DBU aktuell Nr. 8 | 2020

Informationen aus der Fördertätigkeit der Deutschen Bundesstiftung Umwelt

Umweltpreis 2020 © Peter Himsel/DBU
Der Deutsche Umweltpreis 2020 geht an den Klimaökonom Prof. Dr. Ottmar Edenhofer und die Geschwister Annika und Hugo Sebastian Trappmann als Geschäftsführende der Blechwarenfabrik Limburg (vordere Reihe, von links). Einen Ehrenpreis erhielt der Insektenforscher Dr. Martin Sorg (vordere Reihe, rechts). Vertreten wurde die DBU beim Festakt durch die Kuratoriumsvorsitzende Rita Schwarzelühr­-Sutter (hintere Reihe, Mitte) sowie DBU-­Generalsekretär Alexander Bonde (hintere Reihe, links). Mit dabei war auch Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (hintere Reihe, rechts).
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Umweltpreis 2020 © Peter Himsel/Deutsche Bundesstiftung Umwelt
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier übermittelte sein Grußwort per Video.
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Umweltpreis 2020 © Peter Himsel/Deutsche Bundesstiftung Umwelt
DBU-Generalsekretär Alexander Bonde (v. l.), Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil, DBU-Kuratoriumsvorsitzende Rita Schwarzelühr-Sutter und Hannovers Oberbürgermeister Belit Onay
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Umweltpreis 2020 - Rakers © Peter Himsel/Deutsche Bundesstiftung Umwelt
Behielt auch bei Abstandsregeln und Hygienevorschriften den Überblick: Moderatorin Judith Rakers
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Umweltpreis 2020 © Peter Himsel/Deutsche Bundesstiftung Umwelt
Kamera ab: Der Festakt wurde per Livestream ins Internet übertragen
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1. „Andere große Menschheitsaufgaben nicht aus den Augen verlieren" – Bundespräsident sendet Grußwort zum Deutschen Umweltpreis

„Auch jetzt, mitten in der Pandemie, dürfen wir nicht andere große Menschheitsaufgaben aus den Augen verlieren. Wie hinterlassen wir unseren Kindern und Enkeln unseren Planeten? Was müssen wir tun, um unsere Ressourcen und unser Klima besser zu schützen?“ Mit diesen Worten betonte Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier die Bedeutung des Deutschen Umweltpreises der DBU und unterstrich die „besonders wichtige Botschaft, die von diesem Umweltpreis in diesem schwierigen Jahr 2020 ausgeht“.

Die Auszeichnung in Höhe von 500.000 Euro, die zu den höchstdotierten Umweltpreisen in Europa zählt, ging zu gleichen Teilen an den Klima-Ökonom Prof. Dr. Ottmar Edenhofer sowie an die Geschwister Annika und Hugo Sebastian Trappmann als Geschäftsführende der Blechwarenfabrik Limburg. Einen mit 10.000 Euro dotierten DBU-Ehrenpreis erhielt der Insektenforscher Dr. Martin Sorg. Ort dieser 28. DBU-Umweltpreisverleihung war das Hannover Congress Centrum (HCC). Allerdings fand der Festakt aufgrund der Coronapandemie diesmal nur mit wenigen Ehrengästen – darunter der niedersächsische Ministerpräsident Stephan Weil und Hannovers Oberbürgermeister Belit Onay – und ansonsten ohne Publikum statt.

Auch der Bundespräsident konnte wegen einer Quarantäne nicht wie sonst anwesend sein. Er ließ es sich aber nicht nehmen, die Preisträgerin und die Preisträger durch ein Video-Grußwort zu würdigen: „Sie alle sind herausragende Beispiele dafür, wie viel Einzelne für eine Gesellschaft bewegen können, wenn sie sich engagieren, wenn sie hartnäckig sind, wenn sie an eine Sache glauben.“

„Ohne Menschen wie Sie hätte es das Pariser Klimaabkommen nicht gegeben“

An Ottmar Edenhofer, den Direktor des Potsdam Instituts für Klimafolgenforschung (PIK) und des Mercator Research Institute on Global Commons and Climate Change (MCC) gewandt, sagte Steinmeier: „Sie beraten den Papst, die Weltbank, die Bundesregierung, Sie sind ein international geschätzter – mitunter auch gefürchteter – Verhandler. Ohne Menschen wie Sie hätte es das Pariser Klimaabkommen nicht gegeben und auch nicht das deutsche Klimapaket.“

Edenhofer selbst verwies darauf, dass Klimapolitik kein Sprint, sondern ein Marathon sei und nannte die Auszeichnung eine große Ehre und auch eine Verpflichtung: „Ich werde mich weiter mit voller Kraft dafür einsetzen, damit ein Preis für den Kohlendioxidausstoß zu einem wirksamen Klimaschutzinstrument wird.“ Edenhofer betonte, das Engagement für Klimaschutz könne nie ein von sozialen und ökonomischen Faktoren losgelöstes Unterfangen sein und müsse Politik und Wissenschaft einbeziehen. Wissenschaft müsse Grundlage für politische Entscheidungsprozesse sein. „Der Mainstream der Wirtschaft und die Mitte der Gesellschaft müssen mit im Boot sein.“ Nur dann seien Problemlösungen angesichts des Klimawandels möglich.

