DBU aktuell Nr. 02 | 2019

Informationen aus der Fördertätigkeit der Deutschen Bundesstiftung Umwelt

Antibiotikaresistente Bakterien in der Ver­größerung © Kateryna Kon - stock.adobe.com
Antibiotikaresistente Bakterien in der Ver­größerung (Escherichia coli, Pseudomonas aeruginosa, Mycobacterium tuberculosis, Klebsiella, Staphylococcus aureus)

1.) Antibiotika nutzen – Antibiotikaresistenzen in der Umwelt vermeiden

Sie können Menschenleben retten und gehören – richtig angewendet – zu den wirksamsten ärztlichen »Waffen« gegen bakterielle Infektionen bei Mensch und Tier: Antibiotika. Seit einigen Jahren beobachten Experten jedoch, dass sich weltweit bakterielle Krankheitserreger ausbreiten, die gegen Antibiotika resistent sind, sodass die einstmals effektiven Medikamente nicht mehr wirken.

Antibiotikaresistenzen entstehen in einzelnen Mikroorganismen durch zufällige Genveränderungen. Wenn diese veränderten Mikroorganismen mit Antibiotika in Kontakt kommen – beispielsweise, wenn Antibiotika in die Umwelt gelangen – haben sie einen Überlebensvorteil gegenüber den nicht-resistenten Mikroorganismen: Während diese absterben, vermehren sich die resistenten Organismen und bilden den Ausgangspunkt für eine neue, nun antibiotikaresistente Population.

Eintragsweg in die Umwelt für Human­arzneimittel ist vor allem das Abwasser, weil ein Teil der von den Patientinnen und Patienten aufgenommenen Antibiotikamenge wieder ausgeschieden wird. Da die Wirkstoffe herkömmliche Klär­anlagen passieren, geraten sie über den Kläranlagenablauf in die Gewässer. Rückstände von Tierarzneimitteln finden sich vor allem im Dung und in der Gülle und gelangen beim Düngen in die Böden. Da Mikroorganismen die Fähigkeit haben, Genmaterial untereinander auszutauschen oder auch aus der Umgebung aufzunehmen, können sich Antibiotikaresistenzen schnell verbreiten und auch von harmlosen Bakterien auf Krankheitserreger übertragen werden.

»Jeder Einsatz von Antibiotika trägt dazu bei, dass sich Organismen verbreiten, bei denen diese Antibiotika nicht mehr wirken«, gibt Dr. Hans-Christian Schaefer, DBU-Fachreferent für Biotechnologie, zu bedenken. Die Abgabemenge von Human-Antibiotika in Deutschland lag im Jahr 2016 nach Angaben des Umweltbundesamtes (UBA) bei 666 Tonnen. Nach Angaben des Bundesamtes für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) wurden im Jahr 2017 in Deutschland 733 Tonnen Antibiotika an Tierärzte abgegeben. Besonders kritisch betrachtet wird der Einsatz sogenannter Reserveantibiotika in der Tiermedizin, die eigentlich der Behandlung von schwerwiegenden Infektionen beim Menschen vorbehalten sind, bei denen die Standardantibiotika wegen einer Resistenzbildung wirkungslos bleiben.

Vor diesem Hintergrund engagiert sich die DBU bereits seit dem Jahr 2012 für eine nachhaltige Pharmazie und plädiert dafür, unnötige Antibiotika­verschreibungen abzustellen, Hygiene­maßnahmen zu verbessern, umweltgerechte Arznei­stoffe zu entwickeln sowie das Umweltmonitoring und die Wirkstoffforschung zu stärken. »Wir brauchen praxis­taugliche Lösungs­ansätze, die einerseits die Gesundheit von Mensch und Tier gewährleisten und anderseits negative Auswirkungen auf die Umwelt verringern«, fasst DBU-Generalsekretär Alexander Bonde zusammen.

Beispiele aus der DBU-Förderung sind die Synthese von in der Umwelt leicht abbaubaren Ciprofloxacin-Derivaten aus der Antibiotikagruppe der Fluorchinolone, die nachhaltige Produktion von semisynthetischen Cephalosporin-Antibiotika oder der Ersatz von Antibiotika durch Milchsäurebakterien und Bakteriophagen (bakterielle Viren).

Weitere DBU-Vorhaben beschäftigen sich mit der Erforschung des Umweltverhaltens von Sulfonamiden, die als Breitbandantibiotika eingesetzt werden, oder untersuchen, wie sich das Verwenden von Gülle in Biogasanlagen auf möglicherweise enthaltene Anti­biotikareste auswirkt.

 

Weitere Beispiele aus der DBU-Förderung »Nachhaltige Pharmazie« unter:
www.dbu.de/index.php?menuecms=2687

Download der DBU-Fachinformation »Arzneimittelrück­stände in der Umwelt unter:
www.dbu.de/643publikation1328.html