05.09.2017 | Vom Mahner zum Macher: Globalem Klimaschutz mutig zum Durchbruch verholfen

Ehrenpreis Deutscher Umweltpreis 2017: Einzelwürdigung Tony de Brum (†)

Tony de Brum © Wolfgang Schmidt/Right Livelihood Award
Der kürzlich verstorbene frühere Außenminister der Marshall-Inseln, Tony de Brum, wird 2017 posthum mit dem DBU-Ehrenpreis ausgezeichnet.
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Majuro. „Tony de Brum hat als engagierter Vertreter der pazifischen Inselstaaten maßgeblich zum Erfolg der Klimaverhandlungen 2015 in Paris beigetragen und für das Begrenzen der Erderwärmung auf 1,5 Grad als Meilenstein in der Klimapolitik die zentralen Voraussetzungen geschaffen.“ – Mit diesen Worten begründete heute Prof. Dr. Werner Wahmhoff, stellvertretender Generalsekretär der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU), die Auszeichnung des Ex-Außenministers der Marshall-Inseln de Brum (72) mit dem Ehrenpreis des Deutschen Umweltpreis 2017. „Unter anderem seinem persönlichen Engagement und diplomatischen Geschick verdanken wir das Pariser Klimaschutzabkommen. Bei der jetzt in Bonn anstehenden Klimakonferenz müssen weitere Konsequenzen daraus gezogen werden: weltweit, ohne Ausnahme.“ Für sein Engagement wird der gerade verstorbene de Brum am 29. Oktober bei der Verleihung des Deutschen Umweltpreises der DBU in Braunschweig von Umweltministerin Dr. Barbara Hendricks posthum mit dem mit 10.000 Euro dotierten DBU-Ehrenpreis ausgezeichnet.

Weltklimakonferenz Paris 2015 Hendricks/de Brum © BMUB/Sascha Hilgers
Während der Weltklimakonferenz in Paris 2015 unterhalten sich Umweltministerin Dr. Barbara Hendricks und Tony de Brum.

Einprägsames Erlebnis führte zu klimaschutzpolitischem Einsatz

Bereits als kleiner Junge habe es de Brum geliebt, zwischen den Steinen am Strand der Marshall-Inseln zu spielen und Fische zu fangen. Heute ließen sich die Steinspitzen bei Ebbe lediglich noch erahnen. Als gebürtiger Einwohner der Marshall-Inseln, die lediglich bis zu drei Meter oberhalb des Meeresspiegels liegen, habe de Brum die Auswirkungen der Klimaveränderungen stets mit besonderer Aufmerksamkeit beobachtet. Denn mit steigendem Meeresspiegel sei der pazifische Inselstaat von den Klimafolgen der Erderwärmung unmittelbar betroffen. Als ein einprägsames Erlebnis habe de Brum immer das Anspülen einer großen Yacht während eines großen Sturms direkt vor seinem Schlafzimmerfenster beschrieben.

Nachfolgenden Generationen Perspektive bieten

Den umweltpolitischen Herausforderungen sei de Brum mit engagiertem klimaschutzpolitischem Einsatz begegnet. Als Außenminister der Marshall-Inseln habe er sich das Ziel gesetzt, auch nachfolgenden Generationen eine Perspektive zu bieten. „Über viele Jahre hat sich de Brum bei allen wichtigen internationalen Klimaschutzkonferenzen eingebracht und vor allem den Staaten und Regionen eine Stimme verliehen, die voraussichtlich am stärksten von den Auswirkungen des Klimawandel durch steigenden Meeresspiegel und starke Unwetter bedroht sein werden. Sicherlich auch aus starkem persönlichen Antrieb“, so Wahmhoff.

Mit Nachdruck und engagiertem Einsatz zum Pariser Klimaabkommen

Als Außenminister sei er Initiator gewesen der sogenannten „Majuro Declaration for Climate Leadership“, die im September 2013 von zahlreichen Inselstaaten, Nationen und Staatenbündnissen wie der Europäische Union und den USA, zur Verringerung von Treibhausgasen verabschiedet wurde. Wahmhoff: „Basierend auf der Deklaration setzte sich de Brum bei der Klimakonferenz 2015 in Paris für den weltweiten Klimaschutz mit Nachdruck ein und gestaltete die Konferenz maßgeblich mit. Insbesondere am relevanten 1,5 Grad Ziel zur Begrenzung der Erderwärmung hielt de Brum fest und kommunizierte überzeugend die Anliegen seines eigenen Heimatlandes.“ In der Zusammenarbeit verschiedener Akteure habe de Brum die Chance gesehen, auch ehrgeizige Klimaschutzziele umzusetzen und verantwortliche Nationen zum Handeln aufzufordern. So habe er ebenfalls mitgewirkt am Zusammenkommen der „High Ambition Coalition“, einer Allianz von Entwicklungs-, Schwellen- und Industrieländern, die bei den Klimaverhandlungen in Paris eine einheitliche Kompromisslinie aufgebaut und den Forderungen somit Nachdruck verliehen habe. Das Staatenbündnis habe schließlich das Ziel eines globalen, rechtlich bindenden und anspruchsvollen multilateralen Umweltschutzabkommens zwischen Entwicklungs-, Schwellen- und Industrieländern erreicht.

