DBU aktuell - Nr. 1 |  Januar 2009

Informationen aus der Fördertätigkeit der Deutschen Bundesstiftung Umwelt

Außenansicht des Infrastrukturkanals während der Bauphase
Außenansicht des Infrastrukturkanals während der Bauphase
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4.) Ausgezeichnetes Konzept: der begehbare Leitungsgang

Nicht selten müssen Straßen oder Grundstücke mehrfach aufgegraben werden, weil die Verlegung bestimmter Versorgungsleitungen vergessen wurde. Auch bei Schäden an erdverlegten Kabeln bleibt zu Reparaturzwecken nur die Möglichkeit, durch Aufgraben an die defekten Stellen zu gelangen (und dabei meistens weitere Medien zu beschädigen). Solcherlei Umstände entfallen bei begehbaren Leitungsgängen oder sogenannten Infrastrukturkanälen (ISK). Aus ökologischer Sicht gibt es daher eine ganze Reihe von Vorteilen für begehbare Leitungsgänge. Drei davon sind:

  • der zusätzliche Schutz von Erdreich und Grundwasser gegenüber Verunreinigungen,
  • die für die Zukunft leichte Nachrüstund/oder Rückbaumöglichkeit von Ver- und Entsorgungsleitungen,
  • die längere Lebensdauer von Medienleitungen sowie Straßen und Bäumen.


ISK sind seit über 150 Jahren bekannt. Trotzdem haben sie sich bis heute aufgrund der vergleichsweise hohen Anfangsinvestitionskosten nicht durchsetzen können. Die Firma Dupré Bau GmbH (Speyer) hat am Beispiel eines rund 400 Meter langen Pilotkanals für die Wohnbebauung des »Rheinparks« in Speyer daran gearbeitet, das verwendete Material (Beton) und die Schalungskonstruktion dahingehend zu optimieren, dass Kostenentlastungen herbeigeführt werden können.

Zum einen wurde dabei auf den Einsatz von Fertigbetonteilen verzichtet, die alle drei Meter über eine rissanfällige Dichtung hätten verbunden werden müssen. Stattdessen entstand ein Ortbetonbauwerk, das in Form von 15 m langen Bauteilen vor Ort errichtet wurde. Zum anderen gelang es, den Anteil des Sekundärrohstoffs Steinkohlen-Flugasche im Beton höher zu bemessen als den Zementanteil. Generell kann bei dieser Bauweise nach Angaben des Herstellers sogar auf eine Stahlbewehrung verzichtet werden. Die Nachhaltigkeit des Tunnels ist wegen der geringeren  Korrosionsanfälligkeit dadurch noch einmal deutlich verbessert. Im Fall des konkreten Bauwerks in Speyer kam jedoch auf besonderen Wunsch der örtlichen Behörde teilweise eine Stahlbewehrung zum Einsatz.

Obwohl die prinzipielle Machbarkeit des monolithischen Kanalfertigungskonzepts in Speyer unter Beweis gestellt wurde, ließen sich Zweifel an der Wirtschaftlichkeit von Infrastrukturkanälen nicht komplett ausräumen. Die bauausführende Firma sieht daher für mögliche Folgeprojekte weiteren Forschungs- und Optimierungsbedarf sowie die Möglichkeit, Infrastrukturkanäle testweise über ein sogenanntes PPP-(Public Private Partnership)- Contractingverfahren zu finanzieren. Hierbei würde der Grundstückskäufer die üblichen Hausanschluss- bzw. Baukostenzuschüsse bezahlen;

die Restamortisation würde aus Durchleitungsentgelten bzw. aus dem Betrieb eines Arealnetzes erwirtschaftet. Für die Kommune selbst oder den Projektentwickler würden dann keine Kosten für die technische Erschließung entstehen. Für ihr »Verfahren zur Herstellung eines Infrastrukturkanals als unbewehrte monolithische Faserortbetontunnelkonstruktion « erhielt die Firma Dupré im Jahre 2005 den Innovationspreis Rheinland-Pfalz.