DBU aktuell Nr. 7 | 2021

Informationen aus der Fördertätigkeit der Deutschen Bundesstiftung Umwelt

AZ 27918 - Winterernte Typha © TU München
Rohrkolben sind unempfindliche Sumpfpflanzen, die jedes Jahr rund 15 Tonnen Trockenmasse pro Hektar hervorbringen (das entspricht etwa 150 bis 250 Kubikmeter Baustoff).
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Schwarzmeerhaus: Das Ethnografische Museum in Nessebar © Ethnographisches Museum Nessebar
Typisches Schwarzmeerhaus: Das Ethnografische Museum in der Altstadt des bulgarischen Nessebar wird in den kommenden zwei Jahren vom Projektteam saniert.
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3.) Aus der Forschung: DBU-Projekt in Bulgarien bringt Moor- und Denkmalschutz zusammen

Rohrkolben gelten als Multitalent für Klima-, Moor-, Hochwasser- und Gewässerschutz. Die Pflanzen wachsen in Feuchtgebieten und Mooren, die als Kohlenstoffsenke wichtig für den Klimaschutz sind. Sie speichern bis zu fünfmal mehr Kohlenstoff als Wälder. Das Problem: Allein in Deutschland wurden bereits mehr als 90 Prozent der Moorflächen entwässert, um sie nutzbar zu machen. Dabei können Niedermoore kommerziell nachhaltig genutzt werden, ohne sie zu entwässern. In einem von der DBU geförderten Projekt wird im bulgarischen Nessebar ein Sanierungskonzept unter Verwendung von Rohrkolben-Dämmplatten entwickelt.

Die Technische Universität München hat bereits in einem früheren Projekt nachgewiesen, dass eine nasse Bewirtschaftung mit Rohrkolbenanbau nachhaltig ist: Der Anbau lohnt sich zum einen finanziell für den Betrieb. Zum andern dienen die wiedervernässten Flächen als Kohlenstoffsenke, halten Wasser in der Landschaft und reinigen Fließgewässer. Und: Der Rohrkolben dient als konstruktiver Baustoff und Dämmmaterial. Architekt und Baustoffentwickler Werner Theuerkorn entwickelte aus dem Material spezielle Dämmplatten mit dem Namen Typhaboard. Vorteil: die Dämmplatten dieses Typs können von innen angebracht werden.

Zu den Projektbeteiligten gehören neben Theuerkorn auch das Fraunhofer-Institut für Bauphysik (IBP) sowie die Bulgarische Akademie der Wissenschaften und Künste. Dr. Georgi Georgiev, Berater für Planung, Innovation und Politik, ist Projektleiter des aktuellen Vorhabens in Nessebar. „Vor allem in der Region am Schwarzen Meer herrschen häufig salzhaltige Regenwinde“, sagt Georgiev. „Um sich davor zu schützen, bauten die Menschen dort in den vergangenen fünf Jahrhunderten traditionelle Holzhäuser mit einer typischen Holzvertäfelung als Fassade, die Regen und Wind abhält“, so der Ingenieur. Diese Schwarzmeerhäuser seien in einem schlechten Zustand und müssten saniert werden. Eine Außendämmung ist wegen des Denkmalschutzes an der Außenfassade schwierig. Da eigne sich das Typhaboard als tragender und wärmedämmender Baustoff, denn dieser sei leicht anzubringen und sorge für Innendämmung, erläutert Georgiev.