DBU aktuell Nr. 06 | 2019

Informationen aus der Fördertätigkeit der Deutschen Bundesstiftung Umwelt

3.) Aus der Forschung: Papier als Baustoff

Die Baubranche ist für 33 Prozent der Kohlenstoffdioxid-Emissionen, bis zu 40 Prozent des Energieverbrauchs und mehr als 50 Prozent des Abfalls in Deutschland verantwortlich. Nachwachsende Rohstoffe sind daher von besonderem Interesse für die Forschung. Rebecca Bach untersucht als Promotionsstipendiatin der DBU konstruktive Strategien für kreislaufgerechte Fassaden aus Papier.

Der Werkstoff Papier hat in dem Zusammenhang einige Vorteile: Er kann zu 100 Prozent aus Holz hergestellt werden, er weist hohe spezifische Zugfestigkeiten auf, Recyclingverfahren sind bereits gut erforscht, Ansätze zur Integration von Papierwerkstoffen in den Bausektor sind bereits vorhanden und nicht zuletzt ist Papier kostengünstig herstellbar. Nachteile sind die Feuchtigkeitsanfälligkeit und die Brennbarkeit des Materials. Um einen ausreichenden Brandschutz zu gewährleisten, werden daher Hilfsstoffe oder Beschichtungen benötigt. Biobasierte Beschichtungen, die bei einem Brand eine Kohleschicht bilden, weisen große Potenziale auf.

Weiterhin haben Papierwerkstoffe eine wärmedämmende Wirkung. Beispielsweise sind Wellpappen hinsichtlich ihres Wärmeleitkoeffizienten bereits mit herkömmlichen Dämmstoffen vergleichbar. Grundsätzlich lassen sich allein durch das Verändern der Rohdichte viele essentielle Materialeigenschaften einstellen: Zu Brandschutz- und Feuchteschutzzwecken eignen sich sehr dichte Papierwerkstoffe. Zur Dämmung ist eine geringe Rohdichte von Vorteil. Basierend auf diesen Ergebnissen entwickelte Bach Fassadenkonstruktionen mit einem maximalen Anteil an Papierwerkstoffen, welche zu Prüfungszwecken baulich in die Praxis umgesetzt wurden. Das Ergebnis sind Konstruktionen, welche funktional mit herkömmlichen Bauweisen vergleichbar sind, jedoch durch Kreislaufgerechtigkeit und geringen Materialeinsatz ökologische Vorteile aufweisen.