DBU aktuell Nr. 9 | September 2012

Informationen aus der Fördertätigkeit der Deutschen Bundesstiftung Umwelt

Thermografieaufnahme der Ostseite
links: Das Untersuchungsobjekt Intersport Timm in Bautzen ist das erste sächsische Geschäftshaus seiner Art (große Verkaufs- und Ausstellungsflächen) in Passivhausbauwei rechts:Thermografieaufnahme der Ostseite des Gebäudes. Die Oberflächentemperaturen der Fassaden sind homogen. Dies weist auf eine sehr gute Dämmung hin. Ausnahmen sind im Bereich der durch Scheinwerfer angestrahlten Bereiche ersichtlich. Die Oberflächentemperaturen der Verglasungen sind durch Reflexionserscheinungen stark beeinträchtigt und können nicht zur Auswertung genutzt werden.

3.) Geschäftshaus in Passivhausbauweise

In Bautzen/Sachsen wurde ein Geschäftshaus in Passivhausbauweise errichtet. Im Erd- und ersten Obergeschoss befindet sich ein Sportartikel-Einzelhandel, im zweiten Obergeschoss sind Büros.

Da bisher praktisch keine Erfahrungen mit Geschäftsgebäuden in Passivhausbauweise vorlagen, wurde das Gebäudeverhalten von der Hochschule Zittau/Görlitz über einen Zeitraum von zwei Jahren messtechnisch untersucht und evaluiert. Im Ergebnis dessen wurden

  • der Betrieb der Gebäudetechnik unter den besonderen Gegebenheiten eines Geschäftshauses optimiert,
  • eine betriebswirtschaftliche Bewertung durchgeführt sowie
  • Planungshilfen für Passivhaus-Gewerbeobjekte entwickelt.

Die Beheizung des Gebäudes mittels Erdsonden-Wärmepumpe mit kombinierter direkter Kühlung im Sommer hat sich bewährt. Die Effizienz von Wärmepumpen wird mit der Jahresarbeitszahl beschrieben. Sie gibt das Verhältnis der über das Jahr abgegebenen Heizenergie zur aufgenommenen elektrischen Energie an und liegt bei üblichen Wärmepumpen in der Größenordnung von 3 bis 4,5. Die Wärmepumpe des Geschäftshauses in Passivhausbauweise erreichte eine Jahresarbeitszahl von mehr als sechs, die der direkten Kühlung über die Erdsonden von 28.

Aufgrund des Stromverbrauchs für die Beleuchtung war ein maximaler Primär­energieverbrauch von 120 kWh/m2a dennoch nicht erreichbar, obwohl die effizienteste verfügbare Beleuchtungstechnik zum Einsatz kam. Die Immobilie liegt mit einem Wert von 160 kWh/m2a aber in einem Bereich, der für diese Art von Gebäuden als gut anzusehen ist.

Die Hochschulvertreter schlagen daher vor, die Passivhauskriterien für Nichtwohngebäude in Abhängigkeit von der Nutzung zu definieren. Auf diesem Gebiet bestehe weiterer Forschungs­bedarf.

www.hszg.de