13.06.2017 | Diskussion: Flotter Hocker und flotte Fragen

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Flotter Hocker JuZuVie17 © Deutsche Bundesstiftung Umwelt
Im Fragenhagel: Dr. Heinrich Bottermann, DBU, Prof. Dr. Beate Jessel, BfN und Dr. Christiane Paulus, BMUB
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von André Tront

Bei dem Format „Flotter Hocker“ hatten wir die Gelegenheit prominente Gäste regelrecht mit Fragen zu löchern. Die Gäste waren Dr. Christiane Paulus vom Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit (BMUB), Prof. Dr. Beate Jessel vom Bundesamt für Naturschutz (BfN) und Dr. Heinrich Bottermann von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU). Diese drei saßen während der Fragerunde durchgehend auf der Bühne. Links und rechts von ihnen standen zwei freie Stühle für die Teilnehmerinnen und Teilnehmer bereit, die gerne Fragen an die drei Gäste loswerden wollten. Nach einer kurzen Eröffnungsrunde mit Fragen durch die beiden Moderierenden ging es auch schon los. Neben den Stühlen bildeten sich lange Schlangen mit fragewütigen Jugendlichen: Viele junge Menschen wollten sich einbringen und so entstand eine rege Diskussion mit zahlreichen kritischen Fragen. Zunächst die Frage, wer überhaupt in der Pflicht ist Naturbewusstsein zu schaffen. Bottermann antwortet darauf erstmal mit einem interessanten Fakt: Ein Großteil aller Menschen in Deutschland empfindet eine hohe Wertschätzung für die Natur. Trotzdem handeln viele nicht danach. Aber warum? Dazu meint Bottermann, dass pädagogisch in der Vergangenheit viel durch den erhobenen Zeigefinger zerstört wurde. Mit dem Kopf durch die Wand und von oben herab scheint man also Menschen nicht überzeugen zu können. Wertschätzung für die Natur solle vielmehr durch Naturerfahrung und gute Bildungsangebote vermittelt werden.

Immer wieder kam das Thema Landwirtschaft zur Sprache. Die jetzige Förderpolitik für konventionelle Landwirtschaft setze falsche Anreize. Mais werde teilweise auf derselben Fläche 8 bis 10 mal angebaut obwohl das ökologisch nicht sinnvoll ist. Aber der Bauer oder die Bäuerin würden diesen Weg teilweise gehen, weil der Maisanbau staatlich gefördert wird. Und so setzt Überdüngung der Artenvielfalt zu. Dazu erwähnt Bottermann, dass zwei Drittel aller 863 Biotope in Deutschland bedroht sind. Das ist alarmierend. Trotzdem müsse das Umweltministerium noch lange sehr dicke Bretter bohren, erzählt Christiane Paulus. Sie bezieht sich dabei vor allem auf die Abstimmung mit anderen Ressorts wie dem Landwirtschaftsministerium. Neben einer Agrarwende sei aber auch eine Fischereiwende nötig, ergänzte Beate Jessel. Die Meere werden leergefischt und die Fischerei beraube sich so ihrer eigenen Grundlage.

Auch ich selbst setzte mich auf den Hocker und stellte eine Frage: „Wie gehen Sie damit um, dass wir hier in Deutschland mitverantwortlich sind für die Probleme im globalen Süden? Stichwort: Zum Beispiel Regenwaldabholzung.“ Paulus erklärte daraufhin, dass sie sich im Ministerium dieser Problematik bewusst und in einigen internationalen Naturschutzprojekten involviert sind. Danach kommt ein anderes drängendes Thema zur Sprache: Lebensmittelverschwendung. Es wird viel zu viel weggeschmissen, auch Lebensmittel die noch essbar sind. Das liegt auch an den viel zu strengen Hygieneregeln hierzulande, kritisierte Bottermann. Veränderungen müssen aber erstmal bei einem selbst anfangen, zum Beispiel nur so viel einkaufen, wie man auch in den nächsten Tagen essen kann Außerdem geht es nur kleinschrittig. Man kann nicht erwarten von heute auf Morgen die ganze Welt zu retten. Man muss aber trotzdem dran bleiben. Das werden wir definitiv auch tun!