DBU aktuell Nr. 10 | Oktober 2009

Informationen aus der Fördertätigkeit der Deutschen Bundesstiftung Umwelt

Brückenfiguren aus Carrara-Marmor
Die Brückenfiguren aus Carrara-Marmor auf der Berliner Schlossbrücke sind starken Umwelteinflüssen ausgesetzt.
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Testeinhausung
In der Bildmitte ist die Einhausung einer Figur mit einer ersten Testeinhausung aus neuartigen Materia­lien zu sehen, die gegenwärtig erprobt wird.
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2.) Brückenfiguren erhalten »Schutzmantel«

Anthropogene Umweltschäden an Denkmälern stellen ein großes Problem dar, dem häufig nur mit aufwändiger Methodik und modernster Technik beizukommen ist. In den vergangenen Jahrzehnten wurde eine große Anzahl an Kulturdenkmälern durch Luftschadstoffe stark geschädigt. Auch die 1822-1823 von Karl Friedrich Schinkel errichtete Schlossbrücke in Berlin ist davon betroffen. Gerade die acht Brücken­figuren aus Carrara-Marmor sind gefährdet. Sie sind wertvolle Originalskulpturen und wurden im Gegensatz zur üblichen Praxis nicht durch Kopien ersetzt. Die Brückenfiguren sind tagtäglich anthropogenen Umwelteinflüssen ausgesetzt: Die Verkehrsachse Unter den Linden wird im Schnitt pro Tag von rund 32.000 Fahrzeugen (Jahr 2004) genutzt.

Das relativ hohe Fahrzeugaufkommen ist Ursache der intensiven Konzentration von Luftschadstoffen, die auf den empfindlichen Carrara-Marmor einwirken. Stickoxide, aber auch Feinstaub und Ruß sowie verschiedene andere Emissionen, sind nachweisbar. Die Verbindung einer intensiven anthropogenen Schadstoff­belastung, die in wässriger Lösung auf die empfindliche Oberfläche des Carrara-Marmors einwirkt, mit den jahreszeitlichen Temperaturschwankungen und den winterlichen Frost-Tau-Wechseln führt zu einer besonderen Gefährdung des Marmors. Im Rahmen des Projekts des Landesdenkmalamts Berlin werden die Konservierungsmethoden der Brücken­figuren und das 2003 erstellte Pflege- und Wartungskonzept »Unter den Linden« weiterentwickelt. In Zusammenarbeit mit der Technischen Universität Dresden, der Bundesanstalt für Materialprüfung Berlin, dem Geowissenschaftlichen Zentrum der Universität Göttingen und der Berliner Universität der Künste entsteht dabei eine Einhausung für die Brückenfiguren, die technische Innovation mit einer funktionalen und zeitgemäßen Gestaltung modellhaft verbinden soll. Die Einhausung von Denkmälern mit Holz in der kalten Jahreszeit hat eine lange Tradition, wenngleich die positive Wirkung dieser Maßnahmen und  die genaue Wirkungsweise bisher jedoch nicht bekannt sind. Der Aufbau der Holzeinhausungen ist zudem umständlich, und die Lagerung über die warme Jahreszeit erfordert viel Platz, außerdem ist die Sichtbarkeit des Denkmals in den Wintermonaten so nicht gegeben. In dem geförderten Projekt werden deshalb neuartige Einhausungen mit unterschiedlichen Materialen untersucht und in Bezug auf die mikroklimatischen Bedingungen getestet.

In umfangreichen Messreihen sollen ferner die Auswirkungen der Verwendung einer neuartigen Einhausung mit der einer traditionellen Holzeinhausung bzw. der freien Bewitterung verglichen werden. Das Projekt besitzt im Bereich der Konservierungs­methoden an umweltgeschädigten Standbildern internationalen und nationalen Modellcharakter.