DBU aktuell Nr. 2 | 2017

Informationen aus der Fördertätigkeit der Deutschen Bundesstiftung Umwelt

Sehen Sie selbst... © Max von Grafenstein
Zeitgemäßer Umgang mit Lebensmitteln: nachhaltige regionale Wirtschaftskreisläufe stärken

3.) Versorgung für halbe Million Tagungsgäste auf dem Prüfstand

Äpfel aus Neuseeland, Bananen aus Costa Rica, Gurken aus Spanien: Bevor Lebensmittel aus fernen Ländern im Einkaufskorb landen, werden große Mengen klimaschädlicher Treibhausgase durch Produktion, Verarbeitung, Transport und Lagerung freigesetzt. Auch verderben viele Lebensmittel auf den weiten Transportwegen und werden weggeworfen. »Das muss nicht sein!«, sagt DBU-Generalsekretär Dr. Heinrich Bottermann. Verbraucher, Handel und Produzenten sollten des­halb an einem Strang ziehen und nachhaltige regionale Wirtschaftskreisläufe stärken.


Das Statement des DBU-General­sekretärs stammt von Anfang 2014 und ist heute so aktuell wie damals. Es bezog sich auf ein Projekt der Katholischen LandvolkHochschule (KLVHS) Oesede, bei dem mithilfe der DBU ein regionaler Trialog initiiert worden war. KLVHS-Projektleiter Peter Klösener beschreibt das damalige Projekt wie folgt: »Im Gegensatz zu vielen Bildungs­angeboten zur Nachhaltigkeit, die sich mit Einzelaspekten beschäftigen, wurde im Projekt ›Trialog‹ der gesamte Wertschöpfungsprozess vom Erzeuger bis zum Verbraucher berücksichtigt«. Über 700 Erzeuger, Vertreter des Handels und Konsumenten nahmen seit dem Start des Projekts 2011 an mehr als 20 mehrtägigen Seminaren und verschiedenen zielgruppenübergreifenden Veranstaltungen teil, um zu lernen, wie man bewusster mit Lebensmitteln umgehen kann.

 
Dieses erfolgreiche Vorhaben hat in mehrfacher Hinsicht eine Fortführung erfahren. So wurden die Erkenntnisse beispielsweise in das Projekt »Dorfgespräch« der KLVHS eingebracht, wo es darum ging, die Zukunftsfähigkeit von Dörfern und Landwirtschaft zu sichern.
Mehr dazu unter: www.klvhs.de/dorfgespraech


Aktuell hat die KLVHS Oesede die Federführung für ein DBU-Projekt des Verbandes der Bildungszentren im ländlichen Raum (VBLR) übernommen. Dabei sollen bis zum Jahr 2020 Konzepte für Großverbraucher entwickelt, Seminare unter anderem für private Haushalte angeboten und Dialoggespräche mit politischen Entscheidungsträgern geführt werden.


Mit dem Projekt will der VBLR nicht nur grundlegende Fragen angehen, sondern auch unmittelbar in die Praxis hineinwirken und damit das eigene Management seiner Bildungshäuser überprüfen. Klösener, der auch dieses Projekt koordiniert, dazu wörtlich: »Wir fangen schrittweise bei uns selbst an. Mit fünf Bildungszentren wird ein Nachhaltigkeitskonzept entwickelt, das Lebensmittelverluste in unseren eigenen Verpflegungsbereichen verringern will.« Im Fokus werde die gesamte Lebens­mittelkette stehen – vom Einkauf, über die Lagerung und Verarbeitung bis hin zum Konsum der Nahrungsmittel. Das Konzept dazu soll direkt selbst erprobt und ausgewertet werden. Langfristig sollen alle 45 Einrichtungen bundesweit diesem Beispiel folgen. »Bei der Verpflegung von etwa einer halben Million Teilnehmer an den über 20 000 Seminaren jährlich in unseren Häusern können wir schon viel erreichen«, so Klösener.


Der VBLR will aber nicht beim eigenen Umgang mit Lebensmitteln stehen bleiben. »Durch Bildungsangebote wollen wir natürlich auch Privatverbraucher motivieren«, erläutert Klösener. Daher sollen Seminarmodelle entwickelt werden, die alle Altersgruppen für den ressourcenschonenden Umgang mit Lebensmitteln fit machen. Nicht zuletzt sei geplant, die Projektergebnisse mit Politikern zu diskutieren, damit auch Verordnungen und Gesetze, wie etwa zum Mindesthaltbarkeitsdatum, auf den Prüfstand gestellt werden könnten.


Ziel all dieser Bemühungen sei es, so DBU-Chef Bottermann, Lebensmittel wieder als Mittel zum Leben wahrzunehmen und zu achten. »Es ist nicht zu akzeptieren, dass man in unseren Regionen unbedacht mit Lebensmitteln umgeht, während anderswo Menschen an Unterernährung sterben.« Neben der ethischen Frage beim Umgang mit Lebensmitteln gehe es hier auch um die globale Ernährungssicherheit und die Auswirkungen auf die Umwelt. Wenn etliche Millionen Tonnen Lebensmittel eingespart werden könnten, gelte das auch für die Umweltbelastungen, so Bottermann zusammenfassend.

 


 

Ein topaktuelles Projekt des Umwelt­ministeriums Hessen zur Reduzierung von Lebensmittel­abfällen unterstützt die DBU gemeinsam mit dem WWF.
Mehr dazu hier.