DBU aktuell Nr. 5 | 2022

Informationen aus der Fördertätigkeit der Deutschen Bundesstiftung Umwelt

Das batteriebetriebene Gerät übermittelt die Daten an einen Rechner. Infos über einen akuten Bienennotfall können Imkerinnen und Imker dadurch in Echtzeit erhalten – selbst wenn sie gerade kilometerweit entfernt sind.  © JKI
Das batteriebetriebene Gerät übermittelt die Daten an einen Rechner. Infos über einen akuten Bienennotfall können Imkerinnen und Imker dadurch in Echtzeit erhalten – selbst wenn sie gerade kilometerweit entfernt sind.
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ÄNDERN? - BeeCheck Frühwarnsystem © JKI
Über einen Sensor im Ausflugloch erfasst das Frühwarnsystem „BeeCheck“ spezielle Daten, die mittels einer Analysesoftware präzise Rückschlüsse auf Volksstärke und Vitalität des Bienenvolkes zulassen.
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1.) BeeCheck – Sensorgesteuertes Frühwarnsystem schützt Honigbienen

Honigbienen zählen zu den wichtigsten Blütenbestäubern. Ohne sie wären mehr als 75 Prozent der Kulturpflanzen und damit die Ernährungssicherheit insgesamt stark gefährdet. Schätzungen gehen davon aus, dass der globale wirtschaftliche Nutzen der Bestäubung bei mehr als 250 Milliarden Euro liegt. Doch die Bienen sind im Bestand bedroht – durch die Folgen des Klimawandels ebenso wie durch Parasiten und Pestizide.
Um zu überprüfen, wie es Bienenvölkern geht, hat das Braunschweiger Unternehmen Gero Meßsysteme das sensorgesteuerte Frühwarnsystem „BeeCheck“ entwickelt. Das neue Messsystem kann den Zustand und die Vitalität von Bienenvölkern erfassen, die Daten in Echtzeit übermitteln und so zur Bestandssicherung beitragen. Wissenschaftlich wurde das von der DBU geförderte Vorhaben durch das Braunschweiger Institut für Bienenschutz des Julius-Kühn-Instituts begleitet und für die Feldanwendung optimiert. Dr. Jens Pistorius, Leiter des Instituts für Bienenschutz, hat die Entwicklung des Messsystems mit verhaltensbiologischem Wissen unterstützt.

Software berechnet Daten mit Hilfe von Algorithmen

„Über einen speziellen Sensor im Ausflugloch erfasst das Gerät individuelle Körpermaße und Daten, die erkennen lassen, ob eine Biene ein-, ausfliegt oder im Loch verweilt“, sagt Geschäftsführer Ralf Rosenquist. Eine Analysesoftware berechne die Daten mit Hilfe komplexer Algorithmen. So sind präzise Rückschlüsse auf die Stärke und Vitalität des Bienenvolkes möglich. Mittels zusätzlicher Sensoren könne das Gerät auch Gewichtsänderungen des Bienenstocks sowie wichtige Witterungsdaten wie Temperatur, Luftfeuchte, Niederschlag und Sonnenstand parallel erfassen. „Ziel war es, ein Gerät zu entwickeln, das über Monate autark im Feld eingesetzt werden kann und keine Störung der Bienen verursacht“, so Rosenquist.

Anzahl der Kontrollbesuche kann verringert werden

Das Gerät ist batteriebetrieben und übermittelt die Daten an einen Rechner. So könne die Technik unverzüglich informieren, wenn außerordentliche Ereignisse wie zum Beispiel akuter Bienenschaden oder ein Schwarmvorgang auftreten. Ein weiterer Vorteil: Durch die Autarkie könne die Anzahl der Kontrollbesuche verringert werden, was wiederum den mit den Fahrten zu weiter entfernten Standorten verbundenen Schadstoffausstoß verringere. „Bienen sichern unsere Lebensgrundlagen, indem sie unsere Kulturpflanzen bestäuben und weil die Bestäubung der Wildpflanzen zur biologischen Vielfalt beiträgt. Je früher Imkerinnen und Imker wissen, dass es ihren Bienen schlecht geht, desto eher können sie ihnen helfen“, sagt Dr. Maximilian Hempel, DBU-Abteilungsleiter Umweltforschung und Naturschutz zum DBU-Projekt.

Ein Schwerpunkt ist das Thema Landwirtschaft

Hempel stellt das Projekt beim diesjährigen Deutschen Naturschutztag (DNT) in Hannover vor. Unter dem Motto „Naturschutz jetzt! Natur. Landnutzung. Klima“ findet der DNT vom 28. Juni bis 2. Juli 2022 in Hannover statt, ein Schwerpunkt ist das Thema Landwirtschaft. Im Hinblick auf eine nachhaltige Landwirtschaft ist es das Anliegen der DBU, Nachhaltigkeitsdefizite klar zu benennen, sachlich fundierte Ziele zu definieren und praktikable Lösungsansätze zu erarbeiten. Dabei setzt die DBU, wie im Projekt beschrieben, auch auf die Chancen, die die Digitalisierung bietet.

Weitere Informationen sowie den Abschlussbericht zum Projekt finden Sie unter: https://www.dbu.de/projekt_31643/01_db_2848.html.

Mehr zum Thema Landwirtschaft im Interview:
Ein weiteres Augenmerk der DBU liegt, darauf, Grundwasserressourcen zu schützen und Wasser in der Landschaft zu halten. Angesichts knapper werdender Grundwasser-Reserven mahnt DBU-Experte Dr. Volker Wachendörfer vom DBU-Referat gegenüber dem Evangelischen Pressedienst (epd), dass es eine Trendwende bei den Bewässerungs- und Anbaustrategien in der Landwirtschaft geben müsse.