Unternehmer mit Herzblut und Leidenschaft

Die Geschwister Trappmann würdigte der Bundespräsident für ihren unternehmerischen Mut: „Wenn Unternehmer so an ihre Sache glauben wie Sie, wenn sie mit so viel Herzblut und so viel Leidenschaft vorangehen wie Sie und Ihr Team, dann wird es uns gelingen, unser Land zukunftsfähig zu machen!“ Für den Neubau des Firmensitzes hätten Annika Trappmann und ihr Bruder Hugo Sebastian alle Abläufe und Technologien überprüft und mit Hilfe selbst entwickelter digitaler Technik optimiert, um möglichst sparsam mit Ressourcen und Energie umzugehen. „Und das Ergebnis ist beeindruckend. Die jetzt größere Blechwarenfabrik verbraucht weniger Rohstoffe und stößt 2.600 Tonnen Kohlendioxid weniger aus als vor dem Umzug“, so Steinmeier.

„Wir sind sehr stolz darauf, dass wir in diesem Projekt soziale und ökologische Faktoren mit unseren ökonomischen Zielen vereinen konnten und damit der gesellschaftlichen Verantwortung gerecht werden können“, erklärte Annika Trappmann. Hugo Sebastian Trappmann ergänzte: „Ein ganz wesentlicher Aspekt bei unseren Investitionen ist, dass wir zeigen wollten, dass wir mit Technologien, die uns heute bereits zur Verfügung stehen, Ressourcen und Energie sparen können.“ Ein weiterer Pluspunkt: Trotz Automation konnten alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gehalten werden.

Dramatische Folgen des Insektenschwundes belegt

„Dass wir heute viel genauer wissen, welche dramatischen Folgen der Artenschwund im Reich der Insekten für unser Ökosystem hat, dass wir darüber als Gesellschaft diskutieren, das haben wir auch Ihnen zu verdanken.“ So unterstrich Bundespräsident Steinmeier die Leistung von Ehrenpreisträger Martin Sorg, der mit dem Entomologischen Verein Krefeld viele Jahre lang Zahl und Artenvielfalt von Insekten systematisch untersuchte und ihren Rückgang belegte.

„Es besteht kein Zweifel, dass die wissenschaftlich festgestellten Biodiversitätsschäden von Menschen verursacht sind“, machte Sorg klar und fügte hinzu: „Was wir als das Dramatischste empfinden, sind irreversible Biodiversitätsschäden, das heißt, das Aussterben von Arten für ganze Regionen, weil das ein Vorgang ist, an dem man schlichtweg nichts mehr ändern kann.“ Sorg plädierte daher dafür, dem Schutz der Biodiversität besonders in Naturschutzgebieten „die allererste und auch uneingeschränkte Priorität“ zu geben.

Die Preisträgerin und die Preisträger machten ihre Positionen sowohl in eingespielten Filmportraits als auch im Gespräch auf der Bühne deutlich – souverän moderiert von Judith Rakers, die trotz Hygienevorgaben und Abstandsregeln für einen reibungslosen, festlichen Ablauf sorgte.

„Stiftungen können flexibel reagieren“

Als Gastgeberin der Veranstaltung verwies die Parlamentarische Staatssekretärin im Bundesumweltministerium und DBU-Kuratoriumsvorsitzende Rita Schwarzelühr-Sutter auf den Beitrag, den Stiftungen in Zeiten wie diesen leisten könnten: „Stiftungen können sehr flexibel reagieren und schneller zwischen Wissenschaft, Wirtschaft und Gesellschaft vermitteln.“ Die DBU habe beispielsweise im Frühjahr sehr schnell gehandelt und eine Plattform geschaffen, auf der sich neue DBU-Projekte mit den Folgen der Coronakrise auf Umwelt und Klimaschutz auseinandersetzen.

Passend dazu verwies DBU-Generalsekretär Alexander Bonde auf ein weiteres Thema, das die DBU bereits mit dem Umweltpreissymposium aufgegriffen hat und nun in den Fokus nimmt: „Wir müssen verstärkt in Kreisläufen denken – von einer Circular Economy, die weit über eine lediglich auf Abfallrecycling fokussierte Kreislaufwirtschaft hinausgeht, bis hin zu einer Circular Society.“ Bondes Versprechen: „Die Deutsche Bundesstiftung Umwelt wird in den kommenden Jahren mit einem zweistelligen Millionenbetrag ihren Beitrag leisten, um die Circular Economy in Deutschland voranzubringen.“


Weitere Informationen und Impressionen zur Verleihung des Deutschen Umweltpreises der DBU:

Alle Umweltpreisvideos bei YouTube

Die Filmportraits der Preisträgerin und der Preisträger bei YouTube:

Die Umweltpreisbroschüre zum Download

Pressemitteilungen zum Festakt:

Fotos im Flickr-Album

Twitter via #uwp20

Umweltpreis 2020 © Katrin Pohlmann, Deutsche Bundesstiftung Umwelt