Jakob von Uexküll und Tony de Brum © Wolfgang Schmidt/Right Livelihood Award
2015 erhielt de Brum (r.) gemeinsam mit dem Volk der Marshallinseln den als Alternativen Nobelpreis bekannten Right Livelihood Award aus den Händen von Jakob von Uexkül, dem geistigen Vater des Alternativen Nobelpreises.
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De Brum beschwört Gemeinschaftsaufgabe des Klimaschutzes

Das klimaschutz-politische Engagement de Brums habe nicht nur einen entscheidenden Beitrag für die Klimaverhandlungen 2015 in Paris geleistet, sondern könne auch die im November in Bonn stattfindende nächste Klimakonferenz unter Leitung der Fidschi-Inseln prägen. De Brum habe als wortgewandter Initiator diplomatisches Geschick gezeigt und mit der durch ihn angestoßenen High Ambition Coalition Akteure unterschiedlicher Regionen und Meinungen zusammengeführt. „Der Einsatz de Brums für den globalen Klimaschutz hat immer Vorbildcharakter gehabt. Er hat dem Schutz unseres Planeten durch sein feinfühliges Vorgehen mit viel Fingerspitzengefühl besondere Dienste geleistet“, erläutert Wahmhoff das nachhaltige Engagement de Brums und begründete damit die Auszeichnung mit dem Ehrenpreis. Sie unterstreiche den modellhaften Einsatz de Brums für die Vernetzung von kleineren Akteuren mit dem Ziel, Einfluss auf die „Global Player“ auszuüben. De Brum selbst habe stets betont, dass Paris eine Gemeinschaftsleistung gewesen sei und dies für zukünftige Klimaschutzkonferenzen als Orientierung dienen solle.

Lebensleistung: Großes politisches Engagement für das eigene Volk

De Brum, am 26. Februar 1945 auf den Marshallinseln geboren, wuchs während einer Zeit auf, in der die Inseln unter Verwaltung der Vereinigten Staaten von Amerika standen und als Testgebiet für Kernwaffen genutzt wurden. Nachdem die USA 1979 dem Inselstaat im Pazifik Selbstverwaltung gewährt hatten, wurde de Brum Außenminister und übernahm anschließend verschiedene politische Ämter. 2015 erhielt er gemeinsam mit dem Volk der Marshallinseln den als Alternativen Nobelpreis bekannten Right Livelihood Award für den Einsatz und den Mut zur Verpflichtung der Atommächte zur nuklearen Abrüstung. In Majuro, der Hauptstadt der Marshallinseln, ist de Brum vorletzte Woche verstorben.

Verleihung des Ehrenpreises zum sechsten Mal – 10.000 Euro Preisgeld

Seit 1993 verleiht die DBU den Deutschen Umweltpreis an herausragende Pioniere des Umweltschutzes. Die Auszeichnung hat Strahlkraft und soll Unternehmen, Personen und Organisationen dazu animieren, Umweltprobleme zu erkennen und Lösungsstrategien zu entwickeln und umzusetzen. Wahmhoff: „Der diesjährige Ehrenpreis soll ein sichtbares Zeichen für die Leistung und den Einfluss von Tony de Brum auf den globalen Klimaschutzsein und das ehrgeizige Engagement belohnen.“ Die DBU verleiht dieses Jahr zum sechsten Mal den mit 10.000 Euro dotierten „Ehrenpreis Lebensleitstung“ im Rahmen des Deutschen Umweltpreises, des mit insgesamt 500.000 Euro höchst dotierten Umweltpreises Europas. Bisher wurden Michail Gorbatschow, Professor Dr. Hannelore „Loki“ Schmidt (†), Professor Heinz Sielmann (†), Hubert Weinzierl und Professor Dr. Michael Succow mit dem Ehrenpreis ausgezeichnet.