DBU aktuell Nr. 4 | 2022

Informationen aus der Fördertätigkeit der Deutschen Bundesstiftung Umwelt

Wärmerückgewinnung aus dem Abwasser am Beispiel eines Berliner Mehrfamilienhauses: Selbst einfache Systeme können Energie sparen und so zum Klimaschutz beitragen. © Erwin Nolde/Nolde & Partner
Wärmerückgewinnung aus dem Abwasser am Beispiel eines Berliner Mehrfamilienhauses: Selbst einfache Systeme können Energie sparen und so zum Klimaschutz beitragen.
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3.) Aus dem Mittelstand: Wärmelecks in der Gebäudetechnik schließen

Über die Abwasserrohre verliert ein gut gedämmtes Mehrfamilienhaus mehr Energie als über seine gesamte Außenhülle. Mittels Wärmerückgewinnung kann diese Energie, die sonst in der Kanalisation verloren geht, wieder nutzbar gemacht werden. In einem DBU-geförderten Projekt des Ingenieurbüros Nolde & Partner innovative Wasserkonzepte in Berlin wurden Mehrfamilienhäuser in Berlin und Frankfurt am Main mit Wärmerückgewinnungssystemen im Praxisbetrieb untersucht und bewertet – mit aufschlussreichen Erkenntnissen. „Selbst einfache Systeme könnten die Energieeffizienz eines Gebäudes erhöhen und so den CO2-Ausstoß verringern“, sagt Projektleiter Erwin Nolde. In einem Mehrfamilienhaus in Berlin wurde beispielsweise Abwasser aus Badewannen und Duschen über einen Wärmetauscher geführt, um das kalte Trinkwasser auf 25 Grad Celsius vorzuwärmen. Anschließend wurde es mit einem Blockheizkraftwerk auf mehr als 60 Grad Celsius Endtemperatur erhitzt. „Die Energieeinsparungen entsprachen etwa einem Drittel des Wärmebedarfs für Warmwasser“, so Nolde.

Sogenanntes Grauwasser hat hohes Wärmepotenzial

Für die Wärmerückgewinnung empfiehlt Nolde, leicht verschmutztes Grauwasser aus Badewanne, Dusche und Handwaschbecken von dem Schwarzwasser aus Toiletten zu trennen. „Grauwasser hat mit etwa 30 Grad Celsius ein hohes Wärmepotenzial wie sich auch am Beispiel eines Frankfurter Passivhauses zeigte“, so der Ingenieur. Die höchste Wärmerückgewinnung lieferte im Projekt ein Verfahren, bei dem die Wärme des gereinigten Grauwassers über einen Rohrwärmetauscher entzogen wurde. Auf diese Weise wird das Trinkwasser laut Nolde „auf 40 Grad Celsius vorerwärmt und damit etwa doppelt so viel Wärme zurückgewonnen wie bei der einfachen Lösung im Berliner Mehrfamilienhaus“. Würde auch das Abwasser aus Waschmaschinen genutzt und die Rohre der Warmwasserleitungen entsprechend isoliert, „wäre der Beitrag zur Wärmewende noch größer – insbesondere, wenn der Strom für die Wärmepumpe aus der eigenen Photovoltaik-Anlage stammt“, beschreibt Nolde.

Den Abschlussbericht zum Nachlesen gibt es hier.

DBU-AZ: 34056