Newsletter des Stipendienprogrammes vom 30.09.2015

Infos aus dem Stipendienprogramm - Nr. 60 - Ausgabe III 2015

Gruppenfoto Stipendiatenseminar Vilm  © Nico Wöhrle
Gruppenfoto Stipendiatenseminar Vilm
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7.) Stipendiatenseminar Vilm August 2015

DBU-Seminar auf Vilm – Herzklopfen vorprogrammiert

Vilm, eine nur 1qkm große Insel bei Rügen, löst bei den Stipendiatinnen und Stipendiaten der DBU regelmäßig Herzklopfen aus. Und zwar immer dann, wenn die jährlichen Seminare auf der Online-Plattform per Mausklick gewählt werden dürfen. Schnelligkeit und eine gute Internetverbindung sind dabei gefragt, denn höchstens 26 Teilnehmerinnen und Teilnehmer werden zugelassen. Wenn man dann zu diesen Glücklichen zählt und den ersten Fuß auf das Naturschutzgebiet Vilm setzt, weiß man: Die anderen Stipendiatinnen und Stipendiaten haben keineswegs übertrieben – mit dem 500 Jahre alten Wald, den landschaftlich verschieden geprägten Abschnitten „Kleiner“, „Großer“ und „Mittlerer Vilm“, der gesunden (Ost)Seeluft, dem lichtdurchfluteten Seminarraum und den gelben, mit Reet gedeckten Häusern ist es ein kleines Paradies.

Das Klima und der idyllische Ort schienen starke Auswirkungen auf unsere Leistungsfähigkeit zu haben, denn die Seminarwoche war durchweg von sehr guten und dem interdisziplinaren Rahmen angepassten verständlichen Präsentationen geprägt. Die anschließenden Diskussionsrunden reichten nicht immer aus, um alle Fragen zu den einzelnen Dissertationsprojekten ausführlich zu beantworten, sodass auch in den Kaffee- und Essenspausen fleißig Wissen ausgetauscht wurde. Dass der Großteil der Gruppe in Chemie und Physik promoviert und dagegen nur vereinzelt die Fächer Biologie, Forstwissenschaft, Agrarökonomie, Jura und Politikwissenschaft vertreten waren, tat den Gesprächsrunden keinerlei Abbruch. Gerade die Zusammensetzung von bereits sehr weit fortgeschrittenen Stipendiatinnen und Stipendiaten im dritten Jahr und noch am Anfang stehenden Doktorandinnen und Doktoranden half, Aufregung und hohe Motivation für Umweltforschung mit bereits professioneller Routine und Knowhow zu verbinden.

Dabei ging es nicht nur um die Plastikherstellung aus dem nachwachsenden Rohstoff Lignin, das Binden von Stickstoffpartikeln für die Industrienutzung, die Optimierung von Brennstoffzellen, die exakte Messung der Vestfona Eiskappe, das Arktische Eisschild und seine Veränderung, die Vermessung der Oranienbaumer Heide durch Kartierung, Monitoring und Drohnenaufnahmen, die Energieumwandlungseffizienz und Optimierung der physikalischen Konzepte bzw. der Leistungsprognosen von Solarzellen sowie den Wirkungsgrad von Mehrfach-Solarzellen, sondern auch um die Auswirkung von Extremwetter auf das globale Versorgungsnetzwerk, die Energie- und Treibhauseffizienz von landwirtschaftlichen Betrieben, den Artenschutz von Wildbienen, den Nachweis von toxischen Stoffen im Wasser anhand von diversen Methoden (Fisch-Sezierung, Schlammanalyse, Tiefenmessungen), mögliche Hautreaktionen des Menschen auf schädliche Umwelteinflüsse, die juristischen Rahmenbedingungen der Wasserrahmenrichtlinie und der REACH-Regelung, die Rohstoffpolitik der BRD sowie Klimagerechtigkeit und Climate Engineering in der internationalen Staatengemeinschaft.

Diese enorme thematische Bandbreite wurde durch die Vorträge von Prof. Kreisel zum Thema Ökobilanzen und Mehrpunkt-Systeme zur Berechnung der Umweltbelastung sowie den Vorträgen und Führungen zu und über die Insel Vilm ergänzt. Eine willkommene Verschnaufpause bot der Ausflug in das von der DBU errichtete Naturerbe Zentrum Rügen. In über 80 Meter Höhe konnten wir die Baumkronen bewundern und unsere Gedanken schweifen lassen. Bei der anschließenden Wanderung durch die Feuersteinfelder zwischen Prora und Mukran reisten wir knapp 4.000 Jahre zurück, als Sturmhochwasser diese Steinwälle formten.

Die Energie ging uns trotz vieler Arbeit und Ausflüge niemals aus, da wir auf Vilm sehr reichlich mit den besten regionalen Speisen versorgt wurden. Bei einem Glas Wein sowie Gitarren- und Klaviermusik und mit Besuch von Alumnus Dr. Grunewald ließen wir die Abende auf der großen Terrasse am Seminarraum gemeinsam ausklingen, lernten uns näher kennen und lachten viel. Die individuellen Gespräche über die Projekte oder Privates sowie die gemeinsame Zeit auf Vilm schuf für uns alle einen großen Mehrwert und gab uns neue Motivation für die Herausforderungen der Promotion. Seminarleiter Herr Dr. Hempel erwies sich immer als zuverlässiger Wegweiser in sämtlichen fachlichen Diskussionen, in Schwindel erregender Höhe über Baumwipfeln und als Integrationsfigur für alle jungen und erfahrenen DBU-Seminarteilnehmerinnen und Seminarteilnehmer. Herzlichen Dank für Ihren Einsatz auf Vilm und Ihr Engagement im Stipendiat*innen-Programm – für Ihre neuen Aufgaben innerhalb der Stiftung wünschen wir Ihnen viel Elan und Erfolg!

Ronja Ritthaler-Andree
DBU-Stipendiatin