DBU aktuell Nr. 8 | 2020

Informationen aus der Fördertätigkeit der Deutschen Bundesstiftung Umwelt

SharePic Umweltpreissymposium © Deutsche Bundesstiftung Umwelt

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UWP-Symposium 2020 © Ulf Jacob/Deutsche Bundesstiftung Umwelt
Die Teilnehmenden des digitalen Umweltpreissymposiums diskutierten über die Chancen einer Circular Economy – mit dabei: Umweltpreisträgerin Annika Trappmann (vorne im Bild)
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2.) Kreislaufwirtschaft als Chance für wirtschaftlichen Wandel – Umweltpreissymposium zur Circular Economy

Anstatt wertvolle und endliche Rohstoffe zu gewinnen, Produkte daraus herzustellen und am Ende der Nutzung auf den Müll zu werfen, brauchen wir eine echte Kreislaufführung – eine ‚Circular Economy'", sagte DBUGeneralsekretär Alexander Bonde in seiner Begrüßung zum diesjährigen Umweltpreissymposium. Unter dem Titel  „Von der Circular Economy zur Circular Society?" fand das Symposium – Corona-bedingt – erstmals digital statt.

Wege zu einer echten Kreislaufwirtschaft

Holz statt Beton, Sharing, höhere Rohstoffpreise:  „Innovative Geschäftsmodelle spielen beim Übergang zur Kreislaufwirtschaft eine wichtige Rolle", stellte Peter Börkey von der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) in seinem Impulsvortrag  „Wege zu einer echten Kreislaufwirtschaft" heraus. In den vergangenen Jahren sei der Rohstoffverbrauch weltweit um ein Vielfaches gestiegen. Laut Berechnungen der OECD würde sich der Rohstoffverbrauch bei einem  „Weiter so", bis 2060 verdoppeln, mit gravierenden Konsequenzen für die Umwelt, so Börkey. Um diesem Trend entgegenzuarbeiten, müsse man das Wirtschaftswachstum und den Rohstoffverbrauch voneinander entkoppeln, was durch einen Übergang zur Kreislaufwirtschaft erreicht werden könne. Eine Schlüsselrolle spiele dabei die Innovation – sowohl technologischer als auch gesellschaftlicher Art. Künstliche Intelligenz, Robotik oder auch das Internet der Dinge könnten beim Übergang zur Kreislaufwirtschaft helfen. Allerdings sieht Börkey auch die Politik in der Pflicht, entsprechende Rahmenbedingungen zu schaffen:  „Man muss komplett umdenken. Man muss sich von der Wachstumsidee im Sinne eines wachsenden Rohstoffverbrauchs verabschieden, nicht aber von der Wachstumsidee größeren Wohlstands."

Brauchen ein  „flattening the curve"

In der anschließenden Diskussion debattierten Dr. Henning Wilts vom Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie, Professorin Vera Susanne Rotter von der Technischen Universität Berlin, Christian Schiller, CEO des DBU-geförderten Start-ups cirplus, Barbara Lersch von der Hans Sauer Stiftung und DBU-Abteilungsleiter Dr. Maximilian Hempel über weitere Möglichkeiten und Handlungsoptionen.  „Wir benötigen ein ‚flattening the curve‘ auch bei der Minderung der Rohstoffentnahmen und pfiffige Ideen, um Rohstoffe im Kreis zu führen. Bildungsangebote können die Ideen tragfähig machen", so Hempel. Lersch plädierte dafür Transparenz zu schaffen, damit Bürgerinnen und Bürger Prozesse verständen. Die Kreislaufwirtschaft funktioniert nicht ohne die Gesellschaft", sagte sie.

Jedes Jahr landen 15 Millionen Tonnen Plastik im Meer

Cirplus-CEO Schiller erinnerte als Betreiber einer Online-Plattform für Kunststoffabfälle und recycelten Kunststoff an die Plastikproblematik: Es landen aktuell rund 15 Millionen Tonnen Plastik jedes Jahr im Meer. Eine Plastiksteuer klingt erst mal gut, hilft uns aber nicht in der Praxis. Für Deutschland ist es nicht so einfach, den Schalter umzulegen." Rotter ergänzte:  „Wir müssen uns anschauen, was in den Kunststoffen enthalten ist. Es geht bei der Kreislaufwirtschaft um die Umweltziele, die wir uns setzen. Es geht darum, die Schadstoffbelastung zu reduzieren."

Man muss Businesslösungen finden

Es kann nicht sein, dass Kreislaufwirtschaft zu einem weiteren Motor des Ressourcenverbrauchs wird. Wir müssen mehr Wohlstand aus weniger Ressourcen generieren", forderte Wilts. Trotz aller Schwierigkeiten, die aktuell noch existierten, zog Hempel ein positives Fazit: Selbst in Drogerien gibt es mittlerweile unverpackte Seife, damit verdienen Hersteller Geld. Man muss Businesslösungen finden, dann funktioniert es auch."

Annika Trappmann, diesjährige Umweltpreisträgerin, wurde in die Diskussion zugeschaltet und berichtete aus der Praxis: Ich bin bei dem Verband ‚Klimaschutz-Unternehmen‘ tätig. Vom Kleingewerbe bis zum Großunternehmen sind Firmen dabei. Der Wandel geht auch in großen Unternehmen. Man muss wollen und Geduld haben." Moderiert wurde das digitale Symposium von Hanna Gersmann, Journalistin mit dem Schwerpunkt Umwelt- und Wirtschaftspolitik.

Die Videoaufzeichnung des Symposiums ist auf YouTube zu finden unter dem Link: www.dbu.de/@UWPSymposium20