DBU aktuell - Umweltbildung III/2022

In unserem Umweltbildungsnewsletter stellen wir verschiedene Projekte aus dem Bildungsbereich vor.

Naturerbefläche Wahner Heide © Nils Franke
Militärische Überreste im Nationalen Naturerbe Wahner Heide.
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4.) Naturerbeflächen und ihre politisch-historische Vergangenheit

Das Nationale Naturerbe steht für die beispielhafte Initiative des Bundes 164.000 Hektar bundeseigene wertvolle Naturschutzflächen nicht zu privatisieren, sondern unentgeltlich an Länder, Naturschutzorganisationen oder Stiftungen zur dauerhaften naturschutzfachlichen Sicherung zu übertragen. Hierzu zählen ehemals militärisch genutzte Gebiete, Flächen entlang der innerdeutschen Grenze („Grünes Band“), Treuhandflächen aus dem DDR-Volksvermögen und stillgelegte DDR-Braunkohletagebaue. Viele Gebiete haben sich über Jahrzehnte hinweg trotz ihrer in Teilen sehr intensiven Nutzung zu einzigartigen Naturräumen entwickelt – als Refugien für gefährdete Tier- und Pflanzenarten. Die gemeinnützige DBU Naturerbe GmbH betreut und entwickelt mit bundesweit rund 70.000 Hektar die größte Flächenkulisse im Nationalen Naturerbe.

Naturerbeflächen und Erinnerungskultur

Die Flächen des Nationalen Naturerbes sind aus ökologischer Sicht besonders wertvoll und per Vertrag dauerhaft dem Naturschutz gewidmet. Beim Management der Flächen stehen für die Eigentümer deshalb die Erfassung und Entwicklung der ökologischen Lebensräume im Vordergrund. Viele Naturerbeflächen haben jedoch eine bewegte Geschichte: Sie wurden ehemals militärisch genutzt – über lange Zeit und mehrere Staatsformen hinweg. Als Orte, an denen nationalsozialistische Verbrechen stattfanden, an denen sich die geteilte Geschichte Deutschlands in Übungsmanövern der Alliierten und der beiden deutschen Streitkräfte manifestierte, sind sie wichtiger Bestandteil der Erinnerungskultur.

Erarbeitung und Vermittlung der historisch-politischen Hintergründe

Im Rahmen des Projektes „Naturerbeflächen interdisziplinär kommunizieren“ will das Institut für Kulturwissenschaften der Universität Leipzig die historisch-politische Bedeutung des Nationalen Naturerbes erfassen und ihr mehr Aufmerksamkeit verschaffen. Dazu wird im Projekt exemplarisch an ausgewählten Flächen des Nationalen Naturerbes, darunter die drei DBU-Naturerbeflächen Peenemünde, Prora und Wahner Heide, Wissen über die Nutzung erarbeitet und in Workshops gemeinsam mit Multiplikatorinnen und Multiplikatoren aus dem Naturschutz und der historisch-politischen Bildung vor Ort diskutiert. Ziel ist es, das Wissen um die historischen Hintergründe der Flächen zu festigen, Geschichtsbewusstsein zu entwickeln und die Beteiligten dazu zu befähigen, diese Kenntnisse in Führungs- und Bildungsangeboten neben Naturschutzthemen zu vermitteln. Im Austausch mit den Zielgruppen soll so ein Leitfaden entstehen, auf dessen Grundlage Lehr- und Lernmaterial für weitere historisch bedeutsame Naturerbeflächen erstellt werden kann.

Das Projekt diente bereits als Grundlage für eine praxisbezogene Lehrveranstaltung am Institut für Kulturwissenschaften der Universität Leipzig. Darin setzten sich Studierende in Gruppen mit verschiedenen Aspekten der Geschichte der ausgewählten Naturerbeflächen auseinander; ihre Impulse sollen in das Projekt integriert werden.

AZ 37159