DBU aktuell Nr. 1 | 2022

Informationen aus der Fördertätigkeit der Deutschen Bundesstiftung Umwelt

Energiewende - Fabrik, Solarmodule => NUR FÜR NEWSLETTER 01/2022 © rcfotostock - Fotolia.com
Weg von den herkömmlichen Technologien und hin zu den Erneuerbaren – die DBU unterstützt Projekte zur Energiewende.
etalytics © Stefan Wildhirt / LEA Hessen GmbH
Das Team von „etalytics“ hilft Industrieunternehmen, durch künstliche Intelligenz Energie einzusparen.
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Das Team von AMPEERS ENERGY © AMPEERS ENERGY GmbH
Das Team von AMPEERS ENERGY erschließt ökonomische und ökologische Potenziale der dezentralen Energiewende durch passgenaue Cloud-Lösungen für Unternehmen.
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Lernlandschaft © Carolin Hirschfeld
Flexible Raumlösungen sorgen im Schmuttertal-Gymnasium in Diedorf für ein gutes Raumklima und hohe Aufenthaltsqualität.
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 Spinne AZ 35210 © Andreas Engl/regionalwerke GmbH & Co. KG
Verbindung von Naturschutz und erneuerbaren Energien: Auf Solarfeldern gibt es eine bunte Artenvielfalt.
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Menschengruppe © Syda Productions - Fotolia.com.jpg
Technische Lösungen allein reichen nicht aus - Beteiligung zum Beispiel an Planungsprozessen, Kompetenz durch Bildung und das transparente Verhandeln von Zielkonflikten schaffen Akzeptanz für die Energiewende.

1.) Deutlich mehr in weniger Zeit – wie gelingt die Energiewende?

Deutschland liegt hinter den Erwartungen: Bei der Veröffentlichung seiner Eröffnungsbilanz Klimaschutz betonte Wirtschafts- und Klimaschutzminister Robert Habeck: „Die bisherigen Klimaschutzmaßnahmen sind in allen Sektoren unzureichend.“ Habeck appellierte, deutlich mehr in weniger Zeit zu tun und bis 2030 den Anteil Erneuerbarer Energien auf 80 Prozent zu steigern. Doch wie lässt sich das gesamtgesellschaftliche Großprojekt Energiewende konkret umsetzen? Die DBU trägt durch ihre mehr als 30-jährige Förderarbeit mit praktischen Lösungen und wissenschaftlichen Erkenntnissen zu dieser Aufgabe bei. Aktuell beispielsweise mit einem rekordverdächtigen Projekt: „Wir fördern zurzeit die Weiterentwicklung von sogenannten Perowskit-Silizium-Tandemsolarzellen“, berichtet Felix Gruber, Leiter der DBU-Abteilung Umwelttechnik und der DBU-Projektgruppe Energie. „Am Helmholtz-Zentrum in Berlin haben diese Solarzellen, die aus zwei Materialsystemen bestehen, im Labormaßstab einen neuen Effizienzweltrekord von knapp 30 Prozent aufgestellt. Nun geht es darum, dieses Verfahren großflächig anwendbar zu machen.“

Verlässliche Rahmenbedingungen

Neben Forschungseinrichtungen sind es laut Gruber insbesondere auch mittelständische Unternehmen, die neue Entwicklungen vorantreiben: „Sie erkennen früh die Chancen für innovative Produkte, Verfahren und Dienstleistungen. Dafür brauchen sie verlässliche und langfristige Rahmenbedingungen.“ Wichtig sei zudem ein Start-up-freundliches Umfeld, denn viele junge Unternehmen stünden in besonderem Maße für neue Ansätze, so Gruber. So unterstützt die DBU mit ihrer Start-up-Förderung zum Beispiel die etalytics GmbH, die durch künstliche Intelligenz Energieeinsparungen von 20 bis 50 Prozent in Industrieunternehmen erreichen will, und die Ampeers Energy GmbH, die es Unternehmen durch passgenaue Cloud-Lösungen ermöglicht, von neuen Geschäftsmodellen in der dezentralisierten Energiewirtschaft zu profitieren.

Energieeffizienz im Gebäudebestand

Als grundlegenden Baustein der Energiewende sieht die DBU die Energieeffizienz. Hier bietet auch der Gebäudebereich großes Potenzial. Beispielsweise gehen knapp 70 Prozent des Energieverbrauchs in Privathaushalten allein auf das Konto des Heizens. Das DBU-Projekt „Modernisierungsbündnisse“ vernetzte in 23 Kommunen über nahezu alle Bundesländer hinweg Akteure für die Modernisierung des Gebäudebestands, um die Besitzenden von Ein- und Zweifamilienhäusern zum Handeln zu motivieren. Ein Nachfolgeprojekt startet im April 2022. Wie sich bei nachhaltigen Bauprojekten auch die Kostenseite im Blick behalten lässt, beschreibt das Projekt „Kostengünstiger und zukunftsfähiger Geschosswohnungsbau im Quartier“ des Architekturbüros Dr. Burkhard Schulze Darup, Berlin.

Schulen sind Gebäude, an die besondere Herausforderungen gestellt werden, denn hier gilt es, Nachhaltigkeitskriterien und pädagogische Konzepte in Einklang zu bringen. Durch die anspruchsvolle Kombination aus pädagogischer Architektur, Plusenergiekonzept und Holzbau ist das Schmuttertal-Gymnasium in der Marktgemeinde Diedorf im Landkreis Augsburg in dieser Hinsicht ein Leuchtturmprojekt, das mit zahlreichen Preisen wie dem Deutschen Nachhaltigkeitspreis ausgezeichnet wurde. Mehr dazu findet sich in der DBU-Fachinfo „Schulbau der Zukunft“.

Naturschutz und erneuerbare Energien verbinden

Umgang mit Flächenkonkurrenzen ist ein weiteres Stichwort der DBU-Energiewendeförderung. So zeigt das Projekt EULE der regionalwerke, Bodenkirchen, in Zusammenarbeit mit der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf in Freising sowie Prof. Schaller UmweltConsult, München, wie sich Energie ernten und gleichzeitig die Artenvielfalt steigern lässt (siehe DBU aktuell 05/2020; ein aktuelles YouTube-Video der Projektpartner finden Sie hier). Ein weiteres Vorhaben, das die Wirkung von PV-Anlagen in der Agrarlandschaft (Agri-PV) auf die Vogelwelt erforschen soll, wird gerade vorbereitet.

„Der Ausbau der erneuerbaren Energien führt zum Teil zu erheblichen Zielkonflikten. Wir als DBU wollen Naturschutz und erneuerbare Energien verbinden“, beschreibt Gruber die Position der Stiftung. Besonders der Ausbau der Windenergie steht in diesem Zusammenhang immer wieder in der Diskussion. Gefördert von der DBU legte das Fachgebiet Umweltprüfung und Umweltplanung der Technischen Universität Berlin schon im Jahr 2018 eine Analyse zum Handlungsfeld Windenergie vor, die innovative Ansätze zur umwelt- und sozialverträglichen Windenergieentwicklung beschreibt.

Ab 2023 dürfen die roten Warnleuchten an Windenergieanlagen in Deutschland nur noch mit einer bedarfsgesteuerten Nachtkennzeichnung betrieben werden, um die Belastung durch die Lichtsignale für Menschen und Umwelt so gering wie möglich zu halten. Ausgangspunkte für die technische Umsetzung lieferte eine DBU-unterstütze Studie des Bundesverband Windenergie e. V. Und wie lassen sich Kollisionen gefährdeter Fledermausarten mit Windkraftanlagen vermeiden? Das untersuchte das Berliner Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung (IZW), indem es die Bewegungen von Großen Abendseglern mittels GPS verfolgte.

Akzeptanz durch Beteiligung, Kompetenz durch Bildung

Technische Lösungen allein reichen aber nicht aus, um Energie- und Klimaschutzmaßnahmen umzusetzen. DBU-Abteilungsleiter Gruber: „Erfolgreiche Klimaschutz-Politik bindet alle betroffenen Akteure ein. Akzeptanz- und Nutzungsaspekte müssen von Anfang an mitgedacht werden. Zielkonflikte müssen thematisiert und in transparenten und partizipativen Prozessen verhandelt werden.“ Für die Umsetzung der Energiewende förderte die DBU daher Maßnahmen zur Planungsbeteiligung und Akzeptanzanalyse: Ein Fazit aus dem Projekt: Erfahrungen und Wissen beeinflussen die Informationsverarbeitung und damit die Akzeptanz. Darum engagiert sich die Stiftung auch in der Aus-, Fort- und Weiterbildung, beispielsweise mit dem interdisziplinären Promotionskolleg „Umwelt-soziale Fragen der Energiewende“ (siehe DBU aktuell 09/2021 und #DBUdigital Online-Salon zum Thema).

Für das Thema Energiewende insgesamt regt Gruber einen umfassenden Blick an: „Klimaschutz darf nicht singulär betrachtet werden. Beim Ausbau der erneuerbaren Energien müssen auch rohstoffliche Fragen im Sinne einer Circular Economy mitgedacht werden, ebenso wie der Erhalt der Biodiversität.“