DBU aktuell - Umweltbildung IV/2017

Themen in dieser Ausgabe: Umweltethik für Kinder - Boberger Dünenhaus - Schülerlabore vernetzen für Nachhaltigkeitsbildung - Orientierung von Jugendlichen bei nachhaltigen Entscheidungen - W.I.R.: Wiederverwenden, Instandhalten und Reparieren - Integration von jungen Geflüchteten über Weiterbildung im Natur- und Umweltschutz

Wertorientierung © Hr. Sander / Logos-Verlag
Die sechs verschiedenen Orientierungsrahmen der Wertorientierung
Urteilskompetenz © Hr. Sander / Logos-Verlag
Oldenburger Modell der ethischen Urteilskompetenz

5.) Orientierung von Jugendlichen bei nachhaltigen Entscheidungen

Junge Menschen werden heute schon und vermehrt in der Zukunft mit schwerwiegenden (Umwelt-) Problemen konfrontiert. Für eine  – im Sinne einer nachhaltigen Entwicklung – gute Entscheidungsfindung ist Bewertungskompetenz erforderlich. Das heißt in diesem Fall, die Fähigkeit über naturwissenschaftlich geprägte Fragestellungen zu urteilen und zu entscheiden.

Bestehende Modelle von Bewertungskompetenz gehen davon aus, dass Menschen vorrangig rational entscheiden. Erkenntnisse der Umwelt und Entscheidungspsychologie besagen jedoch, dass Entscheidungen oft von Emotionen geleitet werden, intuitiv erfolgen und vom jeweiligen Vorwissen abhängig sind.

Hier setzte die von der DBU geförderte Dissertation von Herr Dr. Hannes Sander an. Er konfrontierte Schülerinnen und Schüler mit Dilemmata mit Nachhaltigkeitsbezug in Form kurzer Hörspiele zu den Themen Verkehrsmittel-Auswahl, Installation von Solarzellen, Flugobst und technische Klimabeeinflussung (climate engineering). Anschließend ermittelte er in Interviews, wie die Jugendlichen die jeweilige Situation beurteilten und wie sie sich entscheiden bzw. positionieren würden. Die Interviews waren offen angelegt, d.h. sie gaben den Interviewten Raum eigene Akzente zu setzen.

Herr Dr. Sander analysierte das Interviewmaterial dahingehend, welche teils implizit wirksamen Wissensbestände (Orientierungsrahmen) für die Beurteilung und Entscheidungsfindung herangezogen wurden: Die Jugendlichen berücksichtigten bei ihrer Entscheidungsfindung vor allem Werte, orientierten sich an zeitlichen Abläufen und betrachteten die Position ihrer eigenen Person innerhalb der Gesellschaft.

Er fand heraus, dass Jugendliche stark gemäß ihrem jeweiligen Orientierungsrahmen, d.h. im Kontext ihres gewohnten Wissens, entscheiden. Bewertungskompetenz sollte demnach nicht nur als das Erlernen bestimmter Urteilsstrategien, sondern auch als Reflexionsfähigkeit auf das eigene Wissen verstanden werden.

In unserer Stipendiendatenbank finden Sie weitere Informationen. Außerdem ist die Dissertation unter dem Titel „Orientierungen von Jugendlichen beim Urteilen und Entscheiden in Kontexten nachhaltiger Entwicklung: eine rekonstruktive Perspektive auf Bewertungskompetenz in der Didaktik der Naturwissenschaft“ im Logos-Verlag erschienen.

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