DBU aktuell Nr. 6 | 2022

Informationen aus der Fördertätigkeit der Deutschen Bundesstiftung Umwelt

fünf Prozent Fehlröstungen, präzise Röstung, Geschmackspotenzial eines Kaffees, Fehlchargen.  © Canva
Im Durchschnitt gibt es heute rund fünf Prozent Fehlröstungen. Doch durch die präzise Röstung kann das ideale Geschmackspotenzial eines Kaffees erschlossen und Energie gespart werden und es entstehen weniger Fehlchargen.

3.) Aus Forschung und Mittelstand: Der Klang von Kaffee – DBU-Projekt optimiert Röstprozesse anhand von Akustik

Kaffee erhält seinen charakteristischen Geschmack durch den Röstprozess, der die Qualität des Endproduktes ausschlaggebend bestimmt. Die Kaffeeröstung ist sehr komplex, da Transportvorgänge wie beispielsweise Wärmeleitung und Wasserdiffusion und die chemischen Reaktionen zur Bildung der Röstaromen parallel ablaufen. Der Röstprozess läuft heute im Wesentlichen nach Erfahrungswerten, da eine automatisierte digitale Prozessüberwachung bislang schwierig ist. Röstprozesse liefern daher oftmals schwankende Ergebnisse und es wird außerdem oft mehr Energie als notwendig verbraucht.  

Röstfortschritt ist abhängig von Röstdauer und Prozessführung

Das DBU-Projekt der Probat-Werke von Gimborn Maschinenfabrik GmbH in Emmerich und der Hochschule Geisenheim University zielt darauf,  die Prozessführung beim Rösten von Kaffee durch die Anwendung von Messprinzipien zu verbessern, die bisher für die Beobachtung und Steuerung des Röstvorganges keine Beachtung gefunden haben. Eine Online-Steuerung des Röstprozesses muss sowohl die äußeren wie die inneren Bereiche der Bohne erfassen können. Der Röstfortschritt ist nämlich abhängig von der Röstdauer und die Prozessführung ist nicht über die gesamte Bohne gleich. In Vorversuchen zeigte sich, dass eine Kombination innovativer akustischer und optischer Messungen Aussagen über den Röstfortschritt zulassen. Während eine spezielle Farbanalytik den Oberflächenzustand der Bohnen erfasst, kann eine akustische Analyse der Schallemissionen beim Aufprallen der Bohnen auf die Fläche des Röstaggregates Informationen über das Innere der Bohnen liefern. Die kombinierten Methoden lassen erkennen, ob die Bohnen sowohl oberflächlich als auch im Inneren bereits den angestrebten Röstzustand erreicht haben.

Energieeinsparungen von bis zu 25 Prozent

Eine zielgerichtete Steuerung des Prozesses verspricht hohes Optimierungspotenzial und ermöglicht beim energieintensiven Röstvorgang Einsparungen von bis zu 25 Prozent. Da beim Rösten umweltbelastende Stoffe freigesetzt werden, kann eine optimale Prozessführung auch in diesem Punkt Vorteile bringen. Durch eine präzise Röstung kann das ideale Geschmackspotenzial eines Kaffees erschlossen werden und es entstehen weniger Fehlchargen. Denn im Durchschnitt gibt es heute rund fünf Prozent Fehlröstungen aufgrund begrenzter Möglichkeiten der Prozesssteuerung.

Erhebliche Umweltentlastung

Die erreichbare Umweltentlastung ist erheblich: In Deutschland werden jährlich ca. 600.000 Tonnen Kaffee geröstet, woraus sich CO2-Emissionen von etwa 72.000 Tonnen pro Jahr errechnen lassen. Bei einer Minderung von 25 Prozent durch das neue Verfahren würden demnach rund 18.000 Tonnen CO2 vermieden. Weltweit könnten die Emissionen auf dieser Grundlage um ca. 250.000 Tonnen CO2 gesenkt werden.

AZ 35859

Dieses Projekt wurde bei der DBU-Jahrespressekonferenz vorgestellt. Mehr dazu in unserer Pressemeldung.