskommunikation wurde er mehrfach ausgezeichnet. So erhielt er u. a. den Preis der Max-Planck-Gesellschaft für „Öffentliche Wissenschaft“ und den „DUH-Umwelt-Medienpreis 2004 in der Kategorie Lebenswerk“ der Deutschen Umwelthilfe. Für seine herausragenden wissenschaftlichen Leistungen zeichnete ihn 2000 die Amerikanische Meteorologische Gesellschaft mit der „Sverdrup Gold Medal“ aus.

Latif „fordert immer wieder sehr konkret zum Handeln auf“

Das Vermitteln des Wissens um die vom Menschen verursachte Klimaerwärmung sei neben seiner Forschungsarbeit zentrales Anliegen seines Wirkens. Bottermann: „Sprachgewandt, voller Optimismus, Leidenschaft und Faszination widmet sich Latif seinem Thema. Dabei bleibt er nicht bei der Vermittlung von Fakten stehen, sondern fordert immer wieder sehr konkret zum Handeln auf.“ Dieses außerordentliche Engagement für Wissenschaft und Gesellschaft dokumentiere sich in seinen zahlreichen fachwissenschaftlichen Publikationen und in seinen Beiträgen zur Forschungskommunikation. Seine (Mit-)Herausgeberschaft von internationalen Zeitschriften wie „Monthly Weather Review“ oder „Journal of Climate“ unterstreiche sein wissenschaftliches Renommee.

Prof. Dr. Mojib Latif © Jan Steffen, GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel
Prof. Dr. Mojib Latif – hier auf dem Dach des GEOMAR Helmholtz-Zentrums für Ozeanforschung Kiel - gilt als einer der herausragenden Klimaforscher Deutschlands.
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Neues Buch zum Zustand der Meere

Latif betone in herausragender Weise seit Jahren und zuletzt mit seinem neuen Buch „Das Ende der Ozeane“, dass unser Planet ohne intakte Ozeane für Menschen unbewohnbar zu werden drohe. In seinem Buch biete er eine äußerst lehrreiche und lesenswerte Einführung in die aktuelle Meeresforschung, in der die Meereslebewelt und die komplexen und wenig anschaulichen physikalischen Zusammenhänge zwischen Klima und Meer verständlich und in anschaulichen Bildern vermittelt würden. Neben der Verschmutzung der Meere durch Plastikabfälle, der Problematik der Überfischung sowie den Effekten der Klimaerwärmung beschreibe Latif die Ozeane als Gesamtsystem.

Herausragender Wissenschaftler und Mitautor der Berichte des Weltklimarates IPCC

Er arbeitete als Gastforscher in den USA und Australien sowie in zahlreichen nationalen und internationalen Forschungsorganisationen: im Weltklimaforschungsprogramm, in der Deutschen und der Amerikanischen Meteorologischen Gesellschaft, der Akademie der Wissenschaften in Hamburg, der Deutschen Gesellschaft Club of Rome und im Deutschen Klima-Konsortium. 2001 und 2007 war er zudem Mitautor der Berichte des Weltklimarates IPCC (Intergovernmental Panel on Climate Change). Bottermann: „Latif ist ein herausragender Wissenschaftler. Er schafft es zudem immer wieder, breite Zielgruppen für Fragen des Umwelt- und Klimaschutzes zu begeistern.“

Prof. Dr. Mojib Latif © Jan Steffen, GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel
Ohne intakte Ozeane drohe unser Planet für Menschen unbewohnbar zu werden. Darauf weist Prof. Dr. Mojib Latif, hier auf einem Forschungsschiff des GEOMAR Helmholtz-Zentrums für Ozeanforschung Kiel, mit Sorge hin.
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Seit über 28 Jahren in Forschung und Lehre aktiv

Der gebürtige Hamburger ist Leiter des Forschungsbereiches Ozeanzirkulation und Klimadynamik im GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel. Nach dem Studium der Betriebswirtschaftslehre und der Meteorologie promovierte er 1987 über das Wetterphänomen El Niño an der Universität Hamburg. 1989 folgte die Habilitation für das Fach Ozeanografie an der Universität Hamburg. Von 1983 bis 1988 war Latif wissenschaftlicher Mitarbeiter, von 1989 bis 2002 Forschungsgruppenleiter am Max-Planck-Institut in Hamburg. Dort arbeitete er an verschiedenen Fragestellungen zur natürlichen Klimavariabilität und zum anthropogenen Klimawandel. Sein besonderes Interesse galt dabei der Erforschung der Mechanismen von Klimaschwankungen auf Zeitskalen von einigen Jahren bis zu Jahrzehnten mit Hilfe von gekoppelten Modellen des Ozeans und der Atmosphäre. Seit 2003 ist er Professor am Institut für Meereskunde an der Christian-Albrechts-Universität (CAU, Kiel), dem heutigen GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel. Seit 2006 ist Latif zudem Mitglied im Exzellenzcluster „Ozean der Zukunft“ der CAU. Außerdem ist er Vorsitzender des Deutschen Klima-Konsortiums