DBU aktuell Nr. 10 | 2019

Informationen aus der Fördertätigkeit der Deutschen Bundesstiftung Umwelt

DBU-Abteilungsleiter Finanzen und Verwaltung Michael Dittrich © Michael Münch/DBU
„Ohne die Mobilisierung privaten Kapitals werden die für den Klimaschutz notwendigen Investitionssummen auch in Europa nicht erreicht werden", so Michael Dittrich, stellvertretender Generalsekretär und Finanzchef der DBU.
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5.) »Das Einbeziehen von Nachhaltigkeitskriterien lässt keine Nachteile bei den Ergebnissen erwarten«

Bereits seit dem Jahr 2005 ist das Thema Nachhaltigkeit in der Kapital­anlage der DBU fest verankert. Doch wie erkennt man nachhaltige Kapital­anlagen und wie »grün« sind sie wirklich? Dazu sprach DBU aktuell mit Michael Dittrich, dem Finanzchef und stellvertretenden Generalsekretär der DBU.


DBU aktuell: 85 bis 90 Prozent aller Aktien und Anleihen von Unternehmen im Bestand der DBU sind nachhaltig. Was versteht man in der Finanzwelt unter diesem Begriff und worauf achtet die DBU?


Dittrich: Für nachhaltige Kapitalanlagen ist international der Begriff ESG etabliert. Das steht für Environmental Social Governance, also Umweltschutz, soziale Aspekte wie beispielsweise der Arbeitsschutz und gute Unternehmensführung. Wir fühlen uns als DBU allen drei Aspekten verpflichtet, legen aber einen Schwerpunkt auf das »E«, den Umweltschutz. Nachhaltige Kapital­anlagen werden von Indices oder Rating­agenturen gelistet. Dabei vergleicht man die Unternehmen einer Branche und investiert dann vorzugsweise in diejenigen, die am besten sind – der sogenannte »best in class«-Ansatz. Grundsätzlich schließt man dabei keine Branche aus, um ein breites Portfolio zu gewährleisten. Die DBU handelt hier anders: Wir schließen Investments in Tabak, Waffen, Spirituosen und Kohle aus.


DBU aktuell: Die 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen, die SDGs, sollen eine nachhaltige Entwicklung auf ökonomischer, sozialer sowie ökologischer Ebene sichern. Wie können nachhaltige Kapitalanlagen hier einwirken?


Dittrich: Wir investieren zum Beispiel in Mikrofinanzfonds oder in Anlagen zur Erzeugung erneuerbarer Energien oder zur Energieeffizienz wie LED-Beleuchtungsmodernisierung in Kommunen. Ein anderes Beispiel, wie nachhaltige Kapitalanlagen auf das Erreichen der SDGs einwirken, sind sogenannte Green Bonds, Anleihen um Nachhaltigkeitsprojekte zu finanzieren. Uns als DBU interessiert auch die Wirksamkeit solcher Instrumente: Wir haben eine Studie des Bonner SÜDWIND-Instituts gefördert, die besagt, dass Green Bonds besonders in Schwellenländern wirken, da dort keine anderen Finanzierungsmöglichkeiten zur Verfügung stehen. Aber: Nicht einmal die Hälfte derer, die solche Wertpapiere herausgeben, kommuniziert später, welche konkreten Projekte tatsächlich mit den Green Bonds finanziert wurden. Aus unserer Sicht gehört diese Kommunikation zu einem Green Bond dazu. Ein positives Ergebnis der Studie war, dass von 3.000 untersuchten Projekten nur etwa 2 Prozent als problematisch eingestuft wurden, weil sich der ökologische Nutzen nicht erschloss. In den allermeisten Fällen passiert also das Richtige.


DBU aktuell: Die DBU ist für ihre Tätigkeit auf Kapitalmarkterträge angewiesen. Welche Rolle spielen nachhaltige Kapitalanlagen vor dem Hintergrund, Gewinne erwirtschaften zu müssen?


Dittrich: Die Null- und Minuszinsen sind natürlich ein gewaltiges Problem für Stiftungen aber auch Lebensversicherungen, Pensionskassen und alle privaten Sparer. Dem Thema Nachhaltigkeit steht das aber nicht entgegen. Unsere 15-jährige Investmenterfahrung im Bereich der nachhaltigen Kapitalanlagen und die Mehrheit aller wissen­schaftlichen Publikationen zu dem Thema zeigen: Das Einbeziehen von Nachhaltigkeitskriterien in die Kapital­anlage lässt keine Nachteile bei den Ergebnissen erwarten – vorausgesetzt, das Portfolio ist breit diversifiziert. Das heißt, man streut das Risiko, indem man das eingesetzte Kapital auf verschiedene Branchen und Einzelinvestitionen aufteilt.


DBU-Pressemitteilung zu der im Interview genannten Studie:
www.dbu.de/123artikel38141_2362.html