DBU aktuell Nr. 1 | Januar 2010

Informationen aus der Fördertätigkeit der Deutschen Bundesstiftung Umwelt

Sehen Sie selbst...
Einzelschritte des Testverfahrens, mit dem ionische Flüssigkeiten auf Umweltverträglichkeit und gesundheitliche Risiken überprüft werden.
Download

3.) »Designerchemikalien« von umweltgefährlich bis ökologisch wertvoll

Wie gelingt es, Industriechemikalien möglichst umweltfreundlich und nachhaltig zu gestalten? In der Frühphase sind die Gestaltungsmöglichkeiten am größten, ein Optimum zwischen technischen und gesundheitlichen/ökotoxikologischen Anforderungen zu finden.  Bisher standen in der chemischen Industrie jedoch zunächst die technischen Eigenschaften und Anforderungen im Vordergrund, bevor über Umweltwirkungen des neuen Produkts nachgedacht wurde.

Das Zentrum für Umweltforschung und Nachhaltige Technologien der Universität Bremen entwickelt nun ein Testverfahren und Vorhersagesystem, mit dem schon bei der Syntheseentwicklung die ökotoxikologischen und toxikologischen Aspekte der Stoffe berücksichtigt werden können. Als idealer Untersuchungsgegenstand zeigen sich ionische Flüssigkeiten: Mit schätzungsweise mehreren
Milliarden möglichen Verbindungen haben diese »Designerchemikalien« eine enorme Bandbreite – von umweltgefährlich bis ökologisch wertvoll.
In einer ökotoxikologischen Test­batterie untersuchen die Wissenschaftler der Uni Bremen mit Unterstützung der Kooperationspartner Merck, IoLiTec, Ionovation und Solvent Innovation GmbH die Wirkung von ausgewählten ionischen Flüssigkeiten auf biologische Strukturen und Organismen. Für zahlreiche Strukturen wurden ökotoxikologische Tests (u. a. an Bakterien, Algen, höheren Pflanzen und wirbellosen Tieren) sowie Studien zur biologischen Abbaubarkeit der Verbindungen durchgeführt. Alle Ergebnisse aus diesen systematischen Studien konnten in Kooperation mit der CHEOPS GmbH und durch zusätzliche Unterstützung der Firma Merck KGaA in einer frei zugänglichen Datenbank veröffentlicht werden.

Auf Basis der gewonnenen Testdaten sollen Vorhersage­modelle für die Giftigkeit neuer ionischer Flüssigkeiten erstellt werden. Ziel ist ein Online-Testsystem für Anwender und Produzenten der neuen Stoffe. Parallel arbeitet die Uni Freiburg mit Partnern an der Einbindung eines solchen Vorhersagemodells in eine bestehende Chemie-Software der Firma COSMOlogic. Als Grundlage dienen theoretische Untersuchungen sowie die Testergebnisse der Uni Bremen.
www.il-eco.uft.uni-bremen